Eimsbüttel. Im Eimsbütteler „Juwelier“ wechseln sich Menschen aus Syrien, Afghanistan und Eritrea fünf Wochen lang in der Küche ab.

In der kleinen, offenen Küche des Restaurants Juwelier herrscht reger Betrieb. In der Luft liegt der Duft von orientalischen Gewürzen und frisch gebackenem Tonofenbrot. Saif Aldeen Alkhateeb (20), Ayman Ahmad (30) und die anderen Köche sind damit beschäftigt, bunte Schüsselchen mit Taboulé und Hummus für die Vorspeise anzurichten. Die beiden Syrer sind Teil des Projekts „Juwelier des Ostens“: Fünf Wochen lang kochen in dem Restaurant an der Weidenallee Flüchtlinge Spezialitäten aus ihrer Heimat. So wird das Juwelier zum Treffpunkt europäischer, orientalischer und afrikanischer Kultur.

Bis zum 3. September geht das so – mit Unterstützung von Restaurantbesitzer und Chefkoch Lutz Bornhöft und seiner Crew. Die acht Gastköche und Köchinnen stammen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea und betätigen sich abwechselnd in der Küche des Juweliers. Der Hamburger Künstler Filomeno Fusco entwickelte gemeinsam mit Bornhöft das Konzept für den „Juwelier des Ostens“. Das Projekt soll nicht nur kulinarische Vielfalt vermitteln, sondern vor allem die Menschen verbinden, die die Speisen zubereiten und genießen. Der vielseitig sozial engagierte Künstler betont, es gehe um das Mitein­ander, das gemeinsame Kochen und Essen stehe im Vordergrund.

Projekt entstand in Weinlaune

Die Idee für das Projekt stamme aus einer Weinlaune, so Chefkoch Lutz Bornhöft. Er wollte sich eigentlich eine Auszeit nehmen und ein paar Wochen Urlaub machen. Sein Restaurant für einen so langen Zeitraum zu schließen, kam für ihn jedoch nicht in Frage. So kam ihm die Idee für die Gastküche. Für ihn geht es darum, das Thema Flüchtlinge „kulinarisch neu aufzuwickeln“. Er sagt, er wolle die Krisensituation mit dem Wesentlichen verbinden, dem Essen. Dies solle „ohne Grenzen“ serviert werden. Die Arbeit mit den Gastköchen machte ihm dann jedoch so viel Spaß, dass er kurzerhand auf einen Teil seines Urlaubs verzichtete, um zu Beginn in der Küche unterstützend zur Seite zu stehen.

Die Vorspeise der kulinarischen „Rundreise“ besteht unter anderem aus Hummus (l.) und Taboulé (r.)
Die Vorspeise der kulinarischen „Rundreise“ besteht unter anderem aus Hummus (l.) und Taboulé (r.) © HA | Marcelo Hernandez

Die Gäste erwartet im Juwelier eine kulinarische „Rundreise“ vom Nahen Osten bis nach Afrika. Das Menü besteht aus 4 Gängen und kostet 24,50 Euro pro Person. Zusätzlich gibt es den eigens hergestellten Mokka der Kaffeerösterei Black Delight. Das Menü setzt sich aus verschiedenen Spezialitäten aus der Heimat der Projektteilnehmer zusammen. Die Gastköche haben keine gastronomische Ausbildung. „Sie kochen, wie sie es von zu Hause kennen“, sagt Bornhöft. Gemeinsam mit der deutsch-libanesischen Dolmetscherin und Bornhöfts Team haben die Teilnehmer die Rezepte für die Menüs erarbeitet und nach den Ansprüchen der gehobenen Küche verfeinert.

DJs sorgen für musikalische Untermalung

Die Zusammensetzung des Menüs wechelt täglich mit der Belegschaft. Als Vorspeise gibt es heute beispielsweise einen Rote-Bete-Hummus, einen klassischen Hummus mit Lammhack, Taboulé (libanesischer Bulgursalat), gefüllte Datteln und Saltan Z (orientalische Gewürzmischung) mit Olivenöl und Brot.

Für die musikalische Untermalung sorgen in unregelmäßigen Abständen Hamburger DJ’s wie Plazebo, International Idiot und Erobique sowie Musiker der Gruppe „Friends without Frontiers“ von der Embassy of Hope des Thalia-Theaters.

Das Projekt wird durch die Hamburgische Kulturstiftung gefördert. Mit dem Zuschlag aus der Ausschreibung „Freiräume! Fonds für kulturelle Projekte mit Geflüchteten“ konnte ein Großteil der Ausstattung finanziert werden. Die laufenden Kosten sollen größtenteils durch den Betrieb des Restaurants erwirtschaftet werden. Das Projekt wird zudem durch viele Sachspenden unterstützt. Fünf der acht Gastköche werden für ihre Arbeit bezahlt – bei den anderen sei dies aufgrund ihres Asylstatus nicht möglich, sagt Fusco.

Lutz Bornhöft, Inhaber des „Juwelier“
Lutz Bornhöft, Inhaber des „Juwelier“ © HA | Marcelo Hernandez

Zurück in der Küche: In einer kurzen Atempause erklärt Saif Aldeen Alkhateeb, das Kochen sei für ihn ein Hobby. Der Syrer lebt seit eineinhalb Jahren in Hamburg, spricht sehr gut Deutsch und möchte gerne Medizin studieren. Er erzählt, der Kontakt zu den Projektleitern sei über eine Kollegin beim Praktikum in einer Schulkantine zustande gekommen. Sein Kollege Ayman Ahmad stammt ebenfalls aus Syrien. Der Heizungsmonteur lebt seit zwei Jahren in Hamburg und hat sich kürzlich verlobt. Bestätigung bekommen die Hobby-Köche vor allem von den Gästen: Bisher gab es nur positive Reaktionen.