Hamburg. Stadt und Kläger stehen kurz vor einem Kompromiss. Noch in diesem Jahr sollen 190 Flüchtlinge einziehen.

Offenbar hat das juristische Hickhack bald ein Ende: Noch in diesem Jahr sollen die ersten Flüchtlinge in die geplante und umstrittene Unterkunft an der Sophienterrasse in Harvestehude einziehen. Das ehemalige Kreiswehrersatzamt könnte innerhalb weniger Monate fertiggestellt und bezogen werden, berichtet „Spiegel Online“ unter Berufung auf Anwohnerkreise, die gegen die Einrichtung geklagt hatten. Nach Abendblatt-Informationen wollen sich Stadt und Kläger an diesem Wochenende einigen. Verhandelt werde laut dem zuständigen Eimsbütteler Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) bereits seit 14 Tagen. Es gehe nur noch um Details.

Der nun bevorstehende Vergleich sehe vor, dass 190 Flüchtlinge in die Sophienterrasse ziehen, 220 waren ursprünglich vorgesehen. Überwiegend soll es sich um Familien aus Krisengebieten handeln, ein Zaun um das Grundstück sei Bedingung der Kläger, die vom Bezirksamt in die Wege geleitete Änderung des Bebauungsplans wäre mit dem Vergleich hinfällig. Laut Klägerseite sei besonders wichtig, die Unterbringung der Flüchtlinge auf zehn Jahre zu begrenzen.

Hendrikje Blandow-Schlegel, Vorsitzende des Vereins Flüchtlingshilfe Harvestehude, sagte dem Abendblatt: „Ich freue mich, wenn es so kommt, und bin froh, wenn wir loslegen können.“ Die Hilfsbereitschaft im Stadtteil sei groß, das Drängen der Zeit sei von der Klägerseite wohl erkannt worden. „Wir sind gut vorbereitet auf die Flüchtlinge“, so Blandow-Schlegel. 260 Menschen seien bei einer Infoveranstaltung gewesen. Gero Tuttlewski, Anwalt der Kläger, war am Abend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Hintergrund des Streits: Im Januar hatte das Hamburger Verwaltungs­gericht einem Eilantrag von drei Anwohnern stattgegeben und den Umbau des Kreiswehrersatzamts gestoppt. Es berief sich auf den Baustufenplan aus den 1950er-Jahren, der das Viertel als besonders geschütztes Wohngebiet ausweise. Daraufhin beabsichtigte der Bezirk, den geltenden Bebauungsplan rund um das seit 2012 leer stehende Gebäude zu ändern. Ein langer Prozess mit dem Ziel, ein „allgemeines Wohngebiet“ zu schaffen, in dem Flüchtlingsunterkünfte erlaubt seien.