Hamburg. In „Erinnerung an eine starke Frau“, sagte der Chef des Studierendenwerks. Warum die Namensänderung etwas Besonderes ist.
Gut sichtbar prangt das neue Schild vor dem Gebäude am Grandweg: „Studierendenwohnanlage Esther-Bejarano-Haus“, heißt es nun. Die im Juli dieses Jahres verstorbene Holocaust-Überlebende Esther Bejarano hätte gestern ihren 97. Geburtstag gefeiert – in Erinnerung trägt die Wohnanlage nun ihren Namen. Die deutsche Jüdin lebte seit 1960 in ihrer Wahlheimat Hamburg. Nach ihren prägenden Erfahrungen im Nationalsozialismus setzte sie sich ihr Leben lang gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus ein. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt sie für ihren politischen Aktivismus auch das Bundesverdienstkreuz.
„Gegen das Vergessen und für die Erinnerung an eine starke, unerschrockene und mutige Frau“, so beschreibt Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks Hamburg, das Motiv für die Umbenennung. Dass in dem Wohnheim vorwiegend Musikstudierende der Hochschule für Musik und Theater leben, ist kein Zufall: „Esther Bejarano hatte eine ganz besondere Beziehung zu Musik: Sie rettete ihr Leben“, sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne).
Erinnerungskultur: Studentenwohnheim trägt Esther Bejaranos Namen
Die Pianistin konnte das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau nur überleben, weil sie dort im Mädchenorchester für die Nationalsozialisten spielte. „Musik als Sehnsuchtsbrücke, als Lichtblick in der größten Todesfabrik der Welt“, so beschreibt es die Zweite Bürgermeisterin. Nach dem Krieg zog Frau Bejarano nach Israel und studierte dort Gesang. Bis zu ihrem Tod war die Musik ihr ständiger Begleiter. Auch die feierliche Umbenennung des Wohnheims, das 2020 umfassend saniert worden war, wurde von Studierenden musikalisch untermalt.
Der Enkel von Esther Bejarano, Anton Saefkow, der bei der kleinen Zeremonie am Mittwoch dabei war, ist glücklich über die Ehrung seiner Großmutter: „Von dem Geist entspricht es genau dem Ansatz, den Esther verfolgt hat: Ihr war es immer wichtig, dass junge Menschen informiert und aufgeklärt werden.“
Katharina Fegebank sieht in der Umbenennung des Wohnheims außerdem einen Aufruf an die Gesellschaft: „Es ist die Botschaft an uns alle, sich einzusetzen gegen Ungerechtigkeit – und für Zusammenhalt.“