Bergedorf. Lokalpolitik setzt sich für weitere Angebote in den Vier- und Marschlanden ein. Deichflitzer und ioki werden favorisiert.

Die Berliner Moia GmbH ist mit ihren gold-schwarzen Elektrokleinbussen seit fast anderthalb Jahren in der Hamburger City im Einsatz. Doch im Osten der Stadt endet das Geschäftsgebiet des Ridesharing-Services, wie das Unternehmen seinen Sammeltaxifahrdienst beschreibt, in Rahlstedt, Billstedt und Billbrook – direkt an der Grenze zum Landgebiet. Der Bezirk Bergedorf mit den weitläufigen Vier- und Marschlanden bleibt bisher außen vor.

Das Hamburger Moia-Geschäftsgebiet erstreckt sich über 320 Quadratkilometer. „Wenige Minuten nach dem Buchen soll ein Moia den Kunden an einem virtuellen Haltepunkt abholen. Gleichzeitig müssen die Umwege für die Personen, die bereits im Fahrzeug sitzen, möglichst gering bleiben“, erklärt Jennifer Langfeldt, Sprecherin des Volkswagen-Tochterunternehmens.

Moia weiß noch nicht, wann weitere Stadtteile erschlossen werden

Die Stadt Hamburg hat in einem ersten Schritt 500 Moia-Fahrzeuge genehmigt. „Unsere Betriebshöfe liegen aktuell in Niendorf und Horn. Im Sommer eröffnen wir noch einen Betriebshof in Wandsbek – so haben wir eine ideale Verteilung der Betriebshöfe im bestehenden Servicegebiet“, sagt Jennifer Langfeldt.

„Ob und wann wir weitere Stadtteile in unser Geschäftsgebiet mit aufnehmen, können wir zum derzeitigen Zeitpunkt nicht sagen“, so die Sprecherin. „Gesprächen zu möglichen Kooperationen mit dem ÖPNV stehen wir aber natürlich grundsätzlich offen gegenüber.“ Von der Politik sei das Unternehmen bisher nicht angesprochen worden, um den Moia-Service auch in Bergedorf anzubieten, teilt Jennifer Langfeldt mit.

Höherer Takt der Linienbusse allein reicht nicht

„Wir finden die Idee grundsätzlich gut“, sagt Andreas Tilsner, verkehrspolitischer Sprecher der Bergedorfer SPD. Seine Partei setze allerdings auf die Kleinbusse der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), die seit Beginn des Jahres in Hamm, Rothenburgsort und Moorfleet (Linie 530) unterwegs sind, im Stundentakt zwischen Kaltehofe und Mittlerer Landweg pendeln. Dank der dort sogenannten „Deichflitzer“ ist nun auch der südöstliche Bereich des Moorfleeter Deichs an das Verkehrsnetz vom Hamburger Verkehrs-Verbund (HVV) angeschlossen. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, sagt Tilsner.

Seine Parteifreundin Laura Wohnrath aus Fünfhausen, die ihren Wahlkreis in den Vier- und Marschlanden hat, setzt sich für „kreative, auf die Bedürfnisse der Menschen im Landgebiet zugeschnittene Angebote“ ein: „Nur die Taktung der Linienbusse zu erhöhen, reicht nicht.“ Schließlich gehe es darum, zu verändern, dass ein Haushalt über durchschnittlich 2,5 Pkw verfügt. Laura Wohnrath hält die Kleinbusse für „klein, flexibel und für die engen Deichstraßen geeignet“. Deshalb wolle sie sich für einen Ausbau dieser Zusatzangebote einsetzen.

Kostenlose Nutzung des Anruf-Sammeltaxis

Außerdem will die Koalition in der nächsten Bergedorfer Bezirksversammlung (27. August) einen Antrag auf kostenlose Nutzung des Anruf-Sammel-Taxis (AST) in den Vier- und Marschlanden einbringen. Bisher kostet die Fahrt in dem Taxi der VHH mindestens 2,80 Euro für Erwachsene.

Die Bergedorfer CDU wünscht sich Moia auch auf den Straßen in den Vier- und Marschlanden, betont Jörg Froh. „Das ist eine gute Ergänzung zum ÖPNV und mit dem Angebot der VHH kombinierbar“, sagt der Christdemokrat. Allerdings seien die Elektrofahrzeuge nur dort angebracht, wo die Infrastruktur schlecht ist: „In der Stadt ist ja alles gut per Bus und Bahn erreichbar. Dort machen die Moia-Fahrzeuge keinen Sinn, stellen sie nur weitere Autos dar, die den Verkehrsfluss behindern und durch mehr Staus mehr Schadstoffausstoß erzeugen.“

CDU fordert Moia für Gegenden mit schlechter Bus- und Bahnanbindung

Frohs Parteifreund Dennis Gladiator, der in der Hamburgischen Bürgerschaft sitzt, sieht das genauso: „Das wäre in weitläufigen Gebieten mit schlechter ÖPNV-Anbindung ein super Lückenschluss.“ Deshalb habe die CDU die Forderung nach Moia in Gegenden mit schlechter Bus- und Bahnanbindung in ihrem Wahlprogramm vermerkt. Gladiators Partei wolle wiederum „denen, die es möchten, attraktive und komfortable Alternativen zum eigenen Auto anbieten“. Gladiator: „Man kann so ein Angebot ja subventionieren, so wie es beim gesamten ÖPNV-Angebot bereits gemacht wird. Damit würden weiße Lücken geschlossen.“

Ausweitung des Angebots hängt von der Stadt Hamburg ab

Norbert Fleige, Verkehrsexperte der Grünen, ist ein Freund von Ioki Hamburg, das die VHH gemeinsam mit dem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, bislang in Lurup/Osdorf sowie in Billbrook anbietet. Die Kleinbusse können über eine App angefordert und gebucht werden. Der Service ist in das HVV-Tarifsystem integriert. Fahrgäste im Besitz einer HVV-Fahrkarte zahlen einen Euro Aufpreis.

„Grundsätzlich wäre es sicherlich möglich, dass Ioki Hamburg oder auch eine weitere HVV-Quartierbuslinie in den Vier- und Marschlanden fährt“, sagt VHH-Sprecherin Christina Sluga. Diese Entscheidung würde aber weder bei der VHH, noch bei ioki liegen. „Zuständig für das Angebot und dessen Entwicklung ist der Aufgabenträger, in diesem Fall die Stadt Hamburg“, erklärt Christina Sluga.