Hamburg. Gärtner sind gut durch die Corona-Krise gekommen. Dennoch werden Primeln, Tulpen und Co deutlich teurer. Das ist der Grund.

Die Blumen- und Gemüsegärtner in den Vier- und Marschlanden kommen gut durch die Corona-Krise. Dies berichtet Andreas Kröger. Der 57-jährige Gärtnermeister betreibt in Kirchwerder selbst eine Zierpflanzengärtnerei und ist Präsident des Wirtschaftsverbandes Gartenbau Norddeutschland. Trotzdem müssten die Gärtner die Preise für ihre Produkte nun um mindestens zehn Prozent erhöhen, um weiterhin gut über die Runden zu kommen, meint Kröger. Schuld daran seien die immens gestiegenen und weiterhin steigenden Kosten in den Bereichen Energie, Materialeinkauf und Löhne.

Gartenbau: Viele Kunden kaufen Blumen gegen den Corona-Blues

Die Situation der Gartenbauer sei trotz oder sogar wegen Corona gut, betont Kröger: „Es werden Blumen nicht nur gegen den Winter-, sondern auch gegen den Corona-Blues gekauft.“ Weil die Menschen sich mehr in ihren eigenen vier Wänden aufhalten und sich dort schöne Blumen gönnen, sei die „Nachfrage oft höher als das Angebot“. Inzwischen würden so gut wie keine Blumen mehr vernichtet, weil sie überständig sind. „Vor Corona mussten wir in unserem Betrieb gelegentlich verblühte Primeln vernichten. Das konnte schon mal zehn Prozent des Gesamtbestandes betreffen“, sagt Kröger.

Optimismus, dass Beete auch im dritten Jahr in Folge bepflanzt werden

Mitte Februar vor einem Jahr seien von den Gärtnern im Landgebiet so viele Frühlingsblüher verkauft worden, „dass einige Gärtnereien im März keine Stiefmütterchen mehr hatten“. Das habe auch am Wetter gelegen, das natürlich stets eine große Rolle spiele.

Die Gärtner gehen davon aus, dass sich die Corona-Situation „im Frühjahr wohl nicht schlagartig ändern“ werde, sagt der Präsident des Wirtschaftsverbandes Gartenbau Norddeutschland. Trotzdem sei es für sie schwer zu planen: „Fahren die Leute in den Urlaub oder bleiben sie zu Hause und investieren mehr Zeit und Geld in die Bepflanzung ihres Gartens und Balkons?“

Er sei optimistisch, dass der Aufwärtstrend anhalte: „Wer in den vergangenen zwei Jahren mehr in seinen Garten investiert hat, wird nun vermutlich nicht abrupt damit aufhören, sondern die Beete erneut bepflanzen.“ Trotzdem werde kaum zusätzliche Ware angebaut, sagt Kröger. „Dafür haben wir Gärtner zu wenig Planungssicherheit.“

Verluste durch gute Verkäufe seit Februar 2021 kompensiert

Die Blumen-Gärtner konnten seit der zweiten Februarhälfte 2021 durch gute Verkäufe die Verluste kompensieren, die sie zuvor durch Corona-Maßnahmen erlitten hatten, betont der 57-Jährige. Von entscheidender Bedeutung sei es gewesen, dass die Politik Zierpflanzen als Dinge des täglichen Bedarfs anerkannt hatte.

„Daraufhin durften die Blumenläden lange vor anderen öffnen, etwa vor den Schuh- und Bekleidungsgeschäften.“ Der Landesverband und auch der Zentralverband der Gartenbauer in Berlin haben hierfür den Weg geebnet.

Einbußen bei Gemüseproduzenten wegen geschlossener Gastronomie

Starke Einbußen würden die Berufskollegen verzeichnen, die Gemüse produzieren und sich auf die Versorgung von Gastronomen spezialisiert haben: „Denn dort ist der Bedarf stark gesunken.“ In der Tat haben viele Restaurants ihre ­Öffnungszeiten deutlich eingeschränkt, vor allem auch wegen ­fehlenden Personals.

Anders sehe es beim Lebensmitteleinzelhandel aus: „Dort gibt es seit zwei Jahren, seit Beginn der Corona-Krise, einen großen Run auf Gemüse, weil die Menschen verstärkt zu Hause kochen.“ Davon profitierten natürlich auch die Gärtnereien, die den Handel mit Gemüse beliefern.

