Eimsbüttel. Das älteste Schwimmbad Hamburgs wurde vier Jahre lang zur Kaifu-Sole umgebaut. Die historische Bausubstanz wurde erhalten.

Das Kaifu-Bad an der Straße Hohe Weide, eines der beliebtesten Hamburger Schwimmbäder, wird um eine Attraktion reicher: Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde in den vergangenen Jahren eine direkt neben der Schwimmhalle liegende weitere Halle komplett umgestaltet und in Teilen neu aufgebaut. Unter anderem wurde das Dach vollständig ausgetauscht.

Das Besondere: Die historische Bausubstanz von 1895 wurde weitgehend erhalten, der Rest ist supermodern und erfüllt hohe Ansprüche. Entstanden ist die Kaifu-Sole – eine Wohlfühloase der Superlative. Der Bau ist nach rund vierjähriger Bauzeit mittlerweile fertiggestellt, offiziell beginnt der Betrieb am 8. Januar. Vorher müssen noch einige Restarbeiten erledigt werden, auch gilt es, die Wassertechnik „einzusteuern“, wie es heißt.

Gesamtkosten des Umbaus belaufen sich auf über 8 Millionen Euro

Die Bauarbeiten waren extrem aufwendig und schwierig, erläutert Betreiber Bäderland. Denn die rund 120 Jahre alte Schwimmhalle war nicht nur altersbedingt ziemlich marode, sondern auch für die Nutzung als Solebad ungeeignet. Der hohe Salzgehalt von sechs Prozent greift normale Metallkon­struktionen naturgemäß stark an. Entsprechend musste die Anlage nicht nur umgebaut, sondern auch für die Funktion als Solebad aufgerüstet werden. Gesamtkosten laut Bäderland: 8,8 Millionen Euro.

Eine Gruppe geladener Gäste konnte sich die umgestaltete Badehalle Donnerstagabend schon einmal ansehen. Der Gesamteindruck, das vorab, ist großartig. Da sind zunächst die vielen mit Ziegeln ausgemauerten und von Säulen gestützten Rundbögen. Völlig symmetrisch auf beiden Seiten der Halle angelegt, wirken sie prachtvoll, zugleich aber auch rustikal. Laut Bäderland-Sprecher Michael Dietel ist die Salztherme in ihrer Art und Größe im gesamten norddeutschen Raum einmalig, mit ihr werde einem „beinahe vergessenen Stück Hamburger Badekultur“ neuer Glanz verliehen.

Das Becken hat eine Ausdehnung von 17 mal elf Metern, die Wassertemperatur liegt bei 32 Grad, der Salzgehalt bei sechs Prozent.

„So eine Umgestaltung klingt zunächst einfach, stellt uns Architekten aber vor nicht alltägliche Herausforderungen“, sagte Manfred Voss vom ausführenden Architekturbüro Markovic Ronai Voss (MRLV).

Die Konstruktion aus Holz sollte dem hohen Salzgehalt standhalten

Überspannt wird das Becken von einer hoch gewölbten hölzernen Dachkonstruktion, die an mehreren Stellen durch große Fenster den Blick in den Himmel freigibt. Die Kombination aus den Naturmaterialien Holz und Stein wirkt einerseits warm, andererseits mächtig und stabil. „In Zukunft kann hier im Flair historischer Mauern geschwommen und relaxt werden“, verspricht Bäderland.

Fünf Jahre aufwendige Arbeit sind dem vorausgegangen. Zunächst musste der Bau fast vollständig entkernt werden, unter anderem wurden die in die Jahre gekommenen Umkleidekabinen, Schränke und Fußböden herausgerissen, beziehungsweise erneuert – und das alles unter den wachsamen Augen des Denkmalschutzamts. Auch der Eingangsbereich wurde neu gestaltet, außerdem gibt es Entspannungsräume und eine neue Terrasse.

Letztlich blieben nur die Außenwände und die steinernen Gewölbe in der Halle stehen. Dass das Dach völlig abgetragen und aus Holz neu gebaut wurde, hängt mit dem Zwang zusammen, möglichst kein Metall zu verarbeiten. Ein normales Schwimmbad wird komplett ohne Sole betrieben, und von den herkömmlichen Solebädern haben die wenigsten einen Salzgehalt von mehr als drei Prozent, erläuterte Architekt Voss. Der hohe Salzgehalt der neuen Sole hätte eine Dachkonstruktion mit Metallelementen binnen kürzester Zeit so stark angegriffen, dass schon bald erneut eine neue Renovierung nötig geworden wäre. „Für ein dauerhaft sicheres Tragewerk musste unsere Konstruktion auch Verbindungen haben, die langfristig halten“, so Manfred Voss.

Den ausführenden Architekten gelang schließlich eine Dachkonstruktion ohne Metallträger und auch ohne Verbindungsstücke aus Metall. Die wenigen Metallteile, die im Dach zu sehen sind, dienen lediglich als Montagehilfe und haben keine statische Funktion.

Besichtigung

Die neue Kaifu-Sole öffnet offiziell erst am 8. Januar. Für interessierte Schwimmbadbesucher gibt es aber schon jetzt die Möglichkeit, sich die neu gestalteten Räume in Ruhe anzusehen. Möglich ist das noch bis zum 23. Dezember, wochentags jeweils von 11 bis 13 Uhr und von 18.30 bis 20 Uhr.

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Das Salz stammt aus der Sülbecker Thermalsole

Das Kaifu-Bad, nicht zu verwechseln mit der benachbarten Kaifu-Lodge (mit der allerdings eine Kooperation besteht), hat eine 120-jährige, abwechslungsreiche Geschichte. Es wurde 1895 als „Volksbadeanstalt“ erbaut und gilt als älteste und größte Schwimmbadanlage Hamburgs. Neben den zwei Hallen gehört auch das Außenbecken samt Liegewiesen und Sprungturm dazu. Das jetzige Solebad war ursprünglich die Männerbade­anstalt. Damals integrierte man unter anderem einen zweigeschossigen Trakt mit Wannenbädern in den Bau. Die andere Halle kam erst zehn Jahre später hinzu. Da sie deutlich größer ist als der Nachbarbau, wurde sie kurzerhand – dem Zeitgeist entsprechend – zum Männerbad umgewidmet, während man den Frauen die ältere (und kleinere) Halle zuwies. Zuletzt wurde sie als Schulschwimmhalle genutzt.

Das Salz für das Kaifu-Solebecken stammt laut Bäderland übrigens ausschließlich aus der Sülbecker Thermalsole. Das Besondere daran: Das natür­liche Steinsalz wird aus 400 Metern Tiefe gefördert, wo es frei von Umwelteinflüssen lagert.