Moorfleet. Die Stadtwerkstatt hat ein Konzept für Wohnen am Wasser entwickelt. Auch ein Hotel ist vorgesehen. Pläne ab sofort online einsehbar.
Wohnen am Wasser soll in Moorfleet in den kommenden zehn, 20 Jahren größer geschrieben als bisher. Dies sieht die favorisierte Variante für ein Entwicklungskonzept Moorfleet vor. Erstellt wurden zwei Varianten („Grünes Moorfleet“ und „Blaues Moorfleet“) als Ergebnis der Stadtwerkstatt Moorfleet. Beide sehen die Entwicklung eines „maritimes Quartiers“ und eines Hotels vor. Nach insgesamt vier Treffen seit Mai 2019 sind die Resultate der Stadtwerkstatt von heute an online und im Bürgerhaus Moorfleet einsehbar.
Die grüne Variante verlagert die Haus- und Sportboote aus dem südlichen Bereich des Holzhafens in den Norden. Dort könnten Hausboote und Sportboote separat liegen, würden weitere Stege gebaut. „Die Verschlickung ist dort weniger extrem“, sagt Niclas Förster vom Bergedorfer Bezirksamt. Der südliche Bereich des Holzhafens würde in der grünen Variante der Natur zurückgegeben und an das bestehende Naturschutzgebiet angeschlossen werden. Förster betont: „Haus- und Sportboote passen gut zu Moorfleet, deswegen sollen sie in jedem Fall in der Billwerder Bucht bleiben können.“
Wohnen am Wasser in Moorfleet: Blaue Variante ist aufwendiger
Die blaue Variante ist die weitaus aufwendigere: Nach diesem Konzept müsste vor allem der südliche Hafenbereich regelmäßig ausgebaggert werden. „Dort wollen wir gern das Bestehende erweitern“, sagt Förster. Die Liegeplätze für Haus- und Sportboote würden demnach deutlich erweitert. Die Uferbereiche könnten mit Aussichtspunkten und Aufenthaltsflächen am Wasser ausgestattet werden.
Am Deich sollen in jedem Fall rund 120 Wohnungen entstehen. Die Variante „Blaues Moorfleet“ sieht zudem 100 bis 150 weitere Wohnungen im südlichen Hafenbereich vor, „je nach dem Verhältnis von Wohnen und Gewerbe“, betont Förster. Dort könnten auch mehrgeschossige Gebäude entstehen. Eine großflächige Bebauung ist aber vom Tisch.
„Das Dorf muss sich weiter entwickeln“
Die ersten Stadtwerkstatt-Treffen waren von der großen Sorge der Moorfleeter dominiert, dass sie mit Industrie- und Gewerbeunternehmen zugebaut würden. Dann stellte sich heraus, dass die Moorfleeter Wanne grün bleibt und eine gewerbliche Entwicklung vom Tisch ist: Die Stadt hatte sich im „Vertrag für Hamburgs Stadtgrün“ nach fast einjährigen Verhandlungen mit dem Naturschutzbund (Nabu) darauf geeinigt, dass zwischen Andreas-Meyer-Straße und Moorfleeter Deich keine großflächige Bebauung mehr erlaubt ist (wir berichteten). „Bestehendes Gewerbe hat Bestandsschutz, kann aber innerhalb Moorfleets verlagert werden“, sagt Jörg Froh, der sich für die CDU in der Stadtwerkstatt engagierte. Denn an der Andreas-Meyer-Straße soll eine Gewerbefläche geschaffen werden, um an bisherigen Gewerbestandorten Platz für Freizeit- und Grünflächen zu schaffen.
Nachdem das geklärt war, ging es in „anstrengenden, aber konstruktiven Sitzungen“ voran, berichtet Froh. Jeder habe seine Ideen eingebracht. „Eine weitere Entwicklung Moorfleets ist dringend erforderlich“, sagt Froh. „Wir müssen schauen, wo genau sich das Dorf in den kommenden zehn, 20 Jahren weiter entwickeln lässt, wo etwa Häuser gebaut werden können und wie der Verschlickung des Holzhafens zu begegnen ist.“
Entlastung des Moorfleeter Deichs vorgesehen
Ein anderes großes Thema ist die Entlastung des Moorfleeter Deichs: Der Schwerlastverkehr auf dem Deich soll künftig über eine etwa 800 Meter lange Stichstraße rollen, die zwischen Andreas-Meyer-Straße (Höhe Tankstelle) und Moorfleeter Deich entsteht. Dies sehen die Teilnehmer der Stadtwerkstatt in ihrer bevorzugten Variante „Blaues Moorfleet“, die eine Aufwertung der bestehenden Steganlagen im Holzhafen in den Mittelpunkt rückt, ebenso vor wie in der alternativen Variante „Grünes Moorfleet“. Letztere sieht reine Renaturierung des Holzhafens als Erweiterung des benachbarten Naturschutzgebietes vor. Das „maritime Quartier“ würde nach dieser Planung an der Nordspitze des Hafens entstehen. Beide Varianten sehen vor, die bestehende Bebauung am Moorfleeter Deich behutsam nachzuverdichten und Landschaftsfenster frei zu halten. Ebenfalls in beiden Varianten vorgesehen ist der Bau eines Hotels mit Gastronomie im Bereich der Kreuzung Moorfleeter Deich/Sandwisch – am westlichen Ende der neuen Erschließungsstraße.
Im gesamten Areal sollen in verschiedenen Bereichen etwa 380 Wohnungen gebaut werden, darunter rund 30 nahe der Kirche in zweiter Reihe und etwa weitere 80 nordöstlich der Kirche. Dafür müsste die alte Grundschule weichen. „Die Turnhalle soll aber in jedem Fall bleiben“, sagt Froh. „Der Grüngürtel, der sich von Nord nach Süd zieht, soll ebenfalls erhalten bleiben.“ Um die Landwirtschafts- und Ausgleichsflächen könnten Wanderwege als Querachsen entstehen. Egal, ob grüne oder blaue Variante: „Moorfleet bleibt grün“, sagt Froh. Das Dorf werde „sanft entwickelt – zu einem lebenswerten, grünen Eingangstor in die Vier- und Marschlande“.
Videofilm erklärt das Vorhaben in Moorfleet
Wer sich im Internet informieren möchte, der wählt den einfachsten Weg und gibt bei Google „Stadtwerkstatt“ und „Moorfleet“ ein. Dann gelangt man direkt auf die betreffende Behördenseite. Dort ist auch der Videofilm anklickbar.
Im Bürgerhaus Moorfleet am Moorfleeter Deich 254 werden die Pläne, die auch im Internet zu finden sind, ausgestellt – an vier Sonntagen: 26. Juli sowie 2., 9. und 16. August, jeweils zwischen 15 und 17 Uhr. Dort dürfen sich maximal zehn Besucher gleichzeitig aufhalten. Sie müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Dort und per E-Mail an stadtwerkstatt-moorfleet@berge dorf.hamburg.de können erneut Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge zu den Planungskonzepten abgegeben werden. Diese wollen das Bezirksamt und die weiteren Planer in einer öffentlichen Stellungnahme aufbereiten.
Angedacht war auch eine Präsentation des Films in Dauerschleife im Bürgerhaus per Beamer. „Das lässt sich leider nicht realisieren“, sagt Niclas Förster vom Bergedorfer Bezirksamt.