Moorfleet. Landwirtschaftskammer wirbt für Ausbildung in grüner Branche. Corona bietet neue Chancen. Verbraucher setzen auf regionale Produkte.

Bei der Vorstellung der Arbeitsmarktdaten standen gestern auch die Ausbildungsberufe aus dem Gartenbau im Mittelpunkt. Im Kompetenzzentrum am Brennerhof warb Andreas Kröger, Präsident der Landwirtschaftskammer Hamburg, für einen krisensicheren Berufseinstieg.

Zwar sei das Geschäft in einigen Gärtnereien aufgrund Corona im März „für zehn Tage komplett eingebrochen“, doch dann habe sich die Situation gebessert. Seitdem kämen die Gärtner ohne große Einbußen durch die Krise, sagte Kröger, der selbst eine Zierpflanzengärtnerei in Kirchwerder betreibt.

Im Gegenteil: Corona biete der grünen Branche sogar viele neue Chancen, befand der Präsident der Landwirtschaftskammer: Die Verbraucher würden ihre Lebensgewohnheiten umstellen, noch mehr auf regionale Produkte setzen. „Die Menschen wollen überall Grün, frische Blumen und gesundes Essen.“ Die Nachfrage nach regionalen Produkten steige, was auch gut für das Klima sei.

Fachkräfte werden händeringend gesucht

Das Kompetenzzentrum ermögliche angehenden Gärtnern eine „moderne überbetriebliche Ausbildung“. Mitarbeiter seien in Schulen und Betrieben unterwegs, um für Ausbildungen in der grünen Branche zu werben. Denn viele Betriebe würden händeringend gut ausgebildete Fachkräfte suchen. Auf der anderen Seiten mangele es an Ausbildungsbetrieben unter den 625 Gärtnereien und landwirtschaftlichen Betrieben, die 20 Prozent der Fläche in Hamburg bewirtschafteten.

Das Interesse an einer Gärtner-Ausbildung habe abgenommen, sagt Sönke Fock, Vorsitzender in der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg. Die jungen Menschen würden sich angesichts immer weniger Betriebe wenig Chancen ausrechnen.

Zahl der Auszubildenden deutlich gesunken

„Seit Ende der 90er-Jahre ist die Zahl der Auszubildenden deutlich zurückgegangen“, bestätigt Samira Stein-Softić, Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums. Ließen sich in den 1980er- und 90er-Jahren jährlich 200 bis 250 junge Menschen zu Gärtnern ausbilden, waren es in den vergangenen 20 Jahren jeweils rund 150 – „eine Folge des Rückgangs der Betriebe“, sagt Samira Stein-Softić.

Auch in den vergangenen drei Jahren haben jedes Jahr etwa 150 angehende Gärtner mit der Ausbildung begonnen. Von den rund 450 Azubis, die nun im ersten, zweiten oder dritten Lehrjahr sind, haben bisher etwa 90 die Ausbildung abgebrochen. Für den Ausbildungsstart im Spätsommer 2020 gibt es aktuell 39 Ausbildungsverträge. Die Fachleute aus dem Kompetenzzentrum gehen davon aus, dass es – trotz Corona – wieder rund 150 werden können.

Kleine verschwinden, Große wachsen

Das Problem: Kleinere, familiengeführte Betriebe verschwinden vom Markt, weil sie sich nicht behaupten können oder weil die Betreiber keine Nachfolger finden. Gleichzeitig wachse eine überschaubare Anzahl großer, moderner Betriebe.

Besonders gefragt sei eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer. „GaLaBau ist in unserer Stadt mit ihrem vielen Grün, Parks, großen Gärten und Grünanlagen, besonders gefragt“, sagt Samira Stein-Softić. Auf wenig Beliebtheit stoße hingegen die Ausbildung zum klassischen Gemüsegärtner.

Mara Reuter (25) aus Eimsbüttel wird im zweiten Lehrjahr zur Staudengärtnerin ausgebildet. Ihr Ausbildungsbetrieb ist der Botanische Garten in Klein Flottbek, zugehörig zur Uni Hamburg. „Ich möchte nach der Ausbildung in den Betrieb meiner Familie in Niedersachsen einsteigen“, sagt die Abiturientin. Sie arbeite gern in der Natur „und ich möchte viel über die heimischen Pflanzen lernen“.