Kirchwerder. Frisch ausgebildete Fachkraft arbeitet jetzt mit im 1872 gegründeten Familienbetrieb in Kirchwerder.

Christoph Elze tritt in die Fußstapfen seiner Ahnen. Der 21-Jährige arbeitet seit wenigen Tagen mit im Vierländer Bestattungsunternehmen Elfriede Frey am Warwischer Hinterdeich 82 – in sechster Generation.

Elze arbeitet nun zusammen mit seinen Eltern, Tobias (45) und Evelyn Elze, geborene Frey. Die 51-Jährige ist – neben ihrer Mutter Elfriede Frey (77) – Geschäftsführerin. Elfriede und Richard Frey (84) haben sich aus dem alltäglichen Geschäft schon vor Jahren zurückgezogen.

Särge noch selbst gezimmert

Sie übernahmen die Firma von Elfriede Freys Eltern Hans und Berta Kröger, die folgten wiederum auf Otto und Frieda Garbers. Die Gründung im Jahre 1872 geht zurück auf deren Eltern, Hermann und Caroline Garbers. „Der Sitz unseres Unternehmens ist seit dem ersten Tag am gleichen Standort“, sagt Elfriede Frey. Die drei Generationen vor der Seniorchefin haben noch die Särge selbst gezimmert. „Das gibt es heute nicht mehr“, sagt Schwiegersohn Tobias Elze.

Christoph Elze konnte seine eigentlich dreijährige, duale Ausbildung zur Bestattungsfachkraft in Braunschweig aufgrund seiner guten Leistungen um sechs Monate verkürzen. Die Berufsschule beendete er mit einem Notenschnitt von 1,3. „Da ging es vor allem um kaufmännische Aspekte, BWL und Buchführung“, sagt der 21-Jährige. Die Note für seine Abschlussprüfung in der Bundesausbildungszentrale in Unterfranken erfährt er erst bei der Freisprechung im September, „aber ich habe ein gutes Gefühl – und auf jeden Fall bestanden“.

Hohe soziale Kompetenz schon im Kindergarten

In seiner Ausbildung kam alles vor, was Elze nun im Berufsleben erwartet – vom Überprüfen des Totenscheines über die Abmeldung des Verstorbenen bei Standesamt und Versicherungen, das Ausrichten der Trauerfeier, bis zum Transport des Toten im Leichenwagen und der hygienischen Versorgung des Leichnams – waschen, desinfizieren, ankleiden und eventuell rasieren oder schminken.

Bei den Gesprächen mit Angehörigen sei er von Anfang an dabei gewesen, sagt der Junior, „doch erst ab dem beginnenden dritten Lehrjahr durfte ich sie alleine führen“.

Sein Sohn sei ein einfühlsamer Mensch, betont Tobias Elze: „Ihm wurde schon im Kindergarten eine hohe soziale Kompetenz zugesprochen.“ Der Beruf des Bestatters habe Christoph Elze schon immer interessiert, „quasi von Haus aus“, sagt die frischgebackene Fachkraft.

Freunde reagierten zuerst erschrocken

Seine Freunde hätten „erst einmal erschrocken reagiert“, als Elze ihnen von seiner Bestatterausbildung erzählte, „aber dann waren sie schnell neugierig“. Sie könnten mit ihm heute recht unbefangen über das Thema Sterben und Tod sprechen. Für den 21-Jährigen sei es ein „schöner Gedanke, dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen“.

Das Herrichten von Unfallopfern sei „eher eine rein visuelle Herausforderung“, sagt Tobias Elze. Wirklich belastend seien tote Kinder und Jugendliche. „Niemand bleibt hier, aber es ist ein Unterschied, ob er sein Leben gelebt hat“, sagt Evelyn Elze. Oft würden die Bestatter auch die Verstorbenen und ihre Familien kennen. „Wir tauschen uns als Familie regelmäßig aus, eine Art Supervision am Abendbrottisch“, sagt Tobias Elze.

Alle Familienmitglieder wohnen nah beieinander am Warwischer Hinterdeich. Auch der gute Kontakt zu den Pastoren sei hilfreich. Der Tod sei „leider immer noch ein Tabuthema, die wenigsten sind vorbereitet“, sagt Evelyn Elze. Sie und ihre Familie seien oft „die ersten Seelsorger“.

Was sich im Laufe der Jahrzehnte geändert hat? „Früher gab es fast nur Erdbestattungen“, sagt Tobias Elze. „Heute liegt der Anteil der Feuerbestattungen bei 70 Prozent.“