Kirchwerder. Das Insekt lebt nur in der norddeutschen Tiefebene. Die Lebensdauert liegt gerade einmal bei zwei Monaten.

Am Kirchwerder Marschbahndamm blüht noch üppig das Hornkraut bis etwa Ende September. Die weißen Blüten locken manch ein Insekt an, so auch den Glattschienigen Pinselkäfer. Dieser Pinselkäfer gehört zu der Familie der Blatthornkäfer und zur Unterfamilie der Rosenkäfer, die ein kleines Dreieck am Ansatz zwischen den Hinterflügeln kennzeichnet.

Der Mini-Käfer lebt maximal zwei Monate

Der Glattschienige Pinselkäfer ist eine wärmeliebende Art. Es gibt noch zwei sehr ähnliche weitere Arten aus der gleichen Gattung. Alle drei kommen in Mitteleuropa vor, wobei unser Glattschieniger Pinselkäfer nur in der norddeutschen Tiefebene lebt. Erst im Jahr 2012 wurden die verschiedenen Bezeichnungen (Synonyme) für diese Art von F.-T. Krell untersucht und mit dem heutigen Namen benannt.

Die Musterung der gelb-schwarzen Querbinden kann bei den Exemplaren variieren. Der nur bis zu fünfzehn Millimeter kleine Käfer ist auf Kopf und Halsschild hellbraun behaart. Beide Geschlechter ähneln sich äußerlich, am Vorderglied des Fußes (Tarsus) sind optisch Unterschiede zu erkennen. Während seiner Lebenserwartung von maximal zwei Monaten liegt die Hauptaktivitätszeit des Käfers in den Monaten Juni und Juli. Da der Juni in diesem Jahr recht kühl war und für den Käfer weniger angenehm, könnte er bis August beobachtet werden.

Glattschienige Pinselkäfer fressen Pollen und Staubblätter

Dr. Ute Meede
Dr. Ute Meede © Unbekannt | meede

Zu seiner Nahrung gehören Pollen und Staubblätter. Bei einem reichhaltigen Angebot wie auf den Blüten des Hornkrauts kann man sein Verhalten und die Vorlieben ausgiebig betrachten. Dieser Pinselkäfer sucht Doldenblütler auf und fliegt auf Rosengewächse wie Brombeerblüten und Korbblütlern wie Rainfarn.

Die Eier werden an Laubhölzern abgelegt und die Larven ernähren sich von morschem Holz, in dem sich der Käfer während zwei Jahren entwickelt. Das Holz sollte von Weißfäule durchzogen sein, die von einem Weißfäule-Pilzmyzel besiedelt wurde. Nur in diesem natürlichen Zersetzungsprozess kann sich eine Käferlarve entwickeln.

Die Art ist noch nicht unter Schutz gestellt

Der Lebensraum dieses Käfers ist durch seinen Nahrungsbedarf und die Entwicklung seiner Larven vorgegeben. Er ist in Flussauen, an feuchten Waldrändern, in naturbelassenen Gärten und auch auf Heideflächen zu beobachten. Noch im vorigen Jahrhundert hätten Sammler so einen Käfer präpariert. Die Zeiten scheinen sich verändert zu haben, schon aus Mangel an Exemplaren. Die Art ist noch nicht unter Schutz gestellt, jedoch auf der Roten Liste „RL 3“ aufgeführt.