Durch den A7-Ausbau fürchten Bewohner des Imbekstiegs um den Wert ihrer Grundstücke. Bürgerinitiative BIGI lädt zur Ortsbegehung.

Hamburg. Der Imbekstieg in Stellingen galt einmal als begehrte Wohngegend. Als dort in den 1950ern die Reihenhaussiedlung gebaut wurde, lag sie im Grünen. Ältere Anwohner erinnern sich noch an diese idyllische Zeit. Heute braust hinter den Häusern am Imbekstieg der Verkehr der A7, mittlerweile sind es über 150.000 Autos und LKWs täglich. Eine Lärmschutzwand „ziert“ schon lange die Gärten der kleinen Häuser.

+++++Die Pläne für den A7-Deckel+++++

Durch den seit 2005 geplanten Ausbau der A7 droht den Anwohnern ein erneuter Verlust an Lebensqualität. Die Autobahn soll auf insgesamt zehn Spuren – acht Hauptfahrstreifen und zwei Verflechtungsstreifen – verbreitert werden und unter einem Beton-Überbau verschwinden, dem sogenannten Deckel. Der soll mit einer Höhe von 3 Metern direkt hinter den Häusern aus der Erde ragen. Die Außenwand wird voraussichtlich quer durch die Gärten der Anwohner verlaufen, denen dann nur noch ein sehr schmaler „Reststreifen“ an Garten bleibt (siehe Fotos). Während der geplanten vierjährigen Bauphase des Deckels soll ein ebenfalls meterhoher Bauzaun errichtet werden, der noch unmittelbarer an die Rückseite der Reihenhäuser grenzt.

Die Bürgerinitiative Interessengemeinschaft Imbekstieg (BIGI) , ein Zusammenschluss von 29 Anwohnern, ringt seit sieben Jahren um eine einvernehmliche Lösung mit der Stadt Hamburg. „Wir stecken in einer Zwangshaft: Seit dem Bekanntwerden des A7-Ausbaus sind unsere Häuser quasi unverkäuflich“, so BIGI-Sprecherin Chris Brylla. Die Mehrheit der Anwohner halte die Wohnbedingungen während und nach dem Bau des Beton-Deckels für unzumutbar und möchte wegziehen. „Alles, was wir wollen, ist, dass die Stadt uns unsere Grundstücke abkauft, damit wir umsiedeln können“, fordert Brylla. Doch obwohl die zuständigen städtischen Organe beteuerten, dass die Häuser durch den Bau des Deckels und die auf ihm geplanten Grünflächen im Wert steigen, lehnten sie einen Aufkauf der Immobilien ab, so die Initiativensprecherin. Dabei wäre ein solcher Aufkauf laut BIGI sogar insgesamt kostengünstiger als die baulichen Maßnahmen zur Erhaltung der alten Reihenhäuser und die Entschädigungszahlungen an die Anwohner. „Wir geraten zwischen die Fronten der Zuständigkeiten“, erklärt Chris Brylla. Es seien mittlerweile so viele Stellen an dem Projekt beteiligt, dass niemand mehr die Gesamtlage überblicke. „Eine Hand weiß nicht, was die andere tut, und die Verantwortung wird dem nächsten zugeschustert“, sagte die BIGI-Sprecherin.

+++++Auch dritter A-7-Deckel teurer - Kosten steigen auf 550 Millionen+++++

Die A7-Überdeckelung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Bundes und der Stadt Hamburg. Seitens der Stadt liegen die Verantwortlichkeiten beim Senat sowie bei der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation.

Kürzlich wurde bekannt, dass das Ausbauprojekt deutlich teurer wird als geplant. Dass außerdem der geplante Baubeginn mehrfach verschoben wurde – ursprünglich sollten die Arbeiten schon 2008 beginnen, nun ist von 2014 die Rede – stimme sie skeptisch, so Chris Brylla. „Das erinnert mich an die Planungskatastrophe der Elbphilharmonie“, sagte die Sprecherin. Sie beklagt außerdem, dass die Prognosewerte für das zu erwartende Verkehrsaufkommen und den Lärmpegel bisher nicht an den neuen Zeitplan angepasst worden seien.

Zur Diskussion der aktuellen Situation lädt die Bürgerinitiative BIGI alle Beteiligten am 20. Januar an den Imbekstieg. Bei einer Ortsbesichtigung um 14.00 Uhr soll anhand eines Modells im Garten der Anwohner die Position und Höhe der geplanten Tunnelwand veranschaulicht werden. Durch einen Bauzaun soll die Situation während der Bauarbeiten simuliert werden. Im Anschluss veranstaltet die BIGI um 16 Uhr eine Podiumsdiskussion in der Kreuzkirche. Ihre Teilnahme bestätigt haben bereits Frank Döblitz, Bezirksabgeordneter der CDU und Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses Eimsbüttel, Wieland Schinnenburg (FDP), Vizepräsident der Hamburger Bürgerschaft sowie Fabian Klabunde, Verkehrspolitischer Sprecher der GAL. Eine Antwort des Staatsrates und des zuständigen Senators Horch steht noch aus. Als Experten stehen außerdem Rechtsanwalt Dr. Peter Mohr und Prof. Dr. Jochen Hanisch (HP Umweltplanung) zur Verfügung.

Interessierte werden gebeten, ihre Teilnahme anzumelden über info@bigi-online.de .

Weitere Informationen finden Sie unter www.bigi-online.de

(abendblatt.de)