Reitbrook. Reitbrook. Miko-Net will die Vier- und Marschlande vernetzen. Der Testbetrieb steht kurz bevor, ab Sommer bereit für die Privatkunden.

Der Funkturm für die Testphase steht bereits. Auch aus Bergedorfs Bezirksamt gibt es grünes Licht: Miko-Net steht in den Startlöchern, die Vier- und Marschlande per Richtfunk mit Internet zu versorgen, bestätigt Michael Kolle.

Anschluss ans Glasfasersnetz

Der 49-Jährige hat mit der Miko-Group, zu der eine Baufirma, Fahrzeug-Vermietung und ein Reparaturservice gehört, seit einem Jahr am Allermöher Deich seinen Firmensitz. Das Gelände des ehemaligen Erdgasspeichers ist bestens durch Glasfaserkabel angeschlossen.

Daran wollen Kolle und Mitstreiter nun auch die Vier- und Marschländer teilhaben lassen. „Ich habe selbst viele Jahre in Kirchwerder gewohnt und weiß, was man dort nicht hat, nämlich Internet.“So entstand die Idee, ins Internetgeschäft einzusteigen: „Ich bin es Leid, dass die Vier- und Marschlande immer am Ende der Schlange stehen“, sagt Michael Kolle.

Richtfunk reicht problemlos 20 Kilometer

Vom Funkturm neben der Power-to-Gas-Anlage soll das Signal per Richtfunk verteilt werden. Strecken von bis zu 20 Kilometer könnten so problemlos überbrückt werden.

Wichtig: Es muss eine Sichtverbindung bestehen. Um die gesamten Vier- und Marschlande zu erschließen, müssten etwa drei bis vier weitere Punkte eingerichtet werden.

Es geht auch ohne hohe Masten

Das müssten aber nicht zwangsläufig neue Masten sein, betont Michael Kolle. Ebenso sei es möglich, bestehende Masten oder hohe Gebäude zu nutzen.

So groß wie eine kleine Frisbee: Techniker Matthias Niess (links) hält eine der Antennen in Händen, die der Endverbraucher an seinem Haus montieren müsste, um Richtfunk zu empfangen.
So groß wie eine kleine Frisbee: Techniker Matthias Niess (links) hält eine der Antennen in Händen, die der Endverbraucher an seinem Haus montieren müsste, um Richtfunk zu empfangen. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

Beim Kunden ist eine Antenne am Giebel notwendig, um das Signal zu empfangen. Die ist in etwa so groß, wie eine Frisbee: „Das halten wir für landschaftsverträglich“, sagt Michael Kolle. Schüsseln für Sat-TV könnten verschwinden. Per Richtfunk werden auch Fernsehen und Telefonie geboten.

Testbetrieb mit Schulen und Haushalten

In den kommenden Wochen soll der Betrieb mit Schulen und Einzelhaushalten getestet werden. Auch der feste Funkturm soll in Reitbrook errichtet werden und 50 Meter hoch sein. I

m Sommer will Miko-Net offiziell an den Markt gehen und Privatkunden ansprechen. Der soll sich über ein Online-Portal anmelden können, dort per Angabe des Wohnortes prüfen lassen, ob bereits eine Sichtverbindung zu einem Funkmast besteht.

Hohes Tempo mit Richtfunk

Zudem wird jeder Kunde gefragt, wie viele Bewohner im Haushalt das Internet und wie intensiv nutzen. Die Geschwindigkeit soll auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt werden. Auch wenn per Richtfunk Geschwindigkeiten zwischen 50 und 100 GBit/s möglich sind, braucht die eben nicht jeder Kunde.

Für den Abruf eines Films auf der Online-Plattform Netflix würden laut Michael Kolle beispielsweise 6 MBit gebraucht. Wollen mehrere Personen im Haushalt gleichzeitig einen Film gucken und dann womöglich auch noch Hausaufgaben aus dem Netz abrufen, würde der Bedarf steigen, so Kolle.

Preise reichen von 35 bis 55 Euro im Monat

Die monatlichen Kosten sollen sich an den marktüblichen Preisen orientieren, etwa zwischen 35 und 55 Euro im Monat liegen. Die Antenne für das Haus wäre inbegriffen. Für Menschen, die sich Internet sonst nicht leisten könnten, soll es auch einen Sozialtarif geben, betont Kolle, der in Bergedorf lange in der Jugend- und Sozialarbeit tätig war.

Breitband-Ausbau oder Funk?

Die Pläne zum Breitband-Ausbau im Landgebiet, der dieses Jahr starten und bis Ende 2020 sukzessive die elf Stadtteile per Kabel anschließen soll, dämpft den Tatendrang von Miko-Net nicht. Schließlich halte auch das Amt für Medien zwei Anbieter am Markt für sinnvoll, sagte Baudezernent Uwe Czaplenski im Regionalausschuss.

Fünf Monate vom Antrag bis zum Start

Im September 2018 hatte die Politik einem Antrag der CDU zugestimmt, prüfen zu lassen, ob Richtfunk im Landgebiet möglich wäre. Fünf Monate später soll es nun losgehen.