Bergedorf. Bergedorf. Teilnehmer einer Exkursion machten seltene Entdeckung: Sie beobachteten gleich eine ganze Biber-Familie in Borghorst.

Die Zahl der Biber in den Vier- und Marschlanden ist seit fast zehn Jahren „recht konstant“, sagt Frederik Landwehr von der Loki-Schmidt-Stiftung. Der Biber-Experte führte mit seinen Kollegen 2011, 2015 und 2018 Monitorings (wissenschaftliche Bestandserfassungen) durch, hat die Bestände aber auch sonst im Blick. „Um die 15 Tiere leben in den Vier- und Marschlanden“, sagt der 36-Jährige.

Fotofallen liefern den Beweis: Biberburg ist wieder bewohnt

Mindestens sechs Reviere haben Biber im Landgebiet, erläutert Landwehr: An dem Stichkanal am Rande der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, abgehend von der Dove-Elbe, werden zwei Tiere vermutet. Im Naturschutzgebiet Kiebitzbrack zwischen Kirchwerder Marschbahndamm und Kraueler Hauptdeich wurde Ende vergangenen Jahres eine Biberburg entdeckt. „Dieses Revier ist wieder bewohnt. Dort gab es schon vor sechs, sieben Jahren einen Biber“, sagt Landwehr. Bilder von Fotofallen hatten den Beweis geliefert, das dort wieder eines der europaweit geschützten Tiere lebt.

Fraßspuren liefern eindeutige Hinweise auf die Nager

In den Filterbecken von Hamburg Wasser auf der Billwerder Insel, südlich der Autobahn 1, lebt ebenfalls ein Biber. Auch in der Dove-Elbe, Höhe der Reitbrooker Mühle, gibt es einen Bau. Am Anfang der Gose-Elbe, im Bereich des Riepenburger Bracks, tauche häufiger einer der Nager auf: „Er hat sein Revier noch nicht festgesteckt.“ Fraßspuren finden Landwehr und seine Helfer auch immer wieder im Bereich der Regattastrecke (Dove-Elbe, Allermöher Deich). „Dort gab es bis 2014 ein Revier, dann haben wir einen toten Biber dort gefunden.“

Einzige nachgewiesene Familie lebt in Borghorst

Im Herbst will Frederik Landwehr sich die Gegend genauer ansehen: „Derzeit bringt es wenig, das Ufer abzusuchen. Es gibt nur wenige Fraßspuren, dafür aber zwei Meter hohe Brennnesseln. Außerdem stören wir die dort lebenden Tiere.“

Ein besonderes Biberrevier befindet sich in Borghorst, im Bereich des künstlich angelegten Tidewatts. „Dort gab es bisher den einzigen Familiennachweis“, sagt der 36-Jährige. Erst vor Kurzem konnte er die Familie Biber dort gemeinsam mit vier ehrenamtlichen Biberbetreuern und 15 Teilnehmern einer abendlichen Exkursion beobachten. „Das war die erfolgreichste Sichtung überhaupt.“

Tiere ließen sich von den Besuchern nicht stören

Die Naturfreunde konnten alle fünf Biber am Uferrand des kleinen Teichs beobachten, etwa eine Dreiviertelstunde lang. „Wir standen nur etwa zehn, 15 Meter von ihnen entfernt“, sagt Landwehr, der sonst nur einzelne, schwimmende Tiere gesehen hatte. „Das habe ich in den knapp zehn Jahren, in denen ich mich intensiv mit Bibern befasse, noch nicht erlebt.“

In Borghorst leben zwei erwachsene und drei junge Tiere. Zwei Jungtiere wurden 2018 geboren, das andere vor etwa 14 Wochen. „Bei der Sichtung waren die Biber nicht scheu. Sie haben sich von uns nicht stören lassen beim Fressen, Putzen und Spielen.“

Biber von Aussichtsplattform oder Deich beobachten

Die Exkursionsteilnehmer machten fleißig Fotos und Videoclips. Vor einigen Tagen habe eine Kollegin von Landwehr dort drei Tiere am Ufer beobachten können. Die Wege in dem Gebiet sind zwar gesperrt, aber mit Glück lassen sich die Nager von der Aussichtsplattform über dem Sperrwerk oder vom Deich aus beobachten. „Wer in der Dämmerung vom Hauptdeich oder dem daneben verlaufenden Wirtschaftsweg aus in Richtung Elbe schaut, kann die Tiere mit Glück am Ufer des kleinen Teichs entdecken – Fernglas nicht vergessen.“

Exkursionen zu Biberrevieren werden von der Loki-Schmidt-Stiftung häufiger angeboten. Zweimal im Jahr geht es nach Borghorst. Die nächste Tour zu der Biberfamilie ist im Frühjahr. Gruppen können gegen eine Aufwandsentschädigung auch eine eineinhalb- bis zweistündige Führung buchen.