Tatenberg. Mit aufwendigen Untersuchungen soll geklärt werden, ob sich auf der Liegeweise am Tatenberger Deich giftige Schwermetalle befinden.

Zwei Männer in weißen Schutzanzügen und ein mit rot-weißem Flatterband abgesperrter Bereich: So mancher Anwohner oder Spaziergänge, der in den vergangenen Tagen an der Liegewiese Höhe der Regattastrecke am Tatenberger Deich vorbeikam, blickte auch schon mal besorgt auf die Szenerie.

Erst einmal gibt es dort aber keinen Grund zur Sorge: Zwar gibt es die Vermutung, dass der Boden unter der Liegewiese mit Schwermetallen belastet ist. Eine Gefahr durch direkten Kontakt mit den Schadstoffen bestehe wegen des Grasbewuchses auf der Fläche aber nicht, stellt die Umweltbehörde fest. Trotzdem wird das grüne Areal nun aufwendig untersucht.

Umweltbehörde hat aufwendige Untersuchungen in Auftrag gegeben

Die Fläche auf Höhe der Grundstücke 34 bis 95 am Tatenberger Deich wurde von 1968 bis 1971 im Zuge des Baus der Regattastrecke aufgespült. Dafür wurde Schlick verwendet, der vermutlich aus Bille und Alster stammt. Bereits im Zuge von Hamburgs Olympiabewerbung 2016 wurden bei Stichproben auf der rund zwei Hektar großen Fläche neben Schwermetallen wie Arsen, Blei und Cadmium auch das krebserregende Benzo(a)pyren (BaP) und halogenorganische Verbindungen im Boden festgestellt. Die Untersuchung soll nun Aufschluss darüber geben, wie hoch die Belastung ist und auch wie tief sie in den Boden hineinreicht.

Dafür wurde ein Raster über die Fläche gelegt und 150 Punkte bestimmt, an denen Proben aus etwa 70 Zentimeter bis ein Meter Tiefe genommen werden. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass mit dem Schlick aus den Flüssen auch noch Granaten oder Geschosse aus dem Zweiten Weltkrieg ans Ufer der Dove-Elbe gespült wurden, musste die Fläche vorab auf Kampfmittel untersucht werden. „Auch während der Bohrungen ist stets ein Sprengstoffexperte dabei“, erklärt Christian Hüwing aus der Abteilung Naturschutz, Grünplanung und Bodenschutz der Umweltbehörde.

Fläche wurde beim Bau der Regattastrecke aufgespült

Eigentlich war geplant, dass die Proben mit einer Kleinrammbohrung aus dem Boden entnommen werden. Doch schnell stellte sich das Verfahren an der Stelle als ungeeignet heraus: Die Sonde habe in dem weichen Boden zu viel Erde verdrängt, sodass sich ein Pfropf bildete, erklärt Brunnenbauer Thorsten Scholz.

Also musste er gemeinsam mit seinem Kollegen Pascal Schmidt die Methode wechseln. Die ist zwar schweißtreibend für die beiden Mitarbeiter der Firma Nortmann, die nun jede einzelne Probe mit einem Handbohrstock aus dem Erdreich an die Oberfläche befördern müssen. Die Anwohner dürfte es hingegen freuen: Denn im Gegensatz zum sonoren Rammgeräusch gleitet der Bohrstock geräuschlos in die Erde. Etwa 15 Punkte werden so pro Tag abgearbeitet, schätzt Thorsten Scholz.

Untersuchungsergebnisse stehen frühestens in zwei Monaten fest

Die entnommenen Proben werden in Weckgläser abgefüllt und beschriftet. Die Löcher werden wieder mit entnommenem Material verfüllt und mit sauberem Boden abgedeckt. Spätestens Mitte der kommenden Woche sollen die Bohrarbeiten abgeschlossen sein. Nachdem die gesamte Liegewiese abgearbeitet ist, folgen nun noch die Probeentnahmen in den beiden angrenzenden Waldstücken.

Die Untersuchung der Proben erfolgt im Institut für Hygiene und Umwelt. Mit ersten Ergebnissen rechnet Nele Raddatz, Expertin für Bodenschutz und Altlasten in der Umweltbehörde, etwa Ende des Monats. Bei der Fülle der Proben werde die Auswertung aber eine ganze Weile in Anspruch nehmen, müsse sich erst ein Gesamtbild ergeben. Daher rechne man mit Ergebnissen frühestens in zwei Monaten, schätzt Nele Raddatz.

Geklärt wird mit den aufwendigen Untersuchungen, ob eine Sanierung notwendig ist

Dann würde feststehen, wie hoch die Belastung des Bodens ist und ob Sanierungsmaßnahmen notwendig werden. Sollte dies der Fall sein, kommt ein Überschütten der Fläche nicht in Frage, viel mehr müsste belasteter Boden abgetragen und ersetzt werden. Und auch dann würde die Fläche nicht in einem Stück aufgegraben werden: „Ziel ist, dass sie weiterhin so genutzt werden kann wie bisher, nämlich als schöne Park- und Freizeitfläche“, betont Nele Raddatz.