Curslack. Auf die Wackelschweinchen am Freilichtmuseum sollen nun neue Mitmachangebote folgen.
Es ist hellrosa, aus massiver Eiche und kann schwungvoll wippen: Ein kleines Wackelschweinchen ist der neueste Bewohner vom Rieck-Haus. Das hölzerne Tierchen ist nun dort untergebracht, wo seine lebendigen Artgenossen aus Fleisch und Blut in den vergangenen Jahren zu sehen waren. Um die „Dänischen Protestschweine“, die dort seit 2017 in Kooperation mit Schweinezüchter Hans-Jürgen Vollertsen aus Neuengamme in der Museumssaison einzogen, artgerecht unterzubringen, wäre ein massiver Umbau im Auslauf vom Schweinestall notwendig gewesen. Die Summe war der städtischen Springenhof GmbH als Vermieter zu hoch.
Besucher sollen physisch erfahren, wie anstrengend Landwirtschaft war
Dr. Schanett Riller freut sich über das Wackelschweinchen, das durch Spenden finanziert wurde. Sie stammen vom Lions-Club Harvestehude aus den Einnahmen vom Zollenspieker Antik- und Design-Markt sowie der Herstellerfirma ZimmerObst. Es ist ein erstes Element, um das Museum noch interaktiver zu gestalten, sagt die Leiterin der Bergedorfer Museumslandschandschaft, die zum Bezirksamt Bergedorf gehört und das Museum für Bergedorf und die Vierlande im Bergedorfer Schloss, das Rieck-Haus und das Besucherzentrum Hamburger Sternwarte umfasst.
Auf das Wackel-Tier sollen weitere Mitmachstationen zum Thema Schwein folgen. So wolle man den Besuchern erfahrbar machen, wie eng Bauernfamilien früher mit ihren Tieren zusammengelebt haben und wofür Tiere genutzt wurden. So soll es verschiedene Bürsten geben, an denen die Schweineborsten ertastet werden. Daran wird erklärt, dass Schweine eben nicht nur Nahrung waren, sondern auch ihr Leder für Kleidung oder ihr Fett als Lampenbrennstoff genutzt wurden.
Schweine waren weit mehr als nur Fleischlieferanten
Weiterhin soll es Mitmachstationen geben, bei der sich Besucher beispielsweise eine Dracht auf die Schultern legen können, um an beiden Seiten einen schweren Wassereimer zu tragen. „Wir möchten auch physisch erfahrbar machen, was Landwirtschaft früher bedeutet hat“, erläutert Dr. Schanett Riller. Denn auf den ersten Blick sehe das Gelände am Curslacker Deich mit reetgedecktem Bauernhaus, Entwässerungsmühle und Haubarg so idyllisch aus. Aber gerade vor der Mechanisierung der Landwirtschaft habe das Schwerstarbeit für die Menschen bedeutet, sagt die Museumsleiterin.
Das Rieck-Haus ist nun im Endspurt einer coronabedingt sehr ruhigen Saison. Aufgrund der Pandemie musste das Museum gleich nach Saisonstart im März wieder für gut sieben Wochen schließen. Veranstaltungen wie das beliebte Erdbeerfest oder die Handarbeitstage wurden abgesagt. Auch andere Mitmachaktionen für Kinder oder das Begleitprogramm für die Sonderausstellung „Wasser.Marsch“ fielen aus. Die Schau in der Scheune zur Ent- und Bewässerung der Vier- und Marschlande wird in jedem Fall auch nächstes Jahr zu sehen sein, so Riller: „Dann auch hoffentlich wieder mit Begleitprogramm.“
Rieck-Haus hat bis Herbst etwa 1800 Besucher verzeichnet
Die Zahl der Besucher lag coronabedingt bei einem Fünftel der sonst üblichen Gesamtbesucher. Betrachtet man nur die Ausstellungsbesucher ohne Veranstaltungen beträgt sie etwa 40 Prozent. Vor allem Busgruppen, die das Rieck-Haus sonst häufig als Ziel ansteuern, fielen lange Zeit aus und nehmen erst so langsam wieder Fahrt auf. Es habe sich aber gezeigt, dass das Rieck-Haus in diesem Jahr mehr von Individualbesuchern besucht wurde, so Riller. Gerade in Coronazeiten habe das weitläufige Freilichtmuseum den Vorteil, das es viel Platz an frischer Luft biete.
Insgesamt waren bisher 1.800 Besucher im Rieck-Haus. Nicht eingerechnet ist der noch ausstehende Monat Oktober. Das Rieck-Haus ist noch bis 31. Oktober geöffnet. Am letzten Tag gibt es noch einmal freien Eintritt ins Museum: An dem Tag lädt die Kulturbehörde unter dem Hashtag „seeforfree“ zum Museumstag ein, an dem freier Einritt für Hamburgs Museen gilt.