Curslack. Karsten Dabelstein hört nach zwölf Jahren als Bereichsführer in den Vierlanden auf. Nachfolger für die 250 Retter ist nicht in Sicht.

Als Bereichsführer stand Karsten Dabelstein zwölf Jahre an der Spitze der sieben Freiwilligen Feuerwehren (250 Einsatzkräfte) in den Vierlanden. Nun trat der 54-Jährige nicht wieder zur Wahl an, räumte er den ehrenamtlichen Posten. Seit dem heutigen Sonnabend ist Dabelstein nicht mehr Bereichsführer.

Dabelsteins zweite Amtszeit endete eigentlich bereits im April, doch wegen der Coronakrise verlängerte er um drei Monate. Nun soll aber Schluss sein. Der Curslacker wolle nicht an seinem Sessel kleben und Platz machen für frische Ideen. „Man nutzt sich ein bisschen ab, es kommt irgendwann automatisch Routine rein. Das lässt sich nicht vermeiden.“

Bereichsführer ist bei größeren Einsätzen präsent

Doch ein Nachfolger ist nicht in Sicht: Vorerst werde Frank Meyer, Wehrführer der FF Curslack und stellvertretender Bereichsführer, die Aufgaben übernehmen, „unterstützt von weiteren Führungskräften“, sagt Dabelstein.

Der Bereichsführer ist bei größeren Einsätzen präsent, „etwa bei allen Wassernotfällen auf der Stromelbe“. Er steht den Kameraden beratend zur Seite, arbeitet an einer optimalen Koordination des Gesamteinsatzes vor Ort. „Die Leitung hat allerdings die Berufsfeuerwehr.“ So war Dabelstein etwa bei dem Gewächshausbrand vor einigen Wochen am Fersenweg dabei und auch, als in Harburg Salpetersäure ausgelaufen war. Bei dem Gefahrstoffeinsatz unterstützten Wehren aus Curslack (Spezialisten für Dekontamination) und Lohbrügge (Spüren und Messen) ihre Kollegen vor Ort.

Zahl der Einsätze in den vergangenen zwölf Jahren deutlich gestiegen

„Die Freiwillige Feuerwehr hält viele Komponenten vor, die die einzelnen Wehren besonders gut kennen. Deshalb werden sie häufig dazu gerufen“, sagt Dabelstein.

Am Himmelfahrtstag 2018 stand in einer Souterrain-Wohnung Am Beckerkamp das Wasser bis zur Decke. „Erst gab es den Verdacht, dass sich eine Person in der Wohnung befindet“, sagt Dabelstein. „Das hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet.“ Als 2008 das Schiff „Undine“ vor Neuengamme auf der Elbe mit einem anderen Schiff kollidierte, liefen große Mengen Diesel aus. „Damals waren wir mit vielen Booten vor Ort, arbeiteten wir mit Kameraden aus Geesthacht zusammen“, erinnert sich Dabelstein an eine seiner ersten Alarmierungen als Bereichsführer. Die Zahl der Einsätze sei in seiner Zeit als Bereichsführer deutlich gestiegen: 2008 gab es für die Vierländer Wehren 850 Alarmierungen, zehn Jahre später waren es 1150.

Nun wieder im Rettungsdienst bewähren

„Ich habe viele Fortbildungen besucht, auch als Bereichsführer.“ Derzeit ist er deshalb Ansprechpartner für alle Hamburger Wehren, wenn es um Gefahrstoffe geht. Der Curslacker leitet auch den Arbeitskreis Dekontamination.

„Ich möchte in die Einsatzabteilung meiner Heimatwehr, der FF Curslack, zurückkehren – als normales Mitglied. Dort versuche ich mich zu bewähren“. Vor allem im Rettungsdienst kenne sich der 54-Jährige aus – „von der Geburt bis zur Wiederbelebung“.

Sein Sohn ist bei der FF Wandsbek-Marienthal

Er könne aber auch Atemschutz tragen und am Strahlrohr stehen oder auflisten, welche Kameraden in das brennende Haus gehen und welche bereits wieder herausgekommen sind. „Solche Übersichten sind natürlich immens wichtig.“ Die Fürsorge für die Einsatzkräfte habe immer mehr an Bedeutung gewonnen: „Vor 20 Jahren sind wir noch mit der Einsatzkleidung nach Hause gefahren. Heute wird sie verpackt und gereinigt.“

Der Bankkaufmann trifft in der FF Curslack auf seinen älteren Sohn (25). „Der andere, 23-jährige Sohn ist bei der FF Wandsbek-Marienthal.“ Dabelstein ist seit 1983 Mitglied der FF Curslack. Später verantwortete er lange die Bereichsausbildung. „Dadurch hatte ich viel Kontakt zu Wehr- und Bereichsführern.“ Künftig würde er sich gern „hinter den Kulissen, als Teil des Ganzen, im Landesbereich einbringen“. Dort gibt es diverse Arbeitsgruppen, die sich um Bereich wie IT, Ausrüstung oder Baumaßnahmen (Feuerwehrhäuser) kümmern. „Es werden Leute gebraucht. Vielleicht kann ich wiederum dort frischen Wind reinbringen.“

Organisieren, Dinge umsetzen und kommunizieren

Schon vor seiner Zeit als Bereichsführer habe er sich im Landesbereich engagiert, „in der Gruppe, die sich um Ausbildung kümmert“. Wohin genau es ihn nun zieht, will Dabelstein nicht verraten. „Das entscheidet letztlich der Landesbereichsführer. Er guckt, wo er mich einsetzen kann.“ Eine leitende Funktion strebe er dort nicht an. „Das ist auch nicht vorgesehen.“ Vielleicht könne er „ein Projekt führen“. Er könne gut organisieren, Dinge umsetzen und kommunizieren, betont Dabelstein.

Warum es keinen Nachfolger für seinen Posten gibt? „Vielleicht ist es Respekt vor der Aufgabe. Schließlich bedeutet sie noch etwas mehr Engagement und einen gewissen zeitlichen Aufwand“, sagt der Feuerwehrmann. „Schließlich gibt es auch viele menschliche Themen in der Organisation.“

So würden etwa Lehrgänge geplant, Wehrführer-Sitzungen geleitet und Jubilare besucht, aber auch Probleme geklärt und unangenehme Gespräche geführt, „etwa, wenn ein Feuerwehrmann Interna in den sozialen Medien ausplaudert“. „Manchmal ist es unangenehm, so geradlinig zu sein.“ Dienstaufsicht mache nicht immer Spaß.