Hamburg. Geff Harrison liefert die Show, die Nachbarn wiegen sich im Takt. Wie der Sänger den Stadtteil während der Krise bezaubert. Im Video!

Jeden Abend schlüpft Geff Harrison in sein Jackett, legt sich seinen eleganten Schal um, schaltet seinen Verstärker an und dann geht’s los auf die Bühne. Seine Bühne ist in diesen Tagen die Straße. Genauer die Gustav-Falke-Straße in Eimsbüttel.

Dort gibt der 73-Jährige in seinem Vorgarten hinter der Hecke jetzt immer private Konzerte für seine Nachbarn. Damit ihn alle sehen, steigt er auf einen kleinen Hocker. Und doch ragt er kaum über die Hecke. Immer an seiner Seite ist Ehefrau Bärbel.

Geff Harrison singt in Hamburg gegen Corona an

Wenn Geff Harrison loslegt, dann klingt das so, als sei das Rod Stewart, der da singt. „I am sailing“ tönt es über die ganze Gustav-Falke-Straße, die Nachbarn stehen auf ihren Balkonen und wiegen sich im Takt. Auf der Parkpalette zwischen den Autos stehen Passanten und klatschen.

Selbstverständlich immer im nötigen Sicherheitsabstand zueinander. „Am Sonntagabend war die Polizei hier gucken und war zufrieden“, berichtete Harrison einen Tag später.

Harrisons Stimme ist rauchig wie die von Rod Stewart, und ein ähnliches Alter haben die beiden Briten auch. Geff Harrison stammt ursprünglich aus Manchester im Norden Englands. Und wenn er Deutsch spricht, ist der sympathische britische Akzent nicht zu überhören. Auch nach 40 Jahren in Deutschland nicht.

Aber er redet nicht viel in der kommenden Stunde. Seine Leidenschaft ist das Singen. Nur zwischen den einzelnen Stücken sagt er mal: „Wir müssen etwas gegen diesen ganzen Wahnsinn machen“, und meint damit die Corona-Krise. Sein Mittel dagegen ist die Musik.

Der Rod Stewart von Eimsbüttel sorgt für Gänsehaut

Oder er fordert alle auf, für die Ärzte und Krankenpfleger zu klatschen. Das wird sofort gemacht. Und wenn er dann auch noch „Stand by me“ von Ben E. King singt, ist das ein ganz großer Gänsehautmoment. „Hamburg muss zusammenhalten“, sagt Harrison.

Und in diesem Moment ist das ganz selbstverständlich und fühlt sich gut an. Aus zufälligen Passanten und den Nachbarn wird für wenige Augenblicke eine große Gemeinschaft.

Der Rod Stewart von Eimsbüttel

Geff Harrison ist der Rod Stewart von Eimsbüttel: Der Brite singt während der Coronakrise in einem Vorgarten in der Gustav-Falke-Straße für seine Nachbarn und wird bejubelt.
Geff Harrison ist der Rod Stewart von Eimsbüttel. © Funke Foto Services | Michael Rauhe
Geff Harrison ist der Rod Stewart von Eimsbüttel: Der Brite singt während der Coronakrise in einem Vorgarten in der Gustav-Falke-Straße für seine Nachbarn und wird bejubelt.
Der Brite singt während der Coronakrise in einem Vorgarten in der Gustav-Falke-Straße für seine Nachbarn. © Funke Foto Services | Michael Rauhe
Geff Harrison ist der Rod Stewart von Eimsbüttel: Der Brite singt während der Coronakrise in einem Vorgarten in der Gustav-Falke-Straße für seine Nachbarn und wird bejubelt.
Passanten stehen zwischen den Autos und lauschen dem Gesang seiner rauchigen Stimme. © Funke Foto Services | Michael Rauhe
Geff Harrison ist der Rod Stewart von Eimsbüttel: Der Brite singt während der Coronakrise in einem Vorgarten in der Gustav-Falke-Straße für seine Nachbarn und wird bejubelt.
Harrison singt Oldies, etwa von Rod Stewart und Joe Cocker. © Funke Foto Services | Michael Rauhe
Geff Harrison ist der Rod Stewart von Eimsbüttel: Der Brite singt während der Coronakrise in einem Vorgarten in der Gustav-Falke-Straße für seine Nachbarn und wird bejubelt.
Damit er etwas über die Hecke seines Vorgartens ragt, steht er auf einem Hocker. Dabei ist auch seine Frau Bärbel. © Funke Foto Services | Michael Rauhe
Geff Harrison ist der Rod Stewart von Eimsbüttel: Der Brite singt während der Coronakrise in einem Vorgarten in der Gustav-Falke-Straße für seine Nachbarn und wird bejubelt.
Vor jedem Auftritt wirft Harrison sich den eleganten Schal um. Mit seinen Auftritten begeistert er die Nachbarschaft. © Funke Foto Services | Michael Rauhe
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Es sind Oldies, die Geff im Repertoire hat – von Rod Stewart über Fats Domino bis Elvis und Joe Cocker. „Tonight’s the Night“ singt er, „Simply the best“ von Tina Turner und, und, und. 20 Songs werden es am Ende sein.

Geff Harrison hatte bis Weihnachten 49 Konzerte geplant

Seit dem 1. April gibt Harrison regelmäßige Konzerte. Bis Weihnachten hatte er 49 Konzerte geplant, in ganz Deutschland. Er tritt immer noch in Clubs auf, in Altenheimen. „Dann wurden alle abgesagt“, erzählt er. Also kam die Idee, einfach hier zu singen. In England hatte er die Band „Some other Guys“, mit denen er auch in den legendären Star Club kam.

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Hamburg gefiel ihm so gut, dass er irgendwann einfach blieb. „Ich habe mich in die Stadt verliebt.“ Und später dann auch in seine Frau Bärbel Triebel (70). Sogar in der Fernsehshow „The Voice Senior“ hatte er seinen großen Auftritt, schaffte es unter die letzten acht. Er ist eben beliebt.

Nachbarin bringt Champagner: "Hast du dir verdient"

Während er singt, kommt eine Nachbarin mit einer Flasche Champagner. „Die hast du dir verdient. Du gibst uns das Gefühl: Da macht einer wenigstens irgendetwas“, sagt sie. Am Vortag hatte Jorgos vom gleichnamigen griechischen Restaurant gegenüber eine Flasche Rosé vorbeigebracht, einfach so.

Den Menschen tut die Musik gut und dass da jemand wie Geff Harrison steht und gute Stimmung verbreitet und mal an etwas anderes denken lässt. „Es liegt doch an uns“, sagt Geff Harrison.