Im Winter eine Matschlandschaft, im Sommer eine Staubwüste: Eimsbütteler Sportverein HEBC will Grandplatz modernisieren lassen.

Hamburg. Drei Monate Zwangspause liegen hinter den Fußballspielern des Vereins Hamburg-Eimsbütteler Ballspiel-Club von 1911 (HEBC). Mehr als zwölf Wochen war der Professor-Reinmüller-Sportplatz an der Tornquiststraße gesperrt. "Ein Unding“, findet Henning Butenschön vom HEBC-Vorstand. "Leider sind diese Ausfallzeiten aber längst die Regel.“ Es komme durchaus vor, dass selbst Pokalspiele bis zu drei Mal verschoben würden, bis der Platz für den Spielbetrieb freigegeben werden kann.

Grund für die wochenlange Sperrung des Grandplatzes ist die Anfälligkeit des Belags. "Im Winter gleicht die Fläche einer riesigen Matschpfütze, ein Spielfluss mit rollendem Ball ist nicht möglich und verletzen können sich unsere Spieler auf dem unebenen Boden auch“, sagt Butenschön.

Nicht nur Spiele fallen aus, auch das Training kann nur eingeschränkt stattfinden. "Vor allem im Winter müssen unsere Mannschaften auf völlig überfüllte Hallen in der Nachbarschaft ausweichen“, erklärt Butenschön. Für den Verein steht fest: Die Lösung des Problems ist die Umwandlung der Spielfläche in einen Kunstrasenplatz.

Seit 2008 bemüht sich der HEBC um die Genehmigung und Finanzierung des Kunstrasenprojekts, hat beim Sportamt in der Behörde für Inneres und Sport einen Antrag auf Umwandlung gestellt, Ende vergangenen Jahres das Gespräch mit Sportstaatsrat Karl Schwinke gesucht. Auch mit dem Bezirk steht der Verein in Kontakt.

Für den Umbau, dessen Kosten sich nach Schätzungen des Vereins auf etwa 550.000 Euro belaufen, braucht der HEBC die finanzielle Unterstützung des Senats. "Natürlich bemühen wir uns auch um einen Eigenanteil.“ Realistisch seien 60.000 bis 80.000 Euro, die der HEBC über Rücklagen und Spenden aufbringen könne.

"Unser Traum ist, dass nächstes Jahr mit den Modernisierungsarbeiten begonnen und der Kunstrasenplatz 2014 eingeweiht werden kann. Dieses Jahr ist das Jahr der Entscheidung“, sagt Butenschön und nimmt damit Bezug auf Gelder zur Sanierung von Sportstätten, die ab 2013 zur Verfügung stehen sollen und über deren Vergabe der Senat bis Ende dieses Jahres entscheiden will. Wie viel Geld genau für die Sanierung der Flächen eingeplant wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings noch offen. "Hierzu kann erst nach Beschlussfassung des Senats beziehungsweise der Bürgerschaft über den Haushalt 2013/2014 etwas gesagt werden", sagt eine Sprecherin der Behörde für Inneres und Sport.

+++ "Hätten wir doch einen Kunstrasen" +++

Unterstützer des Kunstrasenprojekts findet der Verein unter anderem in der Eimsbütteler Bezirksversammlung. Die sportpolitischen Sprecher Andreas Reichel (GAL) und Marc Schemmel (SPD) sind sich einig: "Wir heißen die Pläne des HEBC willkommen und engagieren uns für das Projekt.“ Für Reichel, der das bisherige Engagement des Vereins für "vorbildlich“ hält, gibt es "ganz unterschiedliche Ansätze für die Umsetzung eines solchen Großprojekts“. Denkbar wäre etwa, den Sportplatz mit einer Quartiersgarage zu unterkellern. "Hierfür müsste der Belag des Platzes ohnehin erneuert werden.“

Eine konkrete Form der Unterstützung auf Bezirksebene könnte auch die Bezuschussung des Vorhabens aus Sondermitteln sein. Dies war unter anderem bei den Kunstrasenprojekten der Nachbarvereine Grün-Weiß Eimsbüttel und Eintracht Lokstedt der Fall. "Noch wissen wir allerdings nicht, wie hoch die Sondermittel sein werden, über die wir ab 2013 verfügen können“, sagt Thorsten Klappstein. Der Leiter der Abteilung Sport im Fachamt für Sozialraummanagement des Bezirksamts Eimsbüttel ist für insgesamt 17 Sportanlagen in Eimsbüttel zuständig, in seinem Bezirk sind etwa 30 Fußballvereine gemeldet.

