Moorfleet. Heiße Diskussion um Ergebnisse der Stadtwerkstatt geht weiter. Jetzt sprechen Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Moorfleet.

Moorfleet scheint gespalten: Nachdem Ende Juli die Ergebnisse der Stadtwerkstatt öffentlich gemacht wurden, ist eine heiße Diskussion um die Ergebnisse entbrannt. Ein Teil der Dorfbewohner sieht sich übergangen, befürchtet eine zweite HafenCity mit Hochhäusern und Hotel (wir berichteten). Das wiederum können einige Nachbarn nicht verstehen: „Es sind alles Ideen, da ist noch gar nichts festgeklopft“, betont Harald Martens, der seit 1986 in Moorfleet lebt und sich in der Arbeitsgemeinschaft Moorfleet engagiert.

Für diese Gruppe nahm er ebenso wie Manfred Meyer an den vier Sitzungen der Stadtwerkstatt teil, bei denen im Laufe des vergangenen Jahres und Anfang 2020 etwa 30 Teilnehmer im Gemeindehaus von St. Nikolai zusammenkamen. Auch Christine Saalmüller, die seit 25 Jahren in Moorfleet heimisch ist, war stets dabei. „Es waren anstrengende, aber konstruktive Sitzungen. Jeder hatte die Chance, Ideen einzubringen“, berichtet sie.

Generelle Ablehnung der Ergebnisse nicht nachvollziehbar

Daher könne man die generelle Ablehnung der Ergebnisse nicht nachvollziehen. Zumal dies auch viel Unsicherheit im Dorf säen würde. „Einige denken nun, gleich morgen wird hier ein Hotel gebaut. Das ist mitnichten der Fall“, betont Harald Martens. Vielmehr müssten die Ergebnisse als Chance begriffen werden, um das Dorf konstruktiv für die Zukunft zu entwickeln, betont Martens. Und es muss was passieren, ist auch Manfred Meyer überzeugt. Der 71-Jährige ist in Moorfleet aufgewachsen, hat in den vergangenen Jahrzehnten die Veränderung des Dorfes durch den Bau der Autobahnen 1 und 25, das Wachstum des benachbarten Gewerbegebiets und Sterben von Betrieben in Landwirtschaft und Gartenbau hautnah miterlebt. Damit nicht noch mehr von dem dörflichen Charakter verloren geht, würde es nun eines Konzepts für die Zukunft bedürfen, so Meyer.

„Natürlich wollen auch wir keine fünfstöckigen Hochhäuser. Und auch die Stichstraße quer durch die Moorfleeter Wanne sehen wir kritisch“, stellt Christine Saalmüller fest. Aber man könne nicht alles kategorisch ablehnen, sondern müsse überlegen, wie es gehen könnte und was zum Dorf passt, meint Saalmüller, die bereits Varianten für alternative Straßenführungen im Kopf hat.

Ein verbindlicher Auftrag sei bisher nicht zu definieren

Harald Martens betont, dass die Stadtwerkstatt auch aus einer Angst heraus initiiert wurde, die einst alle Moorfleeter einte: die Ansiedlung von großflächigem Gewerbe in der Moorfleeter Wanne. Durch den „Vertrag für Hamburgs Stadtgrün“ war dies zum Zeitpunkt des ersten Stadtwerkstatt-Treffens im Sommer 2019 plötzlich vom Tisch. Das habe alle sehr gefreut, werde teilweise aber bereits als selbstverständlich hingenommen, ärgert sich Martens.

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Auch Bezirksamtsleiter Arne Dornquast hat aufgrund „der vielen, nicht miteinander zu vereinbarenden Meinungen im etwa 1200-Seelendorf“ große Zweifel, ob auch nur ein Teil der Ergebnisse umgesetzt werden kann: „Die Moorfleeter müssen begreifen, dass es nicht definiert ist, was mit den Ergebnissen geschieht.“ Ein verbindlicher Auftrag sei daraus nicht zu definieren, „für Verwaltung und Politik ist das total undankbar“, so Dornquast. Dennoch halten Bezirksamt und Politik daran fest, dass es – sofern es die Corona-Lage zulässt – 2021 eine öffentliche Abschlussveranstaltung der Stadtwerkstatt geben wird.