Bergedorf. Geschäftsfrau liebt das Landgebiet, engagiert sich dafür ehrenamtlich an der Spitze diverser Gremien.
Marlis Clausen (65) sieht sich als Teamplayer, als Jemand, der Projekte mit vielen Beteiligten vorantreibt. Die in Wentorf lebende Geschäftsfrau wurde 1954 in Curslack geboren, wuchs dort auf. Bis heute fühlt sie sich mit den Vier- und Marschlanden stark verbunden. Deshalb engagiert sie sich in mehreren Ehrenämtern für ihre Heimat – als Vorsitzende der Gemeinschaft Vier- und Marschlande (GVM), als Vorsitzende des gemeinnützigen Fördervereins Erntedankfest und seit 2019 auch als Mitglied des Bergedorfer Wirtschaftsverbandes WSB, „um eine Brücke zum Land zu schlagen“.
Der Förderverein organisiert seit 2011 das Erntedankfest mit großem Umzug durch Kirchwerder. Marlis Clausen betrachtet das Fest als bestmögliche Werbung für die Region. „In den vergangenen drei Jahren lockte es als größtes Erntedankfest in Norddeutschland jeweils 70.000 Besucher – seit 2011 mehr als eine halbe Million Menschen“, sagt Marlis Clausen, die „alle Vier- und Marschländer mitnehmen“ möchte.
Sie tue ihrem Mann „ein bisschen leid“
2019 berichteten diverse Fernsehsender über das Spektakel. Und das sei gut, um Touristen anzulocken und um Blumen und Gemüse aus dem Landgebiet verkaufen zu können.
Acht Wochen vor Erntedank habe sie einen weiteren Fulltime-Job, ansonsten käme sie mit ihren Ehrenämtern auf etwa 30 Stunden im Monat, berichtet Clausen: „Mein Mann sagt, dass er ja für Strom zahle, also könne ich auch abends bei künstlichem Licht arbeiten.“ Doch in Wirklichkeit tue sie ihm „wohl manchmal ein bisschen leid“, auch wenn viele Mitarbeiter des Vierländer Marktes der Clausens für die Vorbereitungen des bunten Spektakels eingespannt werden, „etwa Adressen raussuchen und Einladungen versenden“. Wie andere Firmen auch, habe das Unternehmen der Clausens schon häufiger für das Fest gespendet. Auch das Ehepaar Clausen greift dafür gelegentlich tief in die Tasche, „denn die Kosten sind immens“. Marlis Clausen gehe es beim Erntefest darum, die teilnehmenden Vereine, Kitas und Feuerwehren wertzuschätzen: „Die sind alle mit viel Liebe ehrenamtlich dabei. Wir rollen ihnen lediglich den roten Teppich aus.“
„Wir möchten unserer Heimat etwas zurückgeben“
Die Gärtnerstochter, gelernte Bankkauffrau und Mutter zweier Söhne (39, 37) bezeichnet sich selbst als ehrgeizig, wolle alles hundertprozentig hinbekommen. Auch deshalb sei der Bergedorf-Stand auf der Tourismusmesse in Hamburg in Eigenarbeit dekoriert und mit Blumen aus dem Landgebiet geschmückt worden.
Die GVM unterstützt den Förderverein finanziell, stellt zudem die Erntemajestäten, die Bergedorf in ganz Deutschland repräsentieren, jüngst etwa bei der Grünen Woche in Berlin. Vor knapp sieben Jahren waren wiederum 265 Majestäten einer Einladung der GVM nach Bergedorf gefolgt. „Mit den Begleitern, Tourismus-Chefs und Bürgermeistern, waren es mehr als 1000 Besucher. Olaf Scholz war Schirmherr.“
Die 65-Jährige hatte die Idee zu einem „GVM-Käse“, der unter anderem in ihrem Markt verkauft wird. Ein Euro pro verkauftem Kilo werden an schwerkranke Menschen oder Projekte in der Region gespendet. „Mein Mann und ich kriegen viel mit, kennen hier viele Menschen und erfahren auch von Notsituationen.“ Deshalb helfe das Paar finanziell und auch persönlich-praktisch: „Uns geht es gut. Nun möchten wir unserer Heimat etwas zurückgeben.“
Wirtschaft muss florieren
In dem Zusammenspiel von Wirtschaft, Kultur und Sozialem sieht Marlis Clausen keinen Widerspruch: „Wenn die Wirtschaft nicht floriert, kann sie für kulturelle und soziale Projekte wenig tun.“
Ihre ehrenamtlichen Vorstandsposten sollten nicht von bezahlten Kräften übernommen werden, meint Marlis Clausen: „Diese Arbeiten erfordern viel Herzblut.“
Wer selbst einen Kandidaten für den Bürgerpreis Bergedorf vorschlagen möchte, schickt eine E-Mail an berge dorf@bergedorfer-zeitung.de, Stichwort „Bürgerpreis“.