Niendorf. Weil die Hydraulik eines Spezialkrans streikte, war der enge Zeitplan nicht zu halten. Die Autobahn muss daher erneut gesperrt werden.

Alles war minutiös geplant. Doch dann funktionierte einer der beiden Spezialkräne nicht. So wurde am Ende die neue A-7-Brücke am Niendorfer Gehege am Wochenende lediglich halb fertig. „Wir haben nur fünf der zwölf Brückenfertigteile auf die vorbereiteten Pfeiler aufsetzen können“, sagte Christian Merl, Sprecher des Baukonsortiums Via Solutions Nord, am frühen Sonntagmorgen.

Wer auf der Autobahn unterwegs ist, muss allerdings zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass nur gut die Hälfte der Brücke steht. Vom Norden kommend fällt einem zunächst der helle Beton der neuen Widerlager ins Auge. Erst kurz vor dem Bauwerk ist zu sehen, dass die Brücke lediglich die linke Fahrbahnhälfte überspannt. Auf der rechten Seite ruht gerade mal ein Betonfertigteil auf den Pfeilern.

Betonteile wurden in Sachsen vorgefertigt

Dabei hatten die Bauingenieure von Via Solutions Nord eigentlich alles gut vorbereitet. „Im Januar wurde mit den Arbeiten begonnen“, sagte Bauleiter Michael Bieräugel. Erst platzierte man die Baupfähle im Boden. Darauf errichteten die Straßenbauer das Fundament für die Widerlager und Pfeiler. Anschließend wurden diese aus Beton gegossen.

Derweil wurden im sächsischen Bautzen die zwölf bis zu 80 Tonnen schweren Spannbetonteile vorgefertigt. Am vergangenen Donnerstag starteten dann in Sachsen zwölf Speziallastkraftwagen und transportierten die Brückenteile – zumeist nachts – pünktlich nach Hamburg. Fein aufgereiht standen sie Sonntagnacht auf der Baustelle. Ihre blinkenden Warnleuchten waren weithin zu sehen.

Notdienst des Kranherstellers kam in der Nacht

Doch dann machten Hydraulikprobleme bei einem der Spezialkräne – mit ihrer Hilfe werden die Betonfertigteile auf die Pfeiler aufgesetzt – den Ingenieuren von Via Solutions Nord einen Strich durch die Planung. Anfangs hatten sie die Hoffnung, dass der Fehler sich beseitigen lassen würde. Doch selbst der noch in der Nacht herbeigerufene Notdienst des Kranherstellers konnte nicht helfen.

Inzwischen hatten die Arbeiten mit dem intakten Kran begonnen. 30 Meter lang ist so ein Brückenteil, und es bedurfte einer ruhigen Hand, die rund 80 Tonnen über alle Köpfe hinweg sanft in die vorgesehene Position zu bugsieren. Auch wenn es sich einfach anhört: Die Arbeiten verliefen manchmal quälend langsam. Immer wieder mussten die Brückenexperten nachjustieren, damit das Fertigteil auch zentimetergenau an dem vorgesehenen Ort abgelegt werden konnte.

Brücke muss für A -7-Ausbau verbreitert werden

Die gesamte Brücke ist gut 80 Meter lang. Allerdings haben die Kons­trukteure sie in zwei Abschnitte aufgeteilt, sodass ein Fertigteil lediglich eine Richtungsfahrbahn überspannen muss. Wenn die Brücke einmal fertig ist, sollen über jede A-7-Fahrspur sechs nebeneinander gelegte und miteinander verbundene Teile führen. Am Wochenende ging es zunächst darum, die Grundkonstruktion zu errichten. Später werden unterschiedliche Fahrbahnschichten aufgetragen.

Die längere Brücke ist notwendig, weil im Zuge der Erneuerung die A 7 an dieser Stelle von sechs auf acht Fahrspuren erweitert wird. Das alte Bauwerk – es verbindet das Niendorfer Gehege mit Eidelstedt – reicht aber nur für sechs Spuren.

Ingenieure hatten nur elf Stunden Zeit

Ingenieurtechnisch ist die Brücke am Niendorfer Gehege keine große Herausforderung. „Bei einem Projekt auf der A 8 haben wir acht solche Bauwerke errichtet“, sagte Bieräugel. Kompliziert wurden die Bauarbeiten vielmehr dadurch, dass die Ingenieure lediglich elf Stunden zur Verfügung hatten. Die Behörden in Hamburg und Schleswig-Holstein ließen über eine längere Sperrung der A 7 nicht mit sich reden.

Das hat einen guten Grund, denn das von der Sperrung betroffene Teilstück gehört zu den am meisten befahrenen Autobahnabschnitten Deutschlands. Täglich passieren im Durchschnitt rund 165.000 Fahrzeuge die Strecke. Am Wochenende sind es zwar weniger, aber für Sonntagmorgen rechneten die Planer mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen durch Urlauber.

Behörden wollten Stau vermeiden

„Viele Menschen aus Bundesländern, in denen Fronleichnam gefeiert wurde, nutzten das lange Wochenende zu einem Kurzurlaub im Norden“, sagte Christian Merl. Die zu erwartenden Rückreisewelle veranlasste die Planer daher, die Arbeiten am frühen Sonntagmorgen abzubrechen und die Autobahn wie geplant nach elfstündiger Sperrung wieder freizugeben. „Wir wollten vermeiden, dass sich kilometerlange Staus bilden“, sagte Merl.

Dass die A 7 wegen der Brücke am Niendorfer Gehege erneut gesperrt werden muss, ist sicher. Unklar war Sonntag jedoch, wann das geschieht und ob man sich beim nächsten Mal für zwei Teilsperrungen – jeweils eine Fahrbahn pro Nacht – entscheidet. „Das wird jetzt so schnell wie möglich mit den zuständigen Behörden besprochen“, sagte Merl. Unproblematischer wird eine Sperrung nicht. Da demnächst die Ferien ins Haus stehen und die alte Brücke im Herbst abgerissen wird, muss die neue einsatzbereit sein.