Moorfleet. Eine gewerbliche Entwicklung in der Moorfleeter Wanne war immer wieder im Gespräch. Nun soll damit Schluss sein.
Für die Anwohner war es wie ein Damoklesschwert, das bedrohlich über ihnen schwebte. Andere erkannten in der Fläche zwischen Andreas-Meyer-Straße und Moorfleeter Deich wiederum großes Potenzial für einen gewerblichen Standort.
Nun ist eine gewerbliche Entwicklung vom Tisch. Denn im „Vertrag für Hamburgs Stadtgrün“, in dem sich die Stadt nach fast einem Jahr Verhandlungen mit dem Naturschutzbund (Nabu) für den Erhalt von Grünflächen in der Stadt geeinigt hat, ist auf dem Areal zwischen Andreas-Meyer-Straße und Moorfleeter Deich keine großflächige Bebauung mehr erlaubt.
Anwohner atmen auf
Nur noch eine „kleinflächige Inanspruchnahme“ könne dort noch möglich sein. Wenn beispielsweise ein bestehender Betrieb eine neue Halle auf 0,5 Hektar bauen wolle, sei das möglich, erläutert Arne Dornquast. Dann müsste laut Vertrag aber eine alternative, gleich große Freifläche, möglichst in räumlicher Nähe hergerichtet werden.
Gerüchte um eine gewerbliche Entwicklung der Moorfleeter Wanne begleiteten beständig die vergangenen Jahrzehnte. „Sie gab es wohl schon seit dem Jahr 1920“, schätzt Bergedorfs Bezirksamtsleiter Arne Dornquast. Denn damals wurde der Bau des benachbarten Industriegebiets Billbrook gestoppt und nie wie einst geplant vollendet.
Politik begrüßt das Ende der Gewerbe-Gerüchte
Nun können Anwohner wie Isabel Schiffler aufatmen. Sie ist eine der Eigentümer am Moorfleeter Deich, bei denen der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) im vergangenen Jahr anfragte, ob sie am Verkauf ihrer Grundstücke interessiert seien. Die Alarmglocken schlugen laut, denn Anwohner fürchteten, dass hinter den Kulissen eine gewerbliche Entwicklung schon weit fortgeschritten sei. Die neue Entwicklung habe sie schon „sehr überrascht.“
Politische Vertreter der im Regionalausschuss vertretenen Parteien begrüßen durchweg, dass es keine großflächige Gewerbebebauung in der Wanne geben und sie „ein schönes Eingangstor in die Vier-und Marschlande bleiben wird“, so Jörg Froh (CDU). „Eine solche Vereinbarung war überfällig“, meint Ernst Heilmann (Die Linke). Es sei nun an der Politik, sich dafür einzusetzen, dass der geschlossene Vertrag auch eingehalten werde.
Nächster Termin Ende Oktober
Ebenso sind sich alle einig, dass die Stadtwerkstatt Moorfleet, die bisher zwei Mal getagt hat, auch unter den neuen Voraussetzungen unbedingt fortgesetzt werden muss. „Voraussetzung ist allerdings, dass die Ergebnisse auch umgesetzt werden und nicht in einer Schublade verschwinden. So erreicht man keine Akzeptanz bei den Bürgern“, ist Stephan Meyns (FDP) überzeugt.
„Wichtig ist, dass sich die Akteure über eine zukünftige sanfte Wohnbebauung am Moorfleeter Deich und um die Kirche einig werden“, meint Jörg Froh (CDU). Entwicklungspotenzial sieht Rolf Wobbe nur im Bebauungszusammenhang in der Sandwisch und am Moorfleeter Kirchenweg. Für den Grünen-Politiker hat oberste Priorität, den Holzhafen unter Gewässerschutz zu stellen.
Verkehrsplanung in den Fokus nehmen
„Den ortsansässigen Gärtnern und Landwirten sollte man weiterhin ermöglichen, ihre bisherigen Flächen im gewohnten Umfang nutzen zu können“, meint Herbert Meyer (AfD). Bei der Planung von eventuell erforderlichen neuen Verkehrswegen müsste man darauf achten,dass diese keine weitere Teilung des Ortes Moorfleet verursachen, so Meyer. Das Problem des Lkw-Verkehrs, „der früher gar nicht erlaubt war und sich unverhältnismäßig ausgeweitet hat, müsse gelöst werden“, fordert ebenso Anwohnerin Brigitte Schiffler.
Für Heinz Jarchow (SPD) sind viele Überlegungen bisher „zu kleinteilig“ geblieben. Er vermisse eine intensive Freiraumplanung: Um für mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen, müsse man „die Fantasie spielen lassen“ und auch Architekten in die Landschaftsplanung einbinden.
Nächster Termin der Stadtwerkstatt: 30. Oktober.