Kirchwerder. „Kontrast zu meiner Arbeit“: 44-Jährige aus Kirchwerder singt in der Band Rockport.

Simone Scheiper arbeitet als Justizbeamtin im Amtsgericht, kümmert sich um Verwaltung und IT. Obwohl die Materie eher trocken ist, mag die 44-Jährige ihren Beruf. Noch lieber steht sie allerdings auf der Bühne der Hamburger Musikclubs. Denn dort kann sie ihre andere, kreative Seite zeigen – und vor allem ihre Rockröhre hören lassen.

Die in Kirchwerder lebende Ehefrau und Mutter einer 15-jährigen Tochter träumte schon als Kind davon, Sängerin zu werden. Doch erst vor drei Jahren verwirklichte sie ihren Traum. Damals stieß sie im Internet auf der Seite bandnet.de auf die 2011 gegründete Gruppe Rockport. Die Musiker aus Hamburg und Geesthacht suchten eine Sängerin, Simone Scheiper sang im Proberaum im Haus Brügge vor, unter anderem „Beast of Burden“ von Bette Middler. Es dauerte nicht lange und die Band hieß sie als neue Frontfrau willkommen. Dass ihre vier Mitstreiter – drei Männer und eine Schlagzeugerin – alle erfahrene Musiker und im Rentenalter sind, stört „das Küken“ nicht: „Das passt vom Tempo her, denn ich bin schließlich Beamtin“, sagt sie und zwinkert.

Nicht von A nach B hetzen

Die Band sei ihr Hobby, „ein Kontrast zu meiner Arbeit“, sagt Simone Scheiper, die sich als „Sängerin im dritten Lehrjahr“ bezeichnet. Große Pläne habe sie als Künstlerin nicht. „Ich weiß gar nicht, ob ich entdeckt werden und dann von A nach B hetzen möchte.“ Sie sei froh, „wenn mal ein Wochenende nichts los ist“. Die Band sei ein „nettes Team“ und der Probenraum nicht weit. Die rund zehn ausgewählten Auftritte, die die Gruppe jährlich hat, würden ihr völlig reichen.

Die genieße sie allerdings sehr: „Es ist schon klasse, plötzlich im Cotton Club oder in der Fischauktionshalle auftreten zu dürfen.“ Die Gruppe spielt „tanzbare Rocksongs der alten Schule“ von Künstlern wie Melissa Etheridge oder Tina Turner, hat auch Rock’n’Roll von Elvis und Chubby Checker im Repertoire. „Wir spielen ausschließlich Cover, auch unbekanntere Songs – und ein Lied mit dem Titel ,Come What May’, das ich für meine Tochter geschrieben habe. Das war eine Pop-Country-Nummer, die wir für unsere Auftritte verrockt haben.“

Auf der Bühne die „Rampensau“ zu geben und auch zwischen den Songs zu moderieren falle ihr allerdings nicht leicht, berichtet Simone Scheiper. Zumal das Publikum vor der Bühne, im Gegensatz zu ihr, nicht immer nüchtern sei. „Außerdem bin ich eher ein zurückhaltender Mensch. Bei Konzerten auf die Besucher einzugehen, ist echte Arbeit für mich.“

Gute Beziehungen in Musikszene

Schlagzeugerin Regina Gronenberg habe alte und gute Beziehungen in die Musikszene und vermittle die meisten Auftritte. Von ihrer ersten Gage („Auslagenerstattung“) habe sie ihren Mann zum Essen ausgeführt. Der ist so oft er kann bei den Auftritten seiner Frau dabei, ebenso Kollegen aus dem Gericht.

Bevor Simone Scheiper die Stimme von Rockport wurde, sang sie bei New Pepper Sheep, einem gemischten Bergedorfer Popchor – „ab und zu auch Soloparts“. „Außerdem spielte sie in dem Musical „Der Drachenkönig“ mit, das 2018 mehrfach im Theater Haus im Park aufgeführt wurde. Häufiger sei ihr gesagt worden, dass sie in einer Band singen müsse, weil sie eine schöne Stimme habe.

Die 44-Jährige und ihr Mann (50) kommen beide aus Castrop-Rauxel, leben seit 18 Jahren in den Vierlanden. „Uwe hatte in Billbrook bei Still eine Stelle angeboten bekommen.“

Simone Scheiper und ihre Oldies spielen am Sonntag, 29. Dezember, 7 bis 12 Uhr, im Wechsel mit einer weiteren Band in der Fischauktionshalle (Eintritt frei). Weitere Termine und Bandinfos: www.rockporthamburg.de.