Bergedorf. Das Schlager-Pop-Duo hat wegen Corona keine Auftritte. Gunnar Schmidt und Christopher Garbers arbeiten deshalb auch in neuen Jobs.
80 Konzerte hatten Christopher Garbers (46) und Gunnar Schmidt (48) als Die JunX für dieses Jahr in ihrem Terminkalender notiert. Doch die Coronakrise machte den beiden Vierländer Musikern einen dicken Strich durch die Rechnung: Im März wurden alle Gigs für den Rest des Jahres – mehr als 50 Auftritte – abgesagt. „Die anderen, rund zwei Dutzend, hatten wir bis dato schon gespielt, unter anderem beim Karneval im Rheinland und bei größeren Schlagerpartys in Bremen und Münster“, sagt Garbers. Schnell waren die Rücklagen des Schlager-Pop-Duos aufgebraucht. Seitdem müssen Die JunX, beide Familienväter, malochen, um ihre Kühlschränke zu füllen.
Die beiden Musiker jobbten gemeinsam sechs Wochen lang auf dem Bau. „Für eine Metallbaufirma aus den Vierlanden haben wir Balkone bei den Um- und Neubauten von Häusern montiert“, sagt Garbers. Das Anreichen schwerer Metallstreben und deren Montage unter Anleitung erfahrener Kollegen sei einer der wenigen Jobs, in denen die Vierländer überhaupt arbeiten können. „Schließlich brauchen wir nur einen zeitlich befristeten Aushilfsjob während der Krise – und den auch nur in Teilzeit, an drei Tagen in der Woche, da wir ja weiter mit unserem JunX-Projekt beschäftigt sind“, sagt Garbers.
Schnell wieder im alten Job drin
Die schwere körperliche Arbeit empfand der 46-Jährige als „ungewohnt“. Zum Glück würden er und sein Bühnenpartner genug Sport treiben. Während Schmidt nach wie vor auf dem Bau arbeitet, kehrte Garbers, gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, vor Kurzem in seinen alten Job zurück: Er verkauft für einen Großhandel Pflanzen auf dem Hamburger Blumengroßmarkt. „Meine Kunden sind Zwischenhändler und Floristen.“ Die meisten Kunden kenne er noch „von früher“: Garbers arbeitete 18 Jahre lang auf dem Großmarkt, bis er sich vor sieben Jahren ausschließlich auf Die JunX konzentrierte. „Man ist schnell wieder in dem alten Job drin.“
Die Arbeitszeiten hätten sich nun komplett gedreht, berichtet Garbers: „Mein Wecker klingelt jetzt um 0.30 Uhr, um diese Zeit bin ich sonst ins Bett gegangen.“ Doch Die JunX bleiben gelassen: „Es geht schließlich auch darum, nicht im Corona-Frust zu versacken, nicht nur zu Hause Trübsal zu blasen“, sagt Schmidt. Er wolle auch ein Vorbild für seine drei Kinder sein. Außerdem müsse er ja „ein paar Euro verdienen, um nicht abzusaufen“. Die Arbeit auf dem Bau mache ihm sogar Spaß: „Ich habe nette Kollegen und bin an der frischen Luft. Außerdem lerne ich gern dazu.“ Und: „Vielleicht entsteht durch unsere neuen beruflichen Erfahrungen ja auch ein neuer Song.“
Von der Corona-Soforthilfe, die Die JunX erhalten haben, können sie schließlich nicht ihre Kühlschränke füllen, betont Garbers. „Dieses Geld ist ja nur für betriebliche Ausgaben wie etwa die Büromiete gedacht.“ Denn der JunX-Betrieb läuft hinter den Kulissen weiter. Schmidt und Garbers nehmen in einem Studio bei Kiel ein neues Album auf, das zweite mit ausschließlich eigenen Songs nach „Bäm!“ von 2017. „Das neue Album ist zu drei viertel fertig und kann hoffentlich im Spätsommer erscheinen“, sagt Garbers. Die neuen, deutschsprachigen Titel seien noch eine Spur poppiger als die bisherigen. Unterstützt werden Die JunX bei den Aufnahmen von einem komplett neuen Produzententeam.
In ihrem Büro am Weidenbaumsweg in Bergedorf schreiben die Profimusiker neue Songs, pflegen sie ihr Netzwerk. „Arbeit gibt es genug“, sagt Garbers. Er und sein Partner telefonieren und mailen mit Agenturen und Veranstaltern, um an neue Auftritte zu kommen. „Leider ist das unheimlich schwierig“, sagt der 46-Jährige. „Dieses Jahr ist sowieso gelaufen, aber auch für 2021 lässt sich kaum ein Auftritt planen. Die Branche ist komplett verunsichert.“ Es herrsche „große Hoffnungslosigkeit“ in der Musikbranche, gebe „keine Ideen“. Garbers: „Die Branche steht still.“ Viele Agentur-Mitarbeiter arbeiten nun in Kurzzeit, nicht wenige Unternehmen kämpfen um das Überleben.
Viele Gigs sollen nachgeholt werden
Einziger Trost: Viele der abgesagten JunX-Gigs werden 2021 nachgeholt – sofern es bis dahin entsprechende Corona-Lockerungen gibt. „Natürlich kann es auch schneller gehen“, sagt Garbers. „Das kann ja wie bei den Friseuren und Gastronomen laufen, dass wir von heute auf morgen wieder arbeiten können, also vor mehr als 50 Menschen auftreten dürfen.“ Doch so richtig dran glauben mag der Sänger nicht: „Bei den Sicherheitsabständen kommt ja keine Partystimmung auf, sind Emotionen kaum möglich.“
Die JunX gibt es seit 2009. Die beiden vor „Bäm!“ veröffentlichten Alben enthalten vor allem Traditionals, die die Vierländer Musiker mit eigenen Texten ausstatteten.