Ochsenwerder. Alte Foto aus dem Landgebiet geben weiter Rätsel auf. Manche wurden bei einem Treffen dagegen jetzt gelöst.

Die „Zeit-Detektive“ haben weitere Rätsel der Vergangenheit gelöst: Große Resonanz löste der Artikel zu den Heimatforschern in unserer Zeitung aus. Heinz Juhre (71) berichtet: „Ich erhielt etliche Anrufe, erfreulicherweise auch von Renate Knoblauch und Ruth Bardowicks, die mit der Familie des Fotografen Hermann Geißler verwandt sind und Auskunft über die umfangreiche Fotosammlung aus dem Gebiet Ochsenwerder und Umgebung geben konnte.“

Familienangehörige setzen sich mit Heimatforschern zusammen

Die 94-jährige Ruth Bardowicks war eine Cousine von Käthe Geißler, der Ehefrau des Fotografen Hermann Geißler, konnte aber an dem Treffen im Hause des Hobbyforschers Walter Storbeck (69) aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Anders Renate Knoblauch (78), die ihren Großcousin Roland Geißler (75), den jüngsten der vier Geißler-Söhne, über die Nachforschungen informierte.

Dieser brachte zu dem Treffen mit Juhre und Storbeck sowie seiner Großcousine auch noch etliche Fotografien mit, die allesamt aus dem Nachlass seines kürzlich verstorbenen Bruders Hans-Hermann Geißler stammen.

„Meine Brüder Hans-Hermann, Lothar und Helmut lebten mit meinen Eltern Käthe und Hermann Geißler bis Mitte 1949 an der Stiftstraße in St. Georg. Mein Vater (1897-1979) arbeitete seinerzeit in der Bischoffskanzlei und fotografierte bis an sein Lebensende“, berichtet Roland Geißler.

Zuflucht in Ochsenwerder während des Krieges

Glücklicherweise noch vor der Bombardierung Hamburgs holten die Verwandten aus Ochsenwerder die junge Familie zu sich, Mutter Käthe war im sechsten Monat schwanger mit dem jüngsten Sohn Roland. Der erinnert sich: „Bis 1955 haben wir in Ochsenwerder gelebt, ich war 6 1/2 Jahre, als wir an die Diagonalstraße zogen. Dort lebten meine Eltern bis an ihr Lebensende.“

Die Großeltern von Renate Knoblauch hatten damals einen Kolonialwarenhandel und eine Klempnerei, alle zusammen lebten in dem großen Haus für einige Jahre mit der Familie Geißler.

Roland Geißler und seine Großcousine Renate Knoblauch sichteten voller Eifer die alten Aufnahmen und konnten etliche zuordnen. „Dort sind wir Schlittschuh gelaufen, auf der Dobber, das war ein Nebenarm der Elbe, der heute zugeschüttet ist. Im Hintergrund ist die Bäckerei von Hacht zu sehen“, sagt Renate Knoblauch, als sie ein Winterbild in Händen hält.

Vergessene Tradition Ochsenwerders im Blick

Heinz Juhre und Walter Storbeck wollen weitere Motive der alten Aufnahmen mit Landschaften, Schiffen, Turnvereinen klären und zur Erforschung der Heimatgeschichte beitragen. Roland Geißler sicherte ihnen zu, die Aufnahmen einscannen und an das Museum im Bergedorfer Schloss übergeben zu dürfen, um sie für die Nachwelt zu erhalten.

Besonderes Interesse weckten zwei Aufnahmen: die Jungen der Familie Geißler tragen mit Blumen geschmückte Stäbe und sind im Sonntagsdress gekleidet. Auf einem anderen sind die Fahrräder der Jungen mit Grün und Blüten geschmückt. Juhre dazu: „Das ist das sogenannte ,Kindergrün’, da sind die Kinder mit Stäben und Grün durch den Ort gelaufen, der Spielmannszug vorweg, wie bei einem Umzug. Möglicherweise war es ein Erntedankfest, da es ebenfalls im Herbst war. Dazu wüssten wir gern Genaueres, denn bislang schüttelten bei dem Begriff ,Kindergrün’ alle ratlos den Kopf.“

Namen auf etlichen Konfirmandenbilder zugeordnet

Überhaupt sind Juhre und Storbeck begeistert von der Bilderflut und den damit verbundenen neuen Erkenntnisse, Juhre erfreut: „Ich hätte nie geglaubt, dass wir so viele Daten zusammen kriegen.“

Walter Storbeck ist Dank der Hilfe von Renate Knoblauch auch mit etlichen Konfirmandenbildern weiter gekommen: „Auf einem hat sie sich selbst erkannt und mir auf Anhieb viele der Namen nennen können. Irgendwann übergebe ich die vollständige Sammlung mit allen Tabellen der Kirche.“

Wer den Hobby-Historikern helfen möchte, wendet sich per E-Mail an harvey21465@t-online.de.