Hamburg. 250 Bergedorfer protestierten vor dem Hamburger Rathaus gegen mögliche Pläne. SPD wird in der Bürgerschaft gegen Öffnung stimmen.

Jetzt erst recht! Mit dieser Einstellung zogen gestern etwa 250 Protestler vor das Hamburger Rathaus. Dort bekräftigten sie ihre Forderung: Die Dove-Elbe soll so erhalten bleiben, wie sie ist.

Nachdem vor gut zwei Jahren öffentlich wurde, dass das Forum Tideelbe die Idee verfolgt, die Dove-Elbe wieder an die Tideelbe anzuschließen, um dem Fluss mehr Flutraum zu geben, gründete sich die Bürgerinitiative (BI) „Dove-Elbe-retten“. Sie startete eine Petition zum Erhalt des Flusses in seiner jetzigen Form, sammelte in vier Monaten 13.157 Unterschriften. Gestern wurden sie an die Bergedorfer Bürgerschaftsabgeordneten Stephan Jersch (Die Linke), Dennis Gladiator (CDU) und Alexander Mohrenberg (SPD) übergeben. Der Senat hatte keinen Vertreter entsandt.

Öffnung der Dove-Elbe als machbar eingestuft

Mit der Übergabe der 13.157 Unterschriften an Stephan Jersch, Dennis Gladiator und Alexander Mohrenberg (v. li.) endet die halbstündige Aktion.
Mit der Übergabe der 13.157 Unterschriften an Stephan Jersch, Dennis Gladiator und Alexander Mohrenberg (v. li.) endet die halbstündige Aktion. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Die Bürgerinitiative hatte schon gehofft, die Übergabe werden zum symbolisch Akt, da die Öffnung der Dove-Elbe mit der Präsentation der Machbarkeitsstudie vom Tisch sei. Es kam anders: Das Forum Tideelbe hat vergangenen Mittwoch die Ergebnisse seiner Studien zur Öffnung der Dove-Elbe, der Alten Süderelbe und der Haseldorfer Marsch an die Stromelbe vorgestellt. Alle drei Maßnahmen wurden als technische machbar eingestuft: Für die Dove-Elbe würde eine Öffnung eine positive lokale Wirkung auf die Tidedynamik haben, heißt es in der Studie (wir berichteten).

„Auf die Gesamtproblematik wäre die Wirkung so marginal, dass sie unter eine statistische Ungenauigkeit fallen könnte“, sagt hingegen Gert Kekstadt, Vorsitzender der SPD in den Vier- und Marschlanden. Er war gestern auch dabei. Parteiübergreifend sei man zur Auffassung gelangt, dass eine Öffnung der Dove-Elbe nicht in Frage komme. Doch eine klare Ansage aus dem Hamburger Rathaus steht noch aus.

SPD-Bürgerschaftsfraktion will gegen Öffnung stimmen

„Wir werden als beratungsresistente Gegner dargestellt“, sagte BI-Sprecher Rüdiger Freygang und erinnerte daran, dass die Wirtschaft „einen gewaltigen Einfluss auf die Politik“ habe. Gladiator sagte, dass mit der Protestaktion ein weiteres starkes Signal gesendet worden sei. Eine Öffnung des Elbe-Seitenarms würde einen kompletten Lebensraum zerstören. „Das dürfen wir nicht zulassen – zumal es kein einziges echtes Argument für so eine Maßnahme gibt.“ Zwar habe Hamburgs grüner Umweltsenator inzwischen deutlich gemacht, dass eine Dove-Elbe-Öffnung für ihn erst an dritter Stelle möglicher Maßnahmen stehe, so Gladiator, „doch er hält sich das größtmögliche Scheunentor offen“.

Mohrenberg teilte mit, dass die SPD-Bürgerschaftsfraktion in einer Abstimmung gegen eine Öffnung der Dove-Elbe votieren werde. „Außerdem werden wir mit unserem Koalitionspartner, den Grünen sprechen, um möglichst geschlossen auftreten zu können“, sagte der SPD-Umweltpolitiker.

Wird Kiel die Haseldorfer Marsch öffnen, wenn Hamburg nichts tut?

Stephan Jersch sind diese Bekundungen aus dem Rathaus bisher zu wenig: „Ich habe noch nie so ein butterweiches Nein gehört.“ Der Linke setzt auf die beiden anderen Maßnahmen: Doch einer Öffnung der Haseldorfer Marsch in Schleswig-Holstein werde das Nachbarland vermutlich nur zustimmen, „wenn sich auch Hamburg bewegt“, sagt Jersch. Der Anschluss der Alten Süderelbe an den Hauptstrom sei für Hamburg vermutlich „das kleinere Übel“ – nach derzeitigen Informationsstand. In Nachbarschaft des Airbus-Werks Finkenwerder stehen jedoch 170 Hektar unter Naturschutz. Jersch: „Wir haben noch keine Informationen über Details, etwa, an wie vielen Stellen die Alte Süderelbe geöffnet werden soll.“

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Die Stadt müsse in jedem Fall die Elb-Vertiefung und das Zuschütten von Hafenbecken beenden, fordert der Linke. „Sonst wird sich die Situation – aller Maßnahmen zum Trotz – weiter verschlechtern.“