Neuengamme. In den DRK-Seniorenwohnungen litten viele Bewohner unter den Sicherheitsmaßnahmen und Besuchsbeschränkungen.
Fröhlich und entspannt wirken die beiden Bewohnerinnen der DRK-Seniorenwohnanlage am Heinrich-Stubbe-Weg 1 – trotz der noch immer vorhandenen Corona-Beschränkungen. „Mir geht es hier wunderbar“, betont Hilde Kröger (92). „Meine Mutter geht mit dem Rollator noch selbst einkaufen, vermisst aber die Veranstaltungen hier im Hause“, sagt Peter Kröger, ihr Sohn. Er ist Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Bergedorf.
„Ich freue mich sehr, dass ich dieses Mal bei der Suppenausgabe mit dabei sein kann. Beim letzten Mal habe ich es leider verpasst, mich anzumelden“, sagt Hella Strohschein (90), Hilde Krögers Mitbewohnerin in der Servicewohnanlage.
Die Kartoffelsuppe haben die Ehrenamtlichen des Deutschen Roten Kreuzes unter der Leitung von Peter Kröger am vergangenen Sonnabend für die Senioren gekocht. „Um 7 Uhr haben wir mit dem Kochen angefangen. 220 Liter Kartoffelsuppe sind es geworden. Sie wird von 15 Ehrenamtlichen in sechs Wohnanlagen des DRK mit insgesamt 350 Bewohnern verteilt“, sagt Kröger. „Es gab bereits Gulaschsuppe, diesmal war es Kartoffelsuppe.“ Was in zwei Wochen gekocht wird, steht noch fest.
Autohaus spendet 2000 Euro
Möglich werden diese drei Corona-Hilfsaktionen nur durch eine Spende in Höhe von 2000 Euro vom Autohaus S+K an der Randersweide in Bergedorf sowie eine kleine Finanzspritze des DRK-Landesverbands. „Wir haben bei der Desinfektion der Klimaanlagen in den Fahrzeugen jeweils zehn Euro vom Gewinn für diese Hilfe genommen“, sagt S+K-Geschäftsführer Carsten Schulz.
Einige Senioren können sich die Suppe nicht von den Gulaschkanonen abholen, weil sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, außerdem darf es in Corona-Zeiten keine Menschenansammlungen geben: Deshalb bringen fleißige Helfer des DRK den Alten das flüssige Gulasch direkt in die Wohnungen.
Hartmut Watschke, Geschäftsführer der Gesellschaft Ambulante Soziale Dienste des DRK, freut sich nicht nur über die Spende, sondern auch über die gute Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt (Suppe) und Hauptamt (Wohnanlage) beim DRK. „Durch Corona gibt es hier in der Anlage seit Mitte März Einschränkungen für die Besucher. Der Gemeinschaftsraum musste geschlossen werden, Veranstaltungen und gemeinsame Aktivitäten unterbleiben. Die Kinder der Bewohner konnten und wollten zum Teil nicht kommen.“ Diese Einschränkungen können bei den Bewohnern zu psychischen Problemen führen, unter anderem durch Vereinsamung. Selbst die Einkäufe wurden vielen Senioren abgenommen, „größtenteils durch unsere fleißigen Betreuer vor Ort“, betont Watschke.
Zahl der Arztbesuche deutlich gesunken
Die eingeschränkte Beweglichkeit – die Senioren hielten sich in den eigenen vier Wänden auf – kann auch zu Sekundärerkrankungen führen. „Dann steigt das Schmerzempfinden, kann Altersdepression und die Sturzgefahr wegen geringer Bewegung zunehmen“, sagt der DRK-Mitarbeiter. Auch die Zahl der Arztbesuche sei aus Angst vor Corona deutlich gesunken, vieles wurde aufgeschoben.
Anja Hannemann, Fachbereichsleiterin aller Servicewohnanlagen in Bergedorf, berichtet: „Die beliebten betreuten Flugreisen nach Italien und Mallorca, die ich jedes Jahr mehrfach für Senioren der Altersgruppe 70 plus organisiere, mussten abgesagt werden.“
Auf Reisen entwickelten sich viele Freundschaften
Glücklicherweise hätten sich auf vergangenen Reisen – die älteste Teilnehmerin ist 95 Jahre alt – viele Freundschaften entwickelt. „In der schweren Corona-Zeit haben sich die Menschen gegenseitig unterstützt, geholfen und zusammengehalten. Das hat ihnen sicherlich auch über vieles hinweggeholfen“, sagt die Fachbereichsleiterin.
Der Zusammenhalt ist es, den auch Hartmut Watschke als positiven Corona-Effekt wahrnimmt: „Diese Zeit hat uns alle zusammengeschweißt. Es ist ein neues Level vertrauensvollen Miteinanders entstanden, unter den Mitarbeitern, insbesondere aber auch zwischen Bewohnern und Mitarbeitern.“
Anja Hannemann blickt positiv in die Zukunft: „Wir hoffen auf den Impfstoff. Außerdem ist ja alles schon deutlich besser geworden.“ Sie hofft, dass auch Reisen für „ihre“ Senioren bald wieder möglich sind: „Wir haben eine Silvesterreise angedacht. Mal schauen, ob sie sich realisieren lässt.“