"Unser Verein liegt mitten im dicht besiedelten Eimsbütteler Kerngebiet. Natürlich wollen wir auch für unsere unmittelbaren Nachbarn vernünftige Bedingungen schaffen“, sagt Butenschön und verweist darauf, dass der Grandplatz nicht nur für die Kicker ein Problem darstellt: "Im Winter haben unsere Spieler es mit einer Matschfläche zu tun, im Sommer reicht ein leichtes Lüftchen, und der dunkelrote Grand des Platzes wirbelt durch die Luft. Für die Nachbarn heißt es da oft: Fenster geschlossen halten.“

Der Feinstaub beeinträchtigt Butenschön zufolge also nicht nur den Spielbetrieb, sondern auch die Anlieger. "Im Sommer erreichen uns viele Anrufe aus der Nachbarschaft. Mit der Bitte, den Platz häufiger zu bewässern, um die 'Sandstürme’ zu vermeiden“, erzählt auch der Betreiber des HEBC-Clubheims, Dimitri Papadopulos. Sollte der Grand einem Kunstrasenbelag weichen, würde die Belästigung durch Staub rund um den Reinmüller-Platz wegfallen.

Aus diesem Grund hat der Verein vor einem Monat begonnen, mit den Nachbarn in Kontakt zu treten. "Über eine Unterschriftenaktion haben uns innerhalb weniger Wochen 190 Anwohner bestätigt, dass auch sie sich einen Kunstrasen wünschen“, so das 42-jährige Vorstandsmitglied. "Die Aktion führen wir in den nächsten Monaten fort.“

220 der 450 Mitglieder des Traditionsvereins sind Kinder. "Im Zentrum unserer Vereinsarbeit stehen ganz klar die jungen Kicker“, erzählt Holger Gustmann, der die Kinder- und Jugendabteilung des HEBC ehrenamtlich betreut. Von den 23 Vereinsmannschaften sind 17 Jugendteams. "Fußball ist gerade für Kinder mehr als nur sportliche Betätigung. Im Mannschaftssport lernt man immer auch Sozialverhalten.“

+++ Luca will nicht auf Schlacke spielen +++

"Einer der Hauptbeweggründe für unser Kunstrasenprojekt ist daher auch, den Nachwuchsfußballern ein kontinuierliches Training ohne lange Ausfallzeiten zu ermöglichen“, sagt Butenschön und Gustmann ergänzt: "Ganz abgesehen davon, dass die Verletzungsgefahr auf Kunstrasen sinkt.“

Die Verletzungsgefahr spielt auch für die umliegenden Schulen, die den Reinmüller-Platz nutzen, eine große Rolle. Für die Schule an der Tornquiststraße dient die Grandfläche unter der Woche als erweiterer Pausenhof, die Schule an der Rellinger Straße trägt auf dem "Reinmüller“ ihren "Relli-Fußball-Cup“ aus.

Beide Schulen unterstützen die Bemühungen des HEBC, haben sich in Briefen an die Schulbehörde gewandt und um finanzielle Förderung des Projekts gebeten. In den Schreiben heißt es unter anderem, dass insbesondere jüngere Schüler und Schülerinnen "von den Verletzungen auf Grand betroffen“ waren und dass "das Verletzungsrisiko bei Kindern“ auf einem "modernen Belag“ (Anm. d. Redaktion: Kunstrasen) sinken würde. Die Schule an der Tornquiststraße plant sogar eine eigene Aktion zur Akquise finanzieller Mittel für das Projekt. Angedacht ist ein Sponsorenlauf.

+++ 80 Hamburger Turnhallen werden saniert +++

Wie aussichtsreich das Projekt "Kunstrasen“ des HEBC ist, könnte sich noch im Frühjahr entscheiden: Für April und Mai plant das Sportamt Begehungen der 149 staatlichen Sportstätten in den sieben Hamburger Bezirken – mit dem Ziel, die Anlagen auf ihre Sanierungsbedürftigkeit zu prüfen. "Nach Ermittlung des aktuellen Pflegezustands aller Sportplätze wird voraussichtlich Ende 2012 hinsichtlich einer Sanierung über Prioritäten entschieden", ließ das Sportamt verlauten. Wichtig sei jedoch, dass es sich bei der Sanierungsoffensive nicht um ein Kunstrasenprogramm handelt. "Ist der Zustand des Sportplatzes in Ordnung, stellt sich die Frage nach Kunststoffrasen nicht. Inwieweit der Sportplatz Tornquiststraße zu sanieren ist, ob ein Kunstrasen dabei herauskommt und zu welchem Zeitpunkt etwaige Arbeiten stattfinden, wird sich erst dann ergeben."