Enorm gestiegene Kosten sind für die gesamte Branche ein Problem

Ein Problem für die gesamte Branche seien die enorm gestiegenen Kosten. Die Zierpflanzengärtner seien im schlechtesten Fall sogar doppelt betroffen: Die Betriebe müssen mehr investieren, und ihre Kunden geben möglicherweise weniger Geld für Blumen aus, weil sie aufgrund der gestiegenen Kosten selbst weniger Geld haben. „Die Preise für Blumen und Gemüse werden deshalb erheblich steigen“, sagt Kröger.

Die Energiekosten seien um mindestens 50 Prozent gestiegen, die CO-Steuer wird jedes Jahr erhöht. Für Substrate und Kunststofftöpfe müssten die Gärtner 30 Prozent mehr zahlen, Tendenz steigend. „Der Mindestlohn wird ab Oktober vermutlich bei 12 Euro die Stunde liegen, ebenfalls eine deutliche Steigerung.“ Letzteres sei „grundsätzlich okay, zumal Personal ohne einen vernünftigen Stundenlohn gar nicht zu kriegen ist“.

Gefahr: Wird Gemüse zu teuer, lässt sich der Handel aus dem Ausland beliefern

Doch die Gärtner könnten das nur über Preiserhöhungen ausgleichen. „Sie haben keine andere Wahl. Preiserhöhungen unter zehn Prozent sind für die Betriebe existenziell kritisch.“ Kröger ist zuversichtlich, dass das von den Kunden in der Regel angenommen wird: „Die Preise beispielsweise für Beet- und Balkonpflanzen wurden im Laufe der Jahre immer wieder erhöht. Das hat bisher immer geklappt.“

Berufskollegen, die den Lebensmitteleinzelhandel mit Gemüse beliefern, könnten mit höheren Preisen allerdings ein Problem bekommen, da die Gewinnmarge für ihre Produkte oft niedrig sei. „Dann würde die grüne Regierung das Gegenteil von dem erreichen, was sie erreichen will, nämlich den CO2-Ausstoß zu senken“, sagt Kröger und fügt hinzu: „Denn dann lässt sich der Handel von günstigeren Gärtnereien aus dem Ausland beliefern, wo aufgrund anderer Voraussetzungen günstiger produziert werden kann.“

Wer in energiesparende Technik investiert, wird steuerlich entlastet

Immerhin würden Gärtner, die auf energiesparende Technik setzen, etwa in eine moderne Heizung investieren, nun vom Staat finanziell bevorteilt: „Sie bekommen künftig 50 Prozent der CO2-Steuer angerechnet.“ Dies könne für Gärtner, die Blumen oder Gemüse unter Glas anbauen und ihre Gewächshäuser beheizen müssen, eine ordentliche Subvention sein.

André Harden, der eine Zierpflanzengärtnerei am Kirchwerder Elbdeich 256 betreibt, bestätigt die notwendigen Preiserhöhungen: „Auch wir schlagen nun rund zehn Prozent auf unsere Produkte auf.“ Bisher habe sich keiner seiner Kunden über Preiserhöhungen beschwert, berichtet der 40-Jährige.

„Wir können unsere Preise dem aktuellen Markt anpassen, ohne teuer zu sein“, betont Lebensgefährtin Sabrina Meyer-Ehlers. So kosten Primeln der Gärtnerei Harden derzeit 1,30 Euro pro Stück, Hornveilchen 70 Cent und Bellis 1,30 Euro. Sie werden auf dem Hamburger Großmarkt an Floristen, Marktfahrer und Gartencenter verkauft, zudem gibt es einen Direktverkauf für Privatkunden auf dem Hof.

Gärtnerei Harden startet pünktlich vor dem Valentinstag in die Saison

Seit kurz nach Weihnachten werden die farbenprächtig blühenden Primeln verkauft – „bis sie vermutlich im April abverkauft sind“, sagt Sabrina Meyer-Ehlers. In den kommenden Tagen seien auch die Hornveilchen verkaufsbereit, während die Vergissmeinnicht wohl erst im März in voller Blüte stehen würden.

Pünktlich zum Valentinstag startet die Gärtnerei Harden am 13. Februar mit frisch gepflanzten Schalen und Gläsern für 10 bis 15 Euro in die Saison. „Auch Primeln, und Hornveilchen, sowie verschiedene Zwiebelblüher im Topf wie Tulpe, Narzisse oder Schneeglöckchen sind dann bei uns erhältlich“, sagt Sabrina Meyer-Ehlers.