Ochsenwerder. Die Umweltbehörde lässt ein Gutachten für den Hohendeicher See erstellen. Der Hamburger Sportbund will die Nutzung sicherstellen.
Der Hohendeicher See ist nicht nur eines der beliebtesten Badegewässer der Stadt, auch Surfer und Segler haben dort seit Jahrzehnten ihr festes Revier. Doch sie sind in Sorge, ob das auch in Zukunft so bleiben wird. Die Wassersportkommission des Hamburger Sportbundes (HSB) hat daher nun ein Schreiben veröffentlicht, in der sie den Erhalt des Sees als Wassersportrevier fordert.
Stattliche Bäume und zahlreiche Gebüsche
Schon im September 2019 hatte Rainer Frohböse, Vorsitzender vom Windsurfing Club Hamburg, im Regionalausschuss der Bezirksversammlung die Sorgen der Wassersportler an die Bergedorfer Politik herangetragen. Denn entgegen der 1970er-Jahre, als der See im Zuge einer Deichbaumaßnahme frisch ausgebaggert war, sind mittlerweile stattliche Bäume und zahlreiche Büsche an den Ufern gewachsen.
Diese schirmen den See vom Wind ab, wodurch sich die befahrbare Seefläche für Segler und Surfer bereits um ein Drittel verringert habe, schreibt der HSB. Hinzu komme, dass das Ufer an vielen Stellen der West-Seite mit Schilf zugewachsen ist, zahlreiche Badegäste und Wassersportler sich nun einen etwa 20 Meter breiten Zugang teilen müssen, um aufs Wasser zu kommen.
Sportbund fürchtet Schonung der Gewässer
Die Bitte des Surfvereins, diesen Strandzugang, die sogenannte „Badestelle West“, die einst rund 100 Meter breit gewesen ist, wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen, hat die zuständige Umweltbehörde abgelehnt. Nach ihrer Auffassung handele es sich um ein geschütztes Biotop, teilt die Wassersportkommission mit.
Stattdessen müssen die Surfer nun gänzlich darum fürchten, ihre Einstiegsstelle weiterhin nutzen zu können: Da es in den Sommermonaten verstärkt zu Nutzungskonflikten mit Badenden gekommen sei, habe die Bergedorfer Bezirksverwaltung den Verein Windsurfing Club Hamburg bereits darauf hingewiesen, dass die Badestelle West den Badenden vorbehalten sei. Insofern müsste der Surfverein seinen Schulungs- und Surfbetrieb weitgehend einstellen, teilt die HSB-Wassersportkommission mit.
Alle Nutzer sollten einbezogen werden
Kurz nachdem die Wassersportler ihre Sorgen im Regionalausschuss geäußert hatten, hatte die CDU im November 2019 einen Pflege- und Entwicklungsplan für den Hohendeicher See gefordert. Ein Antrag wurde damals mit Enthaltung der Grünen im Regionalausschuss auf den Weg gebracht. Alle regelmäßigen Nutzer des Sees – wie Surfer, Segler, aber auch Camper, Taucher, Wasserretter, Imbissbetreiber und Angler – sollten einbezogen werden. Dadurch sollte die Situation „bis zum nächsten Frühjahr“ verbessert werden.
Gut ein Jahr später ist dahingehend noch nichts passiert. Denn die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea) kündigte kurz darauf an, bereits ein Gutachten in Auftrag gegeben zu haben, um die Veränderung der Uferstruktur, die Entwicklung der Wasserqualität und diverse Nutzungsmöglichkeiten zu untersuchen und Maßnahmenvorschläge zur Verbesserung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erarbeiten. Da in dieses Gutachten eine Sommersaison einfließen sollte, sollte es im Frühjahr dieses Jahres vorgestellt werden.
HSB fordert inhaltliche Diskussion
„Der Bericht liege im Entwurf vor und muss noch behördenintern abgestimmt werden“, teilt die Bukea auf Nachfrage mit. Laut Behörde seien in das Gutachten „die Belange aller Nutzer, also auch die der Sportler“ miteinbezogen worden. Dies sei mittels Fragebogen und im persönlichen Gespräch geschehen.
Doch das reicht den Wassersportlern nicht aus: „Wir befürchten, dass damit ausschließlich Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung infolge von Nutzungen sowie Maßnahmen zur schonenden Gewässerunterhaltung umgesetzt werden sollen“, schreibt der Hamburger Sportbund. Er fordert eine „inhaltliche Diskussion“, wie sie auch im Regionalausschuss mittels eines runden Tisches vorgesehen war. Ob das so kommt, lässt die Umweltbehörde offen: „Das weitere Vorgehen werde derzeit mit dem Bezirk abgestimmt“, so die Bukea.
CDU sieht Behörde in der Pflicht
Für Karsten Schütt, Bezirksvorsitzender der FDP, steht außer Frage, dass auch die Sportler in die Entwicklung des Sees angemessen eingebunden und Interessensausgleiche herbeigeführt werden sollen, wie ihn die Bezirksversammlung gefordert hat. Jörg Froh (CDU) betont, dass man „hartnäckig am Ball bleiben werde“, um eine sportliche Freizeitnutzung weiterhin zu ermöglichen.
Im Gegensatz zum Bergedorfer Bezirksamt, das sich mit Grünabteilung und Regionalbeauftragtem Lars Rosinski engagiere, um alle Interessen am See einzubeziehen, sieht Froh die Bukea in der Pflicht, einen Austausch „nicht noch weiter zu verzögern.“