Kirchwerder. Bei Querbeet wird am 20. und 21. Juli wieder Programm geboten. Zu gern wäre Mathias Peters dabei. Doch das Rheuma stoppt ihn bislang.

Um ihre Heimat bekannter zu machen, haben sich 21 kleine und größere Betriebe zum Bündnis „Vier- und Marschlande Querbeet“ zusammengeschlossen. An drei Wochenenden wird in diesem Jahr Programm geboten. Das nächste Mal am 20. und 21. Juli. In einer Serie stellen wir einige „Querbeetler“ vor. Heute: der Hitscherberger Hof.

„Willkommen bei einem der wohl buntesten Läden Hamburgs“, begrüßt Mathias Peters den Besucher seines Hofes. Wie vielfältig sein Angebot ist, das hätte er gerne auch vielen Gästen bei Führungen am zweiten Querbeet-Wochenende gezeigt. Doch daraus wird leider nichts: Peters ist so schwer erkrankt, dass er die Teilnahme absagen musste. Schweren Herzens: „Auf dem Trecker sitzen, kann ich gerade wieder. Aber lange gehen, klappt nicht“, so der 48-Jährige. Er hatte Rundgänge durch das von ihm bewirtschaftete Naturschutzgebiet geplant. Nun wird er beim „Landleben“ fehlen, sich – soweit es möglich ist – um seinen Betrieb kümmern.

Angebot wurde kontinuierlich erweitert

150 Hektar Land gehören seit 2007 zum „Hitscherberger Hof“. Bereits 1561 wurde das Wohnhaus am Kirchwerder Hausdeich 124 gebaut, 1997 das Fachwerk komplett neu aufgesetzt. Die Eltern von Mathias Peters hatten hier vor allem Kühe gemolken. Ganz konventionell. Mit Hilfe seiner Mutter Anke (67) und Ehefrau Ulrike (47) hat Mathias Peters das Angebot seit 2007 kontinuierlich erweitert. 30 Hektar Land sind Eigentum, der Rest gepachtet. 1000 Quadratmeter liegen unter Glas.

Mathias Peters muss derzeit wegen seines Rheumas kürzer treten. Doch er kämpft, damit er im Herbst endlich aktiv bei Querbeet dabei sein kann.
Mathias Peters muss derzeit wegen seines Rheumas kürzer treten. Doch er kämpft, damit er im Herbst endlich aktiv bei Querbeet dabei sein kann. © Florian Büh | Florian Büh

Ein großer Teil des Pachtlandes liegt im Naturschutzgebiet Kirchwerder Wiesen. Bis an den Fersenweg und darüber hinaus: „Etwa 100 Hektar werden von uns rein biologisch bewirtschaftet. Auf sechs Wiesen leben unsere Mutterkühe mit ihren Kälbern. Diese werden frühestens nach zwölf Monaten voneinander getrennt.

Hornlose Rinder sind das Spezialgebiet

Spezialisiert hat sich Familie Peters auf die besonders gezüchteten hornlosen Charolais-Rinder. Auch Tochter Lena-Marie liebt die Tiere, gilt als Kuhflüsterin. Alle Namen, die die Tiere zusätzlich zu ihrer offiziellen Ohrmarkennummer tragen, kommen aus ihrer Feder. „Den Stammbaum habe ich einmal zu Hause aufgemalt und er hängt in meinem Zimmer“, sagt die 19-Jährige.

Kleiner Kuhhof wurde zu buntem Gemischtwarenladen

Den Hof will sie aber nicht übernehmen: „Ich hoffe da noch auf meinen Bruder. Ich möchte nach meinem Abitur im kommenden Jahr lieber ein Arztstudium beginnen oder zur Berufsfeuerwehr gehen.“ In der Freiwilligen Feuerwehr Kirchwerder-Nord ist sie bereits aktiv, dazu seit ihrem elften Geburtstag im Musikzug, spielt Querflöte.

Ihre Eltern unterstützen die freie Berufswahl ihrer Kinder, auch wenn sie sich insgeheim natürlich wünschen, dass der Hof weiterlebt: „Man sollte aber niemand zu etwas zwingen“, sagt Mathias Peters.

Er hat aus dem einst kleinen Kuhhof einen ganz besonderen Gemischtwarenladen gemacht: „Wir bieten auf den Wochenmärkten Gemüse an, stehen mittwochs und sonnabends in Rahlstedt, freitags in Billstedt.“ Tomaten, Salate, Kräuter, Gurken und verschiedene Kohlarten – alles aus eigenem Anbau, dazu Möhren und Paprika die zugekauft werden.

Auch Maiglöckchen gehören zum Angebot

Das alles bietet Mark-Simon Pahl (30) an. „Mein Kompagnon und Zufallsfund. Der kam schon als Kind mit dem Rad zum Hof.“ Zusätzlich unterstützt „der Kompagnon“ heute auch beim weiteren Standbein: Anzucht und Verkauf von Maiglöckchen. Dazu werden Raps, Weizen, Gerste und Mais angebaut. „Auch Erbsen und Hafer. Das ganz normale Ackerbauprogramm.“ Diese Vielfalt ist möglich, weil die Tiere im Sommer nicht auf dem Hof, sondern auf den Weiden sind. Nur im Winter müssen sie im Stall gefüttert werden. „Wir müssen sie ja nicht melken, das machen die Kälber für uns.“ Die Türen seines Betriebes – so hofft er – wird er zum Herbsttermin von Querbeet (26./27. Oktober) öffnen: „Dann will ich so fit sein, dass ich endlich meine Heimat zeigen kann“, sagt Peters.