Neuengamme. Neuengamme. Verkehrspolizei drosselt auf einem etwa 300 Meter langen Abschnitt das Tempo. Die Zone soll noch erweitert werden.

Für eine Tempo-30-Regelung auf dem Neuengammer Hausdeich, zwischen Odemanns Heck und Heinrich-Stubbe-Weg, engagieren sich Marianne Simmang und Karsten Stange seit 2008. Ihre Bürgerinitiative (BI) „Tempo 30 im Ortskern Neuengamme“ erntete viel Widerstand. Nun feiert sie den ersten sichtbaren Erfolg: Für einen 300 Meter langen Abschnitt zwischen Neuengammer Hausdeich 285 und den Einmündungen Feldstegel/Karkendamm richtete die Verkehrspolizei eine Tempo-30-Zone ein. Bisher waren 50 km/h erlaubt.

Zwar müssen sich einige Autofahrer noch an die Neuregelung gewöhnen, wird auch in dem neuen Tempo-30-Abschnitt zu schnell gefahren und mit 60 km/h überholt. Aber die BI-Vertreter sind zuversichtlich, dass es ruhiger und sicherer wird. Das Bezirksamt spricht davon, dass Tempo 30 bis zum Heinrich-Stubbe-Weg „in zwei Stufen bis zum Jahresende anvisiert“ sei: „Stufe eins ist bereits umgesetzt“, sagt Sprecherin Lena Stich. Im zweiten Quartal soll es einen Ortstermin geben. „Dann können wir das abschließend einschätzen.“

Rechts vor links soll hier nicht gelten

Die Bergedorfer Verkehrspolizei geht allerdings davon aus, dass der restliche Abschnitt sukzessive umgebaut wird – über 2019 hinaus. Anders als in Tempo-30-Zonen soll hier rechts vor links nicht gelten. Die Polizei fürchtet eine Vielzahl von Unfällen, weil die einmündenden kleinen Straßen des Stegelviertels nur schwer zu erkennen seien.

Obwohl der Abschnitt des Neuengammer Hausdeichs an die bereits bestehende Tempo-30-Zone im Bereich Odemanns Heck/Curslacker Deich anschließen wird, soll der Verkehr auf dem Neuengammer Hausdeich weiter Vorfahrt haben. Dafür müssen die Einmündungen umgebaut, etwa aufgepflastert werden. so die Verkehrspolizei. Denn der Hausdeich muss als Vorfahrtsstraße eindeutig zu erkennen sein. Das kostet Zeit und Geld.

200 Unterschriften

Die Bürgerinitiative sammelte schon 2008 rund 200 Unterschriften. „Unterstützer sind auch die Kita Neuengamme, das Altenheim Talita Kum und der Elternrat der Schule Curslack/Neuengamme“, sagt Marianne Simmang. Sie sorgt sich um die Sicherheit der Kinder und Senioren auf den schmalen Gehwegen neben der schmalen Deichstraße: „Viele Alte sind dort mit dem Rollator unterwegs. Wenn sich dort Fahrzeuge begegnen, wird schnell auf den Gehweg ausgewichen.“

Bergedorfs SPD und CDU seien lange gegen eine Temporeduzierung gewesen, betont Wobbe. Sie hätten sich auf die Bedenken von Trägern öffentlicher Belange wie den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) berufen. Doch die Busse könnten in dem Abschnitt eh nicht schneller fahren, meint Wobbe. „Wir müssen die Entwicklung dort beobachten“, sagt dagegen VHH-Sprecherin Christina Sluga. „Ständige Busstopps aufgrund von rechts vor links könnten eine Anpassung der Fahrzeiten erzwingen.“

Noch mehr Verkehrsbelastung

Das Problem, so Marianne Simmang, seien jedoch vor allem Lohnunternehmer, die mit großen Fahrzeugen in der Erntesaison über die Deichstraße rasten. „Die Verkehrsbelastung hat auch durch ortsfremden Einkaufs- und Wirtschaftsverkehr stark zugenommen, auch, weil der Aldi-Markt hier in der Nähe eröffnet hat“, sagt Simmang.

Für den Antrag der Grünen stimmte die SPD erst, als die Sozialdemokraten die Stimmen der Grünen für die Wiederwahl des Bezirksamtsleiters brauchten, verrät Wobbe. Hamburger Verkehrspolitiker hätten das Vorhaben schon 2011 begrüßt. Hilfreich sei laut Wobbe auch ein Erlass des damaligen Verkehrsministers Alexander Dobrindt vor drei Jahren gewesen: Seitdem soll vor Schulen, Kitas und Seniorenheimen möglichst Tempo 30 gelten.

Straßenfest geplant

„Uns ist es egal, ob hier die Rechts-vor-links-Regelung eingeführt wird. Hauptsache, die Autos müssen langsam fahren“, sagt Stange. Sobald auch der restliche Abschnitt verkehrsberuhigt ist, soll ein Straßenfest gefeiert werden.

Wobbe hat auch für die Kreuzung Neuengammer Hausdeich/Heinrich-Stubbe-Weg, auf die der künftige Tempo-30-Abschnitt zuläuft, Pläne: „Wir Grüne möchten die Kreuzung durch einen Kreisel ersetzen, haben einen Prüfantrag gestellt.“ Aus dem Bezirksamt habe er inzwischen erfahren, dass ein Kreisel zu teuer wäre. Rolf Wobbe will trotzdem dranbleiben.