Kirchwerder. Hermann Timmann findet viele Motive hinter seinem Haus am Süderquerweg. Und möchte andere für die heimische Natur begeistern.

Mit großen Augen schaut sie ihn direkt an. Zumindest wirken die beiden Augen durch das Makroobjektiv der Olympus-Kamera gewaltig. Doch eigentlich ist die Springspinne winzig klein, misst wenige Millimeter. An der Außenwand des verwitterten Holzschuppens, hat sie sich in einem kleinen Loch versteckt, in dem einst ein Nagel steckte. Doch Hermann Timmann hat sie entdeckt. Und kommt ihr mit seinem Objektiv vorsichtig ganz nah. „Der Moment, wenn sie einen dann direkt anguckt, einfach toll“, sagt er.

In der Makrofotografie vergisst er alles um sich herum

Ein Tagpfauenauge inmitten der weiß-gelben Blüten der Schlehe. Der Falter sucht dort nach dem Winter nach Nahrung. In diesen Tagen beginnt die Schlehe wieder zu blühen, kündigt Timmann an.
Ein Tagpfauenauge inmitten der weiß-gelben Blüten der Schlehe. Der Falter sucht dort nach dem Winter nach Nahrung. In diesen Tagen beginnt die Schlehe wieder zu blühen, kündigt Timmann an. © BGZ/Timmann | Hermann Timmann

Seit mehr als 30 Jahren hat sich Hermann Timmann aus Kirchwerder der Fotografie verschrieben, fand in den ganz kleinen Dingen seine Passion: „Makrofotografie ist meine Welt. Dabei kann ich alles um mich rum vergessen“, sagt der 67-Jährige. Und dabei muss es nicht die große weite Welt sein, es lassen sich auch in nächster Nähe schöne Motive finden, ist Hermann Timmann überzeugt.

Der Garten hinter seinem Haus am Süderquerweg ist für ihn eine prall gefüllte Fundgrube. Ob wie jetzt im Frühjahr, wenn die Schlehe anfängt zu blühen und das Tagpfauenauge dort auf Nahrungssuche geht oder im Herbst, wenn neben dem Pfirsichbaum heruntergefallenes Obst anfängt zu gären: „Schmetterlinge, Wespen, Hornissen, Fliegen, da tobt das Leben“, sagt Timmann. Man müsse sich nur mit dem Geruch des gärenden Obstes anfreunden.

Jedes Bild trägt eine Geschichte in sich

Ob Springspinne, Tagpfauenauge, eine Feldwespe, die an einer Schilfmatte nagt oder eine Wacholderdrossel, die vorwitzig eine von Raureif-ummantelte Vogelbeere im Schnabel trägt – Hermann Timmann verbindet mit jedem Motiv ein Erlebnis: „Jedes Bild trägt eine kleine Geschichte in sich“, sagt er.

Das Aussortieren von Aufnahmen fällt ihm daher meistens ganz schön schwer. „Ich muss das Erlebnis dann erstmal ein paar Tage sacken lassen, bevor ich Bilder aussortieren kann“, berichtet der Naturfotograf.

Eine Feldwespe sitzt auf einer Schilfmatte, schabt dort Material zum Nestbau ab.
Eine Feldwespe sitzt auf einer Schilfmatte, schabt dort Material zum Nestbau ab. © BGZ/Timmann | Hermann Timmann

Eigentlich wollte der 67-Jährige einige seiner Werke ab Sonntag im Dünenhaus der Loki-Schmidt-Stiftung in Boberg ausstellen. Doch das Dünenhaus bleibt vorerst geschlossen. Vernissage, Bildervortrag und Ausstellung sollen zu einem spätern Zeitpunkt nachgeholt werden.

Schönheit der heimischen Natur entdecken

Doch auch ohne Ausstellung möchte Hermann Timmann Menschen für die Schönheit der heimischen Natur begeistern. Nun gibt es vielleicht Zeit und Gelegenheit, die eingestaubte Kamera wieder hervorzukramen und hinter dem eigenen Zuhause auf Motivsuche zu gehen. Für Neueinsteiger hat Hermann Timmann ein paar Tipps parat.

Tipps für Neueinsteiger

1. Hinsetzen und beobachten Viele Menschen müssten erstmal das Sehen lernen, meint Hermann Timmann. Man kann nicht mit gezückter Kamera loslaufen und erwarten, dass einem direkt ein Motiv vor die Linse fliegt, sondern muss einen Blick dafür entwickeln, wo sich etwas bewegt. Und dann heißt es: Warten! Das ist bei der Naturfotografie das A und O, betont Hermann Timmann.

2. Langsam bewegen Tiere sind häufig scheu und werden vom Menschen verscheucht, gerade wenn er sich schnell bewegt. Einige Arten, wie Libellen, kehren aber danach wieder an den Ort zurück, von dem sie aufgescheucht wurden. Es lohnt sich also, zu warten.

3. Lesen Es hilft, sich durch Fachliteratur zu informieren. Das würde nicht nur helfen, die Verhaltensweisen der Tiere zu verstehen, sondern auch die Arten zu bestimmen, so Timmann.

Eine Wacholderdrossel auf dem Ast einer Eberesche mit einer Vogelbeere im Schnabel. Raureif taucht die Beeren wie in ein Puderzuckerkleid.
Eine Wacholderdrossel auf dem Ast einer Eberesche mit einer Vogelbeere im Schnabel. Raureif taucht die Beeren wie in ein Puderzuckerkleid. © BGZ/Timmann | Hermann Timmann