Fünfhausen. Es gibt Argumente dafür, aber auch dagegen. Wir haben uns vor einem Testzentrum in Fünfhausen umgehört.

In Berlin wird derzeit darüber diskutiert, ob Corona-Schnelltests etwa ab Oktober oder November kostenpflichtig werden sollen. Menschen, die nicht geimpft werden können sowie Kinder sollen von der Kostenpflicht in jedem Fall ausgenommen sein. Wir haben uns vor dem Testzentrum von Arne Meyer in Fünfhausen umgehört, wie die Menschen diese Idee finden. Konkret haben wir gefragt: „Wie finden Sie es, wenn etwa ab Oktober Corona-Tests kostenpflichtig werden?“ Die Reaktionen waren gemischt, nicht selten entspann sich ein interessantes Gespräch über den gesamten Themenkreis Corona, Impfung und Testpflicht.

Arne Meyer (50), Gastronom aus Ochsenwerder, betreibt unter anderem das Testzentrum in Fünfhausen und fürchtet, dass sich viele Zentren bei Test-Kostenpflicht nicht mehr lohnen und sie aufgeben werden. Das bedeutet dann längere Wege für diejenigen, die sich noch testen lassen wollen oder müssen. Möglicherweise sei das aber auch eine Chance, das Zentrum in der ehemaligen Volksbank-Filiale am Durchdeich weiterzuführen, weil dann wieder mehr Zulauf dorthin wäre. Arne Meyer sieht den Druck, der auf Nichtgeimpfte ausgeübt wird, kritisch. Es könne Gründe geben, eine Impfung nicht zu wollen. Mancher habe vielleicht schlechte Erfahrungen mit Impfungen gemacht. In jedem Fall seien die Tests eine gute Kontrollmöglichkeit für das Pandemiegeschehen. Denn die positiven Tests, die in seinen Testzentren gemacht wurden, seien später auch so gut wie alle per PCR-Test bestätigt worden.

Die Eheleute Wobbe finden es nicht gut, aber richtig

Claus Olschewski (50) ist im Rettungsdienst tätig und findet es „sehr gut“, wenn Tests für Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, aber es könnten, kostenpflichtig werden. Dabei solle dann auch kein Unterschied gemacht werden, ob Jemand es sich gut leisten kann finanziell oder nicht. Impfen sei kostenlos. Eine hohe Impfbereitschaft sei wichtig, entsprechender Druck richtig. Wer es könne, solle sich impfen lassen – auch um die Kinder zu entlasten, denen viel abverlangt werde, unter anderem deswegen, weil Erwachsene sich nicht impfen lassen.

Gerd Wobbe (56) und Petra Wobbe (53).
Gerd Wobbe (56) und Petra Wobbe (53). © Wiebke Schwirten | Wiebke Schwirten

Gerd und Petra Wobbe, beide Gärtner aus Ochsenwerder, fänden es zwar nicht gut, wenn Tests kostenpflichtig würden – „aber richtig“. Beide warten noch auf ihre zweite Impfung, haben sich gerade testen lassen, weil es auf eine Tagung gehen soll. „Jeder kann sich an den Kosten beteiligen, der im Oktober einen Test noch braucht“, sagt Gerd Wobbe. Ein angemessener Preis sei okay, wenn bis dahin alle ein Impfangebot bekommen haben. Menschen, die nicht geimpft werden können und auch Kinder sollten aber von Kostenbeteiligungen frei bleiben. Insgesamt seien Impfungen und Hygiene wichtig: „Im Gartenbau kann man Viren auch nur mit Hygiene bekämpfen“, sagt Gerd Wobbe. Sich impfen zu lassen, war auch für Petra Wobbe keine Frage: „In einer Comedy-Show fragte jemand kürzlich, ob man schon mal den Beipackzettel von Aspirin gelesen hat, was da so alles passieren kann, und man nimmt es ja trotzdem.“

„Kinder müssen unbedingt geschützt werden“

Inge Neumann (84) aus Fünfhausen ist resolut: „Ich bin dafür, dass es kostenpflichtig wird. Man muss alles tun, um diese Pandemie schnell zu beenden“, sagt sie. Impfen sei der Weg dorthin, jeder, der es könne, sollte es tun. Sie wolle sich auch ein drittes Mal impfen lassen. Nur wer nicht geimpft werden könne, etwa auch Kinder, müssten weiter kostenlos getestet werden können.

Katja Zink (41)
Katja Zink (41) © Wiebke Schwirten | Wiebke Schwirten

Katja Zink (41) ist zwiegespalten. Als Krankenschwester ist sie schon geimpft, findet es aber schwierig, allgemein eine Kostenpflicht für Corona-Tests einzuführen. Die Kinder müssten unbedingt geschützt werden, und es müsse weiter geimpft werden, sagt die Mutter von drei Kindern. Doch der Druck über kostenpflichtige Test sei vielleicht nicht richtig, „Das empfindet mancher dann schon fast wie eine Impfpflicht“, überlegt sie. Allerdings: Wer sich impfen lassen kann, sich aber vehement dagegen wehrt, sollte eventuell einen kleinen Beitrag zu Tests zahlen.

„Tests könnten bei Pandemiebekämpfung helfen“

 Gerd Dankowski (56) aus Moorfleet
Gerd Dankowski (56) aus Moorfleet © Wiebke Schwirten | Wiebke Schwirten

Gerd Dankowski (56) aus Moorfleet findet: „Die Tests könnten gern kostenlos bleiben.“ Es könne eventuell helfen, die Pandemie schneller zu überstehen. Er merkt an, dass ja auch Geimpfte das Virus übertragen könnten, sie insofern vielleicht auch weiter getestet werden sollten. Dennoch müsse die Impfbereitschaft erhöht werden. Eine Kostenpflicht für Tests könne vielleicht gerade zu einer Trotzreaktion bei den Unentschiedenen führen.

 Marion Meier, 47, Unternehmerin (paddel-meier) aus Kirchwerder
Marion Meier, 47, Unternehmerin (paddel-meier) aus Kirchwerder © Wiebke Schwirten | Wiebke Schwirten

Marion Meier, Chefin von paddel-meier in Kirchwerder, hat sich gerade testen lassen, obwohl sie schon geimpft ist. Auch sie erinnert daran, dass auch Geimpfte Überträger sein könnten. Wenn es nun in Innenräume gehe, etwa für sie in die Halle zum Reiten, sei ein Test zuvor nicht schlecht. „Ich fürchte, die Testbereitschaft wird allgemein sinken, wenn Tests kostenpflichtig werden“, sagt die 47-Jährige. Die Menschen würden es sich dann wohl überlegen, in Geschäfte zu gehen wo „geimpft, getestet oder genesen“ gelte. Das wiederum sei schlecht für die lokale Wirtschaft. Bei größeren privaten Vorhaben, wie etwa einer Urlaubsreise, könne über einen Kostenbeitrag zu einem Test durchaus diskutiert werden.

Mara Haß (22) aus Allermöhe hat sich gerade testen lassen, denn eine kleine Feier steht an und ihre zweite Impfung steht noch aus. Sie empfindet die Kostenpflicht als schwieriges Thema, denn jeder könne weiterhin Krankheitsüberträger sein. Wenn alle, die es können, durchgeimpft seien, könne aber wohl über einen Beitrag zu Tests nachgedacht werden.