Neuengamme. Sabine Hirsch (61) ist nun VSG-Chefin. Ihr Vorgänger Walther Meyer wollte nicht mehr kandidieren. Er vermisst einen fairen Umgang im Verein.

427 Jahre hat es gedauert, nun hat die Vierländer Schützengesellschaft (VSG) zum ersten Mal seit ihrer Gründung im Jahre 1592 eine Frau als Vorsitzende. Sabine Hirsch steht als erste Frau an der Spitze des gut 230 Mitglieder (darunter mehr als 50 Frauen) zählenden Vereins. Die 61-Jährige löst Walther Meyer (69) ab, der sich nach 16 Jahren als Vorsitzender und 40 Jahren im Vorstand nicht erneut zur Wiederwahl stellte.

Von seinen Kameraden erwartet Meyer einen „vernünftigen und harmonischen“ Umgang, nur so könne die VSG mit ihrer jahrhundertealten Tradition überleben, betont er. „Leider spürte ich den fairen Umgang mit langjährigen Weggefährten nicht mehr zu meiner Zufriedenheit“, sagt Meyer. Genauer möchte er sich zu seinem Rückzug von der Vereinsspitze nicht äußern.

Nur eine Kandidatin

Sabine Hirsch hofft nun darauf, dass die Schützen geschlossen hinter ihr stehen. „Schließlich war der Großteil bei der Wahl des neuen Vorsitzenden im Schützenhof“ nicht zugegen“, sagt sie. Die Curslackerin, die seit 49 Jahren in der VSG ist, wurde von knapp 90 anwesenden Mitgliedern gewählt, mehr als 140 Schützen waren abwesend. Ein weiterer Kandidat stand nicht zur Wahl.

Dass es so lange dauerte, bis eine Frau den Vorsitz übernahm, findet sie nicht ungewöhnlich: „Das war ja früher eine reine Männergeschichte. Die Frauenriege in der VSG existiert auch erst seit 53 Jahren.“ Nachdem die Vierländer Schützen „mangels Angebot“ ein Jahr ohne stellvertretenden Vorsitzenden auskommen mussten, bekleidet nun Bernd Habenicht dieses Amt.

„Ohne Vorsitzenden geht es nicht“

Vor Walther Meyer war Bernd Hirsch, der 2007 gestorbene Mann von Sabine Hirsch, vier Jahre lang VSG-Vorsitzender. „Auch daher weiß ich, mit welchem Zeitaufwand dieser Posten verbunden ist“, sagt die neue Vorsitzende, die in Teilzeit im Service-Bereich der Haspa in Curslack arbeitet. Zudem leitete sie im Laufe der Jahrzehnte verschiedene Abteilungen der VSG, unter anderem in den 90er-Jahren die Damenriege. „Ohne Vorsitzenden geht es nicht“, sagt sie. „Dann kann man den Laden dicht machen.“ Sabine Hirsch sieht ihre Aufgabe vor allem darin, den Kontakt zu den verschiedenen Abteilungen zu halten, „zu hören, wo der Schuh drückt“. Außerdem wird sie Schützenkönig Jörg Seemann zu befreundeten Vereinen begleiten „und Kontakte knüpfen“.