Neuengamme. Profi-Fotografin Andrea Lang (39) präsentiert am kommenden Wochenende eine Ausstellung mit 20 großformatigen Schwarz-Weiß-Porträts.
Alte und klassische Berufe präsentiert die Profi-Fotografin Andrea Lang aus Neuengamme am kommenden Wochenende in Form einer Foto-Ausstellung. Ausstellungsort ist ein luftiges Gewächshaus mit offenen Seiten hinter dem Café Vierlanden am Neuengammer Hausdeich 471. Das Café, das von Margret Lang, der Mutter der Fotokünstlerin betrieben wird, hat geöffnet.
Die 39-Jährige fotografierte einen Müller, einen Intarsientischler, einen Hutmacher, einen Reetdecker, einen Müller, einen Imker einen Pfeifenbauer, einen Buchbinder und viele weitere Handwerker. Viele der von ihr dokumentierten Gewerke sind immer seltener vertreten, einigen drohen auszusterben. Die Bilder stehen nicht zum Verkauf. Die Fotografin betrachtet ihre Ausstellung als „Weckruf“. Sie wolle dazu anspornen, „alte Berufe in Anspruch zu nehmen“, denn „sonst gibt es sie nicht mehr“. So konnte sie keinen Kutschenbauer für ihr Projekt gewinnen, „weil der Beruf mittlerweile ausgestorben ist“. Diese Tätigkeit lohne sich finanziell nicht mehr, sei ihr berichtet worden. Die Werbefotografin sehe, wie viel in Vergessenheit gerät, und wolle mit ihren Bildern „einen Teil davon bewahren“.
Einige Aufnahmen entstanden quasi vor der Haustür der Fotografin, andere in anderen Teilen Deutschlands im Ausland. Die Bilder sind alle aktuell, wurden eigens für die Ausstellung geschossen. Gestern hatte die Fotografin noch einen Zimmermann vor der Linse, der ebenfalls zu sehen sein wird.
Geschäfts-Einrichtung stammt aus dem Jahre 1911
Lediglich zwei Bilder sind älter: Sie wurden bereits 2016 in Manhattan gemacht. Damals startetet Andrea Lang mit ihrem Traditionsberufe-Projekt, fotografierte sie einen Hutmacher, dessen Geschäft 1911 eingerichtete wurde, und einen Friseur in seinem Geschäft aus dem Jahre 1928.
Alte Handwerkskunst habe auch mit Entschleunigung zu tun, meint Andrea Lang: „Wir werden in eine andere Welt versetzt, eine die beruhigt, in der alte Handgriffe ausgeführt werden, in der Altes bewahrt wird, in der Menschen überzeugt und begeistert sind, von dem, was sie tun.“
Herzensprojekt in Coronakrise wieder aufgegriffen
„Ich wollte dann eigentlich weiter an der Reihe arbeiten, kam aber nicht mehr dazu, weil Kundenaufträge natürlich Vorrang haben.“ Erst vor kurzem, als sie durch die Coronakrise zwangsläufig etwas mehr Zeit hatte, griff die 39-Jährige das Herzensprojekt wieder auf. Während der Fototermine habe sie tolle Einblicke in diverse Werkstätten und Arbeitsweisen gewonnen, berichtet die Neuengammerin.
Auch in Zukunft möchte Andrea Lang Handwerker, die alte Besucher repräsentieren, ablichten. „Ich hoffe, dass sich irgendwann ein Buchprojekt daraus ergibt.“
Präsentiert werden 20 Schwarz-Weiß-Fotografien im Format 30 mal 40 Zentimeter, bei denen sich Andrea Lang von dem dokumentarischen Stil des bedeutenden Fotografen August Sander (1876-1964) inspirieren ließ, in alten Fensterrahmen aus Eisen. „Anders als bei meinen Werbe-Shootings mit Fotokonzept, sind diese Aufnahmen nicht lange vorbereitet, sondern im Reportagestil, ohne größere Inszenierung.“ Sie lege stets Wert darauf, mit ihren Aufnahmen eine Geschichte zu erzählen.
Einige der fotografierten Handwerker haben ihr bereits angekündigt, dass sie sich die Ausstellung selbst ansehen wollen. „Sie werden sicherlich für einen Schnack zu haben sein“, sagt die Organisatorin.
Beruflich auf individuelle Porträts spezialisiert
Andrea Lang arbeitet seit 16 Jahren als Werbefotografin. Die Neuengammerin hat sich auf individuelle Porträts in den Bereichen Kids, People und Business spezialisiert.
Die Bilder können am Sonnabend, 12. September, und am Sonntag, 13. September, jeweils zwischen 14 und 18 Uhr betrachtet werden. Bei Regen wird die Ausstellung in die Räume des Café Vierlanden verlagert. Der Eintritt zu der Ausstellung ist frei. Weitere Informationen zu Andrea Lang finden sich im Internet unter der Adresse fotografiehamburg.de.