Hamburg. Fremde Frauen gehen an der Alster in Hamburg spazieren. Eine Aktion nach New Yorker Vorbild. Lesen Sie hier, was dahinter steckt.

  • Der Andrang von mehr als 200 Frauen überraschte die Organisatorin
  • Der nächste Termin für den besondere Frauenbummel steht schon fest
  • Auf dem Spaziergang können fremde Frauen miteinander plaudern und sich kennenlernen

Sie sind neu in Hamburg, sie sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und möchten andere Frauen kennenlernen: Mehr als 200 junge Frauen haben sich deshalb am Sonntag beim Hamburg Ladies Stroll zum Spaziergang an der Alster getroffen – was schon in New York und Chicago begeistert, kommt auch hier gut an.

Fremde Frauen gehen spazieren – Tradition aus New York in Hamburg
Fremde Frauen gehen spazieren – Tradition aus New York in Hamburg

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    Es sieht aus wie eine Demonstration, manche Passanten an der Alster in Höhe der Straße Bellevue sprechen von einer Völkerwanderung und wundern sich über diesen Pulk an jungen Menschen, der an ihnen vorüberzieht: Dabei sind es nur Frauen, die bei Sonnenschein teilweise mit einem Becher Kaffee in der Hand spazieren gehen und dabei miteinander ins Gespräch kommen. Fünf Hunde sind auch dabei.

    Alster: Zum vierten organisierten Bummel kamen mehr als 200 Frauen

    Hamburg Ladies Strol: Vom Heilwigpark geht es rund vier Kilometer bis zum Schwanenwik:  Rund 200 Frauen folgten Ronja Schulz (vorn), die das Event organisiert.
    Hamburg Ladies Strol: Vom Heilwigpark geht es rund vier Kilometer bis zum Schwanenwik: Rund 200 Frauen folgten Ronja Schulz (vorn), die das Event organisiert. © Genevieve Wood | Genevieve Wood

    Beim vierten Hamburg Ladies Stroll war Organisatorin Ronja Schulz überrascht von der Menge an Frauen, die Kontakte knüpfen wollen. Beim ersten Mal vor wenigen Wochen waren lediglich 26 Frauen am Start, jetzt waren es mehr als 200 Kontaktfreudige. Ronja Schulz hat den Spaziergang offiziell bei der Polizei angemeldet und sich eine Route ausgesucht, auf der möglichst keine Fußgängerampeln sind. „Es ist sonst nicht so leicht, diese vielen Menschen zusammenzuhalten und gut über die Straße zu bringen“, sagt sie.

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    Ronja Schulz über den Hamburg Ladies Stroll

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      Die 26-Jährige ist wegen des Modedesign-Studiums im Oktober von Frankfurt nach Hamburg ins Schanzenviertel gezogen und hatte die Idee zum Hamburg Ladies Stroll – frei übersetzt: ein Bummel durch Hamburg. „Ich glaube, jedes Mädchen findet es super, an einem sonnigen Tag mit einem Kaffee herauszukommen und spazieren zu gehen, und zwar nur unter Mädels ohne Männer mit Datingabsichten.“

      Hamburg Ladies Stroll – auf vier Kilometern Zeit zum Klönen

      Auf die Idee, diesen Sozial-Spaziergang zu organisieren, kam sie, weil sie auch Schwierigkeiten hatte, in einer fremden Stadt neue Leute zu treffen. Und das ist ja das Ziel dieses Spazierganges, von dem sie selbst bereits profitiert hat: „Ich habe schon drei, vier Mädels dadurch kennengelernt, mit denen ich regelmäßig Kontakt habe.“ Männer übrigens gehören nicht mit zu dem Konzept. Es ist ausschließlich für Frauen gedacht. „Männer gehen meist ohnehin nicht gern spazieren“, sagt Ronja Schulz und lacht.

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      Drei bis vier Kilometer lang ist der Frauen-Bummel an diesem Sonntag und führt vom Heilwigpark in Hamburg-Harvestehude zum Schwanenwik auf der Uhlenhorst. Und geplaudert wird die gesamte Stunde lang, niemand scheint allein zu sein. „Wo kommst du her? Was studierst du? Guck mal da drüben, die Elbphilharmonie, oh, wie schön ist das Wetter heute“. Alle sind in Gespräche vertieft.

      Alster: „Hier haben alle Leute das gleiche Ziel und sind offen für neue Kontakte“

      So wie Finja Brandau, die ursprünglich aus Cuxhaven stammt und nun in Hamburg als Pressesprecherin arbeitet. „Gerade zur Corona-Zeit war es schwierig, Anschluss zu finden. Über die Arbeit lernt man zwar Leute kennen, aber solche Events sind schon anders und cool.“ Das Besondere daran: „Hier haben alle Leute das gleiche Ziel und sind offen für neue Kontakte.“

      Finja kam gleich ins Gespräch mit Franka Bach. Sie ist vor einem Monat von Münster nach Alsterdorf gezogen, um in Hamburg ihren Master zu machen im Bereich Personalmanagement. „In der Natur zu sein, spazieren zu gehen und Leute kennenzulernen, ist eine super Kombi“, sagt die 23-Jährige. Zurzeit macht sie ein Praktikum, aber Kontakte in der Freizeit sind da noch nicht entstanden. „Die Kollegen dort sind meistens doch älter als ich.“

      Auch Franka Bach (li.) und Finja Brandau waren beim Hamburg Ladies Stroll an der Alster dabei und lernen sich kennen.
      Auch Franka Bach (li.) und Finja Brandau waren beim Hamburg Ladies Stroll an der Alster dabei und lernen sich kennen. © Genevieve Wood | Genevieve Wood

      Anders als etwa bei einem organisierten Treffen zum Beispiel in einem Café, geht es bei einem Spaziergang unkompliziert zu: Wer plaudern möchte, plaudert. Und wenn sich kein Gespräch ergibt oder man doch keine Lust mehr hat, fällt es auch nicht weiter auf. Wenn es ganz blöd läuft, sagt die 26-jährige Amy, könne man ganz leicht ausscheren.

      Alster: Am Sonntag geht es wieder vom Heilwigpark zum Schwanenwik

      Diese Option zu haben, sei auch der Reiz dieses Bummels. Das scheint aber kaum jemand wahrzunehmen. Am Ziel am Schwanenwik ist die Gruppe nicht kleiner geworden. „Wenn es wieder so viele sind, müsste man darüber nachdenken, die Gruppe zu teilen“, sagt Organisatorin Ronja Schulz.

      Der nächste Hamburg Ladies Stroll ist am Sonntag, 14. April. Treffpunkt um 12 Uhr wieder im Heilwigpark in Hamburg-Harvestehude.