Bergedorf. Freiwillige Wehren sind auch in der Krise gut gerüstet – Lehrgänge und Schulungen sind allesamt verschoben.

Die Freiwilligen Feuerwehren in den Vier- und Marschlanden sind auch während der Coronakrise sehr gut aufgestellt, berichten die Bereichsführer Karsten Dabelstein (54, Vierlande) und Sebastian Struss (41, Marschlande). Weil viele Mitglieder der Einsatzabteilungen nun im Homeoffice arbeiten, sei die Verfügbarkeit tagsüber „zumindest nicht schlechter“ als in normalen Zeiten, betont Dabelstein. Der Bankkaufmann arbeitet derzeit selbst von zu Hause aus.

Die moderne IT-Infrastruktur der Feuerwehr zahle sich in Krisenzeiten besonders aus, sagt Dabelstein. Dank der Vernetzung durch E-Mails in geschlossenen Gruppen seien alle Führungs- und Einsatzebenen und stets auf dem aktuellen Stand, was etwa Handlungsanweisungen zu Hygiene- oder Sicherheitsvorschriften angeht, aber auch bei Terminänderungen oder der Abfrage von Materialbeständen.

Einsatzleitung als Stab aktiv

Die Einsatzleitung der Hamburger Feuerwehr ist wegen der Coronakrise als Stab aktiv, berichtet Struss. Dort liefen täglich alle relevanten Informationen zusammen, die etwa von der Bundesregierung, dem Bundesamt für Katastrophenschutz oder dem Robert-Koch-Institut herausgegeben werden. „Die Kollegen sammeln, werten aus und kommunizieren an uns weiter.“

Auch das Berechnen, Auffüllen und Nachordern von Ausrüstungsmaterialien werde vom Stab koordiniert. Treffen von Angesicht zu Angesicht seien auch bei der Feuerwehrführung die Ausnahme. Struss. „Kommuniziert wird vorwiegend per Telefonkonferenz, Skype oder E-Mail“, sagt der Bereichsführer Marschlande. Die freiwilligen Wehren seien in Gestalt des Landesbereichsführers Harald Burghart eingebunden. Die Bereichsführer stimmen sich wiederum regelmäßig mit ihren Vorgesetzten ab.

Die für Dekontaminationen mit einem speziellen Fahrzeug ausgestattete FF Curslack – eine von fünf Hamburger Wehren mit Decon-Fahrzeug – kann angefordert werden, wenn öffentliche Räume oder auch Personen dekontaminiert werden müssen. So rückten die Spezialisten vor Kurzem aus, nachdem Kollegen vom Rettungsdienst einen Corona-infizierten Patienten behandelt hatten, und dekontaminierten den Rettungswagen.

„Corona-Einsatz“ in den Marschlanden

Auch in den Marschlanden gab es bereits einen „Corona-Einsatz“, berichtet Sebastian Struss: Die FF Reitbrook wurde wegen eines Rettungseinsatzes alarmiert. Der Patient war positiv getestet, „dies wurde auch schon im Notruf kommuniziert, was richtig und elementar wichtig ist“, sagt der Bereichsführer Marschlande. Die Feuerwehrleute hatten aber keinerlei Kontakt zu dem Patienten, da die Rettungswagenbesatzung schnell die Erstversorgung leisten konnte.

Für den Fall, dass die Feuerwehrleute sich um Corona-infizierte Patienten kümmern müssen, hat jede Wehr, die im Rettungsdienst tätig ist, zwei Vollschutzanzüge im Löschfahrzeug. Doch auch untereinander müssen die freiwilligen Retter natürlich aufpassen und Abstand halten: Die Hamburger Feuerwehr-Leitung hat angewiesen, dass maximal fünf Einsatzkräfte in ein Löschfahrzeug steigen, normalerweise liegt die Höchstgrenze bei neun. Bei größeren Schadenslagen, etwa einem Wohnhausbrand, müssten entsprechend mehrere Wehren ausrücken, betont Dabelstein.

Abstandsregelung nicht in allen Fällen einzuhalten

„Außerdem dürfen nicht mehr als zwei Einsatzkräfte am Patienten sein“, sagt Dabelstein. „Das ist natürlich manchmal schwierig, etwa, wenn ein schwerer Patient durch ein schmales Treppenhaus getragen werden muss.“ Auch die Abstandsregelung ist nicht in allen Fällen einzuhalten, etwa, wenn schweres Gerät von den Einsatzkräften gemeinsam getragen werden muss.

Die Kontakte würden grundsätzlich möglichst kurz gehalten, sagt Struss: „Es verlassen beispielsweise alle zügig das Fahrzeug, halten sich außerhalb und mit Abstand zueinander bereit.“ Einige Urlaubsrückkehrer seien präventiv 14 Tage lang nicht an Einsätzen beteiligt worden, teilt Struss mit. Von den Kameraden sei jedoch niemand erkrankt.

Einsätze seien derzeit die einzigen Situationen, in denen sich die Feuerwehrleute sehen würden: „Alle Übungen, Ausbildungen, Schulungen und Lehrgänge sind auf Eis gelegt“, sagt Struss. Er sei jedoch optimistisch, dass der Ausbildungsstau nicht zu einem großen Problem werde: „Wir können alles anpassen und nach der Krise nachholen – auch wenn es viel nachzuholen gibt.“