Hamburg. Der Hamburger Zoo ist der einzige Europas, in dem ein Tannenzapfenechsen-Baby lebt. Gerade ist es aus dem Winterschlaf erwacht.
Noch scheint die kleine Tannenzapfenechse nicht ganz wach zu sein. Mit ihren Eltern und einer Tante liegt sie am Freitag fast bewegungslos in einer Plastikbox, die Tierpfleger Florian Ploetz gerade aus dem „Backstage-Bereich“ des Tropenaquariums im Tierpark Hagenbeck geholt hat. Doch der Schein trügt. Als er sie auf die Waage legt, macht sie sofort einen Buckel und streckt mehrmals ihre blaue, gespaltene Zunge raus. Das sieht irgendwie frech und niedlich aus.
In der Natur – Tannenzapfenechsen leben in Australien – soll die farbige Zunge Feinde abschrecken. Viel mehr, um sich zu retten, haben die Schuppentiere nicht. Ihre Beine sind zu kurz um wegzurennen; ihre Zähnchen zu harmlos, um richtig zuzubeißen. Die Tiere hätten generell einen „entspannten Lebensstil“, so Ploetz. Und außerdem sind diese ja auch vor Kurzem erst aus dem Winterschlaf erwacht – so, wie derzeit eigentlich der ganze Tierpark.
Tierpark Hagenbeck: Echsen waren für Winterschlaf im Kühlschrank
Die Tannenzapfenechsen haben ihre Auszeit in einem Kühlschrank verbracht, in absoluter Winterstarre. Heute wird kontrolliert, ob sich ihr Gewicht einigermaßen gehalten hat. Danach sollen sie wieder ins Terrarium zurück, das sie sich mit einigen Dornschwanzskinks teilen. 130 Gramm zeigt die Waage bei dem Echsenbaby an. Vor dem Winterschlaf waren es 150 Gramm.
„Dafür, dass die kleine Echse seit Dezember nichts mehr gefressen hat, ist dieser Gewichtsverlust völlig in Ordnung“, sagt Ploetz. Sie sei schließlich erst im August geboren und habe sich nicht das ganze Jahr über Winterspeck anfuttern können. Den speichern die Tannenzapfenechsen übrigens in ihrem recht kurzen, dicken Schwanz.
Tannenzapfenechse seit 17 Jahren der erste Nachwuchs in europäischem Zoo
Dass das funktioniert, zeigt die Gewichtskontrolle bei den drei anderen Echsen. Sie wiegen zwischen 410 und 540 Gramm und haben jeweils auch nur rund 20 Gramm verloren – proportional natürlich deutlich weniger als das Baby. Dessen Geschlecht ist nur durch eine aufwendige Untersuchung zu ermitteln, die noch nicht stattgefunden hat.
Egal, ob Männchen oder Weibchen – stolz ist man bei Hagenbeck allemal auf den Nachwuchs. Der komme nämlich bei Tannenzapfenechsen in Zoos äußerst selten vor, betont Tierpfleger Ploetz. „Die kleine Tannenzapfenechse ist seit 17 Jahren der erste Nachwuchs in einem europäischen Zoo.“
Tannenzapfenechsen: Mehrere Faktoren wichtig bei der Haltung
Dass es diesen Zuchterfolg in Hamburg gegeben hat, liege daran, dass man hier alles richtig gemacht habe. Denn bei der Haltung der sensiblen, Hitze gewohnten Echsen müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden:
- Ein „sehr geregeltes Lichtkonzept“ (das ist bei Hagenbeck der Natur nachempfunden und wird alle zwei Wochen angepasst)
- Ein naturnah gestaltetes Gehege (mit rotem Sand, Steinen, trockenen Ästen, Gräsern und Eukalyptuszweigen sieht es tatsächlich aus wie im Outback)
- Ein gut durchdachter Futterplan mit eher trockenen Kräutern und Gräsern statt saftigem Gemüse (denn das gibt es in Australien ja auch nicht)
Tierpark Hagenbeck: Tannenzapfenechsen erkälten sich schnell
Generell müsse man darauf achten, Feuchtigkeit im Gehege zu vermeiden, da sich die Echsen schnell erkälten, so Ploetz. Darüber hinaus müsse man den Echsen die Gelegenheit zum Überwintern (im Kühlschrank) geben, da sich daran die Paarungszeit anschließe. Und man müsse regelmäßig ihr Gewicht kontrollieren, um eine Überfütterung zu vermeiden. Das könne wegen der geringen Bewegungsneigung der Tannenzapfenechsen schnell passieren.
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Nachdem die Echsen gewogen wurden, werden sie in das Terrarium gesetzt. Langsam machen sie sich auf zum geruhsamen Erkundungsgang, krabbeln unter die Äste und kriechen über Steine. Das Baby bleibt anfangs ganz dicht bei der Mutter. Als diese weiterzieht, bleibt es bewegungslos sitzen. So ganz wach ist es offenbar doch noch nicht.