Hamburg. Der Verein „Vom Holocaust zum neuen Leben“ positioniert sich klar: „Es ist an der Zeit, dass an diesem Ort wieder Leben einkehrt.“
In einer emotionalen Presse-Erklärung haben sich 17 Überlebende verschiedener Gettos klar für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge zu Wort gemeldet. „Ein ganzes Leben lang verfolgt uns das Leid und das Unrecht, das uns und unseren Familien angetan wurde – das hinterlässt Spuren. Nichts anderes als gelebtes, lebendiges Judentum, ohne Ausgrenzung, integriert in die Gesellschaft wünschen wir uns – vor allen Dingen für unsere Kinder, Enkelkinder, Urenkel“, heißt es in einer Erklärung des Vereins „Vom Holocaust zum neuen Leben“.
Unterzeichnet haben das Schreiben 17 Hamburger, die als jüdische Kontingentflüchtlinge nach der Wende aus den Staaten der früheren Sowjetunion nach Deutschland kamen.
Bau der Bornplatzsynagoge fördert sichtbares Judentum
Der Bau der Bornplatzsynagoge sei ein großer Schritt in die richtige Richtung: „Sichtbares Judentum, nicht nur ein Gotteshaus, sondern eine Begegnungsstätte. Raum für ein Miteinander und Austausch. Präsent und prächtig“, heißt es weiter in der Erklärung.
Sie geht auch auf einen Punkt ein, der den Gegnern des Wiederaufbaus am Herzen liegt: Diese fürchten nicht nur allgemein, dass Geschichte wie die Zerstörung der Synagoge vertuscht wird, sondern sorgen sich konkret um den bestehenden Gedenkort am Bornplatz. Seit 1988, dem 50. Jahrestag der Zerstörung in der Reichspogromnacht, zeichnet ein Bodenmosaik der Künstlerin Margrit Kahl den Grundriss und das Deckengewölbe der Synagoge auf dem Boden ab.
Bornplatzsynagoge würde einen Neuanfang bedeuten
„Das Bodenmosaik ist ein guter Schritt gewesen, auf die Ungerechtigkeit der Zerstörung der Bornplatzsynagoge aufmerksam zu machen. Nun ist es an der Zeit, dass an diesem Ort wieder Leben einkehrt“, schreiben die Ghetto-Überlebenden. „Wir sprechen nicht von Wiedergutmachung, denn nichts auf der Welt könnte das Grauen des damals Geschehenen wieder gutmachen, aber von einem Neuanfang.“
Die Bornplatzsynagoge war die größte frei stehende Synagoge Norddeutschlands, ein sichtbares Zeichen in der Stadt Hamburg dafür, dass Judentum eine bedeutende Rolle im Stadtgeschehen gespielt hat. „Genau das wünschen wir uns heute auch und finden es wichtiger als je zuvor.“ Für diesen Wunsch käme nur ein Ort in Frage – „und das ist die Bornplatzsynagoge“. Die Erklärung endet mit dem Satz: „Um Vorurteilen Herr zu werden, betrachten wir es als notwendig, uns zu zeigen.“ Es gehe um Transparenz.
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Mehrheit der Juden für Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge
„Ich kenne die Unterzeichner persönlich“, sagt Yohana Hirschfeld, Mitglied der jüdischen Gemeinde in Hamburg, die die Erklärung verschickt hat. „Einige Holocaust-Überlebende haben sich zuletzt sehr deutlich gegen den Wiederaufbau der Synagoge positioniert. Das ist in der Gemeinde sehr schmerzlich aufgenommen werden.“
Sie verweist darauf, dass es in Hamburg keine Spaltung zwischen orthodoxen und liberalen Juden gäbe. „Die ganz große Mehrheit ist für den Wiederaufbau. Denn die Synagoge in der Hohen Weide ist zu klein.“