Hamburg. Der Frühe Schilfjäger ist jetzt bei Stillgewässern zu beobachten. Männchen und Weibchen unterscheiden sich auffällig.

Der Frühe Schilfjäger ist die erste Großlibelle, die im Frühjahr erscheint. Sicherlich war sie bereits Ende April an warmen, sonnigen Tagen unterwegs in den Vierlanden. Im Mai zeigte sie sich ebenfalls in wärmender Sonne. Am Marschbahndamm sind die etwa sechs Zentimeter langen Edellibellen zu entdecken. Sie gehören bereits zu den „mäßig häufigen“ Arten, weil ihr Lebensraum seltener wird. Große, ungestörte Stillgewässer mit strukturreichem Schilfbestand wären für sie optimal. Dort sollten keine Pestizide das Wasser belasten. Auch Einträge von Dünger hätten eine Algenblüte zur Folge, die dem Gewässer-Lebensraum Sauerstoff entzieht und den Larven keine Überlebenschance böten.

Die Larven sind in Flachwasserzonen nicht leicht zu entdecken

Die Larven des Frühen Schilfjägers brauchen für ihre Entwicklung meistens drei, es können auch vier Jahre sein. Da sie sich gern in Flachwasserzonen am Wurzelbereich verstecken, sind sie nicht leicht zu entdecken. Sie stellen sich tot, sobald sie berührt werden. Flachwasserzonen können in warmen Sommern trockenfallen, auch das ist eine Gefahr für ihr Überleben. Der Frühe Schilfjäger gehört zu den wenigen Libellenarten, deren Larven sich sogar in Brackwasser entwickeln können.

Dr. Ute Meede ist Biologin aus den Vier- und Marschlanden.
Dr. Ute Meede ist Biologin aus den Vier- und Marschlanden. © meede

Männchen und Weibchen unterscheiden sich auffällig. Der Hinterleib des Männchens ist schwarz mit blauen Flecken, seitlich ist er ebenso blau gefärbt. Seine Augen sind leuchtend blau. Das Weibchen hat einen nahezu schwarzen Hinterleib mit gelben Sprenkeln und seitlich größere gelbe Zeichnungen. Beide haben auf der Rückseite der Augen einen gelben Fleck. Ungewöhnlich ist die Behaarung dieser Libellenart. In einer Vergrößerung der Aufnahmen ist bei beiden Geschlechtern die deutliche Behaarung zu erkennen, deshalb wird die Art im Englischen als „Hairy Dragonfly“ bezeichnet. Eine äußerlich ähnliche Libelle wäre die Herbst-Mosaikjungfer, allerdings sind die Flugzeiten der beiden Arten so unterschiedlich, dass keine Verwechslungsgefahr besteht.

Anatomisch nicht möglich, dass Libellen stechen

Die Flugzeit des Frühen Schilfjägers endet bereits im Juli. Bis dahin muss ein Männchen ein Weibchen erspähen, das er fliegend in geringer Höhe über der Wasseroberfläche sucht. Beide können sich dann fliegend oder auf dem Boden paaren. Die Eiablage absolviert das Weibchen ohne Begleitung des Männchens. Dabei setzt es die Eier überwiegend in bereits abgestorbene Pflanzen ab. Das Verbreitungsgebiet des Frühen Schilfjägers umfasst im Wesentlichen Mittel- und Osteuropa. Die unsinnige Behauptung, Libellen würden stechen, ist anatomisch nicht gegeben.