Kirchwerder/Almere. Jonas Hafemann gewinnt internationalen Titel im Aquabike. Seit 2012 unterrichtet er an der Stadtteilschule.

Es muss kurz nach dem Schwimmen passiert sein. Als Jonas Hafemann sich bückte, um den nassen Neoprenanzug vom Leib zu streifen und ins schnittige Radfahroutfit zu wechseln. Auf den ersten fünf Kilometern auf dem Rad schmerzte die Zerrung so sehr, dass der 38-Jährige schon dachte, er könne nicht mehr weiterfahren.

Doch dann wurden die Muskeln warm, der Schmerz ließ nach und Jonas Hafemann trat in die Pedale. Und das so effektiv, dass er am Ende als erster seiner Altersklasse über die Ziellinie fuhr. Damit ist der Wentorfer, der seit zwölf Jahren an der Stadtteilschule Kirchwerder Biologie und Englisch unterrichtet nun Weltmeister im Aquabike. „Das ist schon ein cooles Gefühl“, sagt Hafemann.

Überraschend Weltmeister in seiner Altersklasse im Aquabike

Beim Aquabike sind die Regeln identisch wie beim Triathlon, nur das am Ende auf die Laufdistanz verzichtet wird. Laut dem deutschsprachige Webportal für Triathlon „tri2b“ handelt es sich bei einem Großteil der Athleten, die in den Aquabike-Wettbewerben an den Start gehen, um Triathleten, die aufgrund von Verletzungen nicht mehr dazu in der Lage sind, die Laufstrecke eines Triathlons zurückzulegen. Dennoch wollen sie sich weiterhin sportlich betätigen und mit anderen messen, weshalb sie auf das Laufen verzichten und auf das Schwimmen und Radfahren konzentrieren.

Genau so ein Fall ist auch Jonas Hafemann, der schon seit etwa 15 Jahren an Triathlon-Wettkämpfen teilnimmt. Zuvor aber hatte er auch mit großer Leidenschaft Basketball gespielt – und dabei seine Fußgelenke durch die schnellen Bewegungen und abruptes Abstoppen in Mitleidenschaft gezogen. Ziemlich genau vor einem Jahr musste er sich daher einer großen Operation unterziehen, in der sein Sprunggelenk rekonstruiert wurde.

Gold zwölf Monaten nach schwerer Fuß-OP geholt

Dass er nur zwölf Monate später trotzdem eine Goldmedaille gewinnen würde und dann auch noch in seinem ersten internationalen Wettkampf, damit hatte er ganz und gar nicht gerechnet. „Hauptsache durchkommen nach der OP, so habe ich eigentlich gedacht“, sagt Hafemann.

Bevor er nun in Almere bei Amsterdam an den Start ging, lag sein Wettkampf-Revier vor allem im norddeutschen Raum – ob beim Vierlanden-Triathlon am Hohendeicher See, beim Elbe-Triathlon an der Dove-Elbe, in Büchen, Geesthacht oder im Hamburger Stadtpark. Nach der Operation habe er ein Ziel gebraucht, auf das er hintrainieren konnte, erinnert sich der Vater von drei Söhnen. Er bewarb sich bei der Deutschen Triathlon Union und wurde prompt für die WM nominiert.

Training: 8000 Kilometer auf dem Rad, 100 Kilometer im Wasser

Viel Zeit blieb dem Athleten nicht für das Training, aber die wurde intensiv genutzt: Mehr als 8000 Kilometer legte er in einem halben Jahr zurück, schwamm mehr als 100 Kilometer innerhalb von drei Monaten.

Athleten aus mehr als 30 Nationen gingen bei der WM an den Start, darunter auch der zweifache Europameister Thomas Winkelmann aus Rostock. Als Hafemann ihn etwa bei Kilometer 60 mit dem Rad überholte, da wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich ganz gut in der Zeit liegen müsse. Trotzdem wurden die letzten 60 Kilometer zu einem echten Härtetest. Allerdings war es nicht sein Körper, der zur Belastung wurde: „Mein Kopf war am Ende müder als die Beine.“

Tränen beim Zieldurchlauf

Doch er überlistete die trüben Gedanken und strampelte weiter. Nach 3,8 Kilometern Schwimmen und 180 Kilometern Radfahren fuhr er schließlich nach 5 Stunden, 34 Minuten und 8 Sekunden als erster seiner Altersklasse über die Ziellinie. „Da habe ich schon ein Tränchen verdrückt“, erinnert er sich.

Es habe schon ein wenig Zeit gebraucht, um zu realisieren, dass es tatsächlich geklappt hat mit dem Titelgewinn. Die Aufmerksamkeit und Anerkennung, die er nun erfahre, würden sich schon gut anfühlen, sagt Hafemann. Denn nicht nur seine Frau und seine Söhne sind Stolz auf seine Leistung, sondern auch seine Kollegen und Schüler in Kirchwerder, allen voran seine Wassersportklasse, die er als Klassenlehrer betreut. Seine Fünftklässler bereiteten ihrem Weltmeister-Lehrer daher auch einen würdigen Empfang – mit Blumen, Energieriegel und Champagner.