Moorfleet. Deponie Feldhofe wächst auf bis zu 56 Meter. Andere Deponien in der Stadt sind nicht mehr geplant.
Die Bergedorfer Bombe ist gut versteckt im 204-seitigen Hamburger Koalitionsvertrag. In sieben knappen Zeilen, unten auf Seite 46 und ohne eigene Überschrift, steht: „Die Kapazität der Deponie Feldhofe wird erhöht und die Deponieplanungen in Moorburg aufgegeben. Wenn die neuen Kapazitäten zur Verfügung stehen, werden auch schadstoffbelastete Altsedimente aus Hafenbereichen (in die Deponie) einbezogen, um die Elbe sauberer zu machen.“
Statt 38 Meter nun bis zu 56 Meter hoch
Damit wird eine Forderung der Hamburg Port Authority umgesetzt, die schon länger darauf spekuliert hat, Feldhofe dauerhaft als einzige Schlickdeponie auszubauen. Gemeint ist die Erhöhung des bisher auf 38 Meter gedeckelten Deponiebergs um fast 50 Prozent auf dann 56 Meter. Das wären bis zu sieben Millionen Kubikmeter Schlick zusätzlich aus dem Hamburger Hafen – und somit Planungssicherheit über das Jahr 2029 hinaus, wenn das bisher festgelegte Volumen ausgeschöpft wäre.
Bergedorfs FDP-Fraktionschefin ist „stinksauer“
„Ich bin stinksauer. Es ist absolut inakzeptabel, dass wir von dieser offensichtlich nicht mehr veränderbaren Entscheidung erst aus dem unterzeichneten Koalitionsvertrag erfahren“, ärgert sich Bergedorfs FDP-Fraktionschefin Sonja Jacobsen. „Für Bergedorf ist das nach Europas größtem Neubaugebiet Oberbillwerder, Deutschlands größter Flüchtlingsunterkunft Gleisdreieck und der Erweiterung der Justizvollzugsanstalt Billwerder die nächste massive Zumutung. Es ist höchste Zeit, dass die rot-grünen Regierungsparteien im Hamburger Rathaus ein klares Signal der Wertschätzung und Wiedergutmachung nach Bergedorf geben.“ Dabei blickt sie auch auf die Zukunft der Bergedorf-Koalition, in der die FDP Grünen und SPD zur Mehrheit verhilft: „Wir werden das Thema in den Koalitionsausschuss nehmen.“
SPD und Grüne in Bergedorf sind überrumpelt
Derart wortreich und entschlossen mochten sich Bergedorfs Grüne und Sozialdemokraten gestern noch nicht geben. Beide mussten auf Nachfrage einräumen, von Plänen zum Ausbau der Deponie Feldhof überrascht worden zu sein. „Das wird intensive Diskussionen und Gespräche in Partei und Koalition geben, natürlich auch zwischen Bergedorf und Senat“, sagt SPD-Fraktionschef Paul Kleszcz. Eine Strategie müsse noch „in Ruhe festgelegt“ werden. Auch Kollegin Frauke Rüssau von den Grünen stellt fest, dass ihre Fraktion mit diesem Aspekt des Koalitionsvertrages „überhaupt nicht einverstanden“ ist: „Das kam durch die Hintertür.“
Forderung: Öffnung der Dove-Elbe dafür sofort streichen
Während Rot-Grün in Bergedorf noch Bedenkzeit braucht, gibt sich die CDU-Bezirksfraktion bereits kreativ: „Wenn im Gegenzug zur Deponie das Thema Öffnung der Dove-Elbe für den Tidenhub sofort im Papierkorb landet, könnte man darüber reden“, sagt Bernd Capeletti, Vorsitzender des Regionalausschusses Vier- und Marschlande. „Hafenschlick und Tidenhub gehören aus meiner Sicht eng zusammen.“ So sieht es auch FDP-Fraktionsvize Stephan Meyns aus Kirchwerder. Seine Forderung: „Wir wollen jetzt die verbindliche Zusage des Senats, dass es keine Öffnung der Dove-Elbe geben wird.“