Kirchwerder. Der Nabu hat erstmals auf Hamburger Gebiet vier Störche mit Sendern auszustatten. Damit kann ihr Weg gen Süden verfolgt werden.

„Michael“ aus dem schleswig-holsteinischen Örtchen Bargen verbringt den Winter am liebsten in Zentralafrika. Hingegen zieht es „Adele“ aus Bergenhusen lieber in Richtung Südwesten nach Spanien. Doch wohin fliegen eigentlich ihre Artgenossen aus den Vier- und Marschlanden in den kalten Monaten? Darauf soll es bald Antworten geben. Denn erstmals wurden nun auch Störche aus Hamburg besendert – davon zwei Vögel in Fünfhausen sowie zwei in Altengamme. „Wir freuen uns, dass es nun endlich geklappt hat, sagt Storchenvater Jürgen Pelch.

Um mehr über die Flugrouten der Weißstörche zu erfahren, hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sein Projekt „Störche auf Reisen“ gestartet und seit 2009 mehr als 15 Vögel mit einem Spezialsender versehen, der die Standortkoordinaten der Störche sammelt und weiter sendet.

Der Sender wird dem Storch – wie hier am Altengammer Elbdeich – wie ein Rucksack auf den Rücken geschnallt.
Der Sender wird dem Storch – wie hier am Altengammer Elbdeich – wie ein Rucksack auf den Rücken geschnallt. © Pelch | Nabu

Genehmigung dauerte gut drei Jahre

Die 35 bis 50 Gramm leichten Solarsender werden wie Rucksäcke auf dem Rücken befestigt. Um sicher zu gehen, dass die Vögel dadurch nicht behindert werden, müssen im Vorfeld entsprechend viele Genehmigungen von Veterinäramt oder Vogelschutzwarte eingeholt werden: „Der Prozess hat gut drei Jahre gedauert“, berichtet Jürgen Pelch.

Der Sender speichert einmal stündlich die GPS-Koordinaten des Storches und sendet sie alle drei Tage an einen Satelliten. Der Satellit gibt die empfangenen Daten an eine Erdstation weiter und von dort erhalten die Nabu-Experten die Standortdaten der Störche.

Fragen zum Verhalten der Störche im Landgebiet

Dr. Christian Gerbich, Nabu-Betreuer für Bergedorf, erhofft sich dadurch auch Erkenntnisse über das Verhalten der Störche im Landgebiet: Wie weit und wohin fliegen sie bei der Nahrungssuche? Fliegen sie gern frisch geräumte Gräben an oder nutzen sie diese gar nicht so gern? Und wie nah kommen sie den Windkraftanlagen eigentlich tatsächlich? Entsprechenende Daten sollen in Zusammenarbeit mit Studierenden der Uni Kiel ausgewertet werden.

Vorzeichen auf ein „super“ Brutergebnis

In diesem Jahr brüten 31 Paare in Hamburg – davon 29 in den Vier- und Marschlanden. Nach dem Rekordjahr 2014 mit 72 Jungstörchen und dem Tiefpunkt mit 46 Küken im Jahr 2017 wurden im vergangenen Jahr 59 Jungtiere flügge. Und die Vorzeichen stehen gut, dass diese Zahl in diesem Jahr wieder erreicht, wenn nicht sogar übertroffen wird. Genaue Ergebnisse soll es Anfang Juli geben. „Es müsste ein super Jahr werden“, zeigt sich Jürgen Pelch optimistisch.

In zwei Nestern wachsen vier Küken heran

Denn es gibt gleich zwei Nester, in denen vier Küken heranwachsen. So wie am Durchdeich wo unserem Leser Michael Werner mit einer Drohne nun ein ganz besonderer Einblick ins Nest gelang: Vier Jungtiere hocken aneinandergekuschelt im Nest, während ein Elterntier über sie wacht. Vier Küken können derweil auch über die Webcam auf dem Horst bei Ehepaar Grundmann beobachtet werden. Die Weißstörche „Erna“ und „Fiete“ sind die Internetstars des Nabu: www.hamburg.nabu.de.