Neuengamme. War 78-Jährige bei Transport nicht gesichert? Firma „Fliegende Rollis“ widerspricht Vorwürfen.
Kürzlich wollte Renate Josenhans ihrer älteren Schwester einen Besuch abstatten. Wie üblich erwartete sie, dass Anni Meyer in ihrem Sessel vor dem Fenster am Kiebitzdeich sitzen würde. „Doch der Sessel war leer“, berichtet Renate Josenhans. Denn ihre 78 Jahre alte Schwester lag zu diesem Zeitpunkt schon schwer verletzt im Krankenhaus.
Auf der Rückfahrt von der Dialyse in Geesthacht war die Rollstuhlfahrerin im Transportwagen in der Auffahrt zur Autobahn umgekippt. „Der Fahrer ist wohl zügig in die Kurve gefahren und hatte vergessen, den Rollstuhl zu sichern“, sagt Gerd Josenhans, der seine Schwägerin und seinen Schwager unterstützt.
Ohne schnelle Hilfe hätte sie nicht überlebt
Erich Meyer (83) sorgt sich um seine Frau, die sich bei dem Unfall das Schlüsselbein und vier Rippen brach. Da die 78-Jährige bereits eine geschwächte Lunge hat, ist Gerd Josenhans sicher: „Ohne schnelle Hilfe im Krankenhaus hätte sie das nicht überlebt.“
Er ärgert sich sehr über das Vorgehen des Transportunternehmens „Fliegende Rollis“, das einen professionellen Transport für Rollstuhlfahrer verspricht. Schon einmal soll ein Fahrer vergessen haben, die Seniorin aus Neuengamme zu sichern. „Da konnte sie sich gerade noch abstützen“, sagt Gerd Josenhans: Nun die schwere Verletzung, die leicht zu verhindern gewesen wäre. Zudem habe der Fahrer nicht mal gewusst, was mit der umgekippten Rollstuhlfahrerin zu tun sei. „Am Telefon fragte er bei seiner Vorgesetzten um Rat, daraufhin wollte er sie einfach nach Hause bringen“, sagt Josenhans. Erst ein Zeuge habe Polizei und Rettungsdienst alarmiert, Anni Meyer wurde ins Krankenhaus gebracht – wo sie bis heute auf der Intensivstation liegt. „Das darf nicht passieren, schließlich transportieren sie tagtäglich Patienten“, so Josenhans.
In dem Fall hat er nun einen Anwalt eingeschaltet. „Er wird prüfen, ob es sich dabei um Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung handelt“, sagt Gerd Josenhans.
Unternehmen widerspricht den Vorwürfen
Auch das betroffene Unternehmen hat jetzt einen Anwalt beauftragt: Nach Rücksprache mit dem Fahrer widerspricht Rechtsanwalt Axel Borowiak allerdings der Darstellung, dass der Rollstuhl nicht gesichert war. Tatsächlich sei er durch vier Gurte fixiert gewesen. Zusätzlich sei die Patientin mit einem Bauchgurt gesichert gewesen, teilt er schriftlich mit. Ebenso sei unzutreffend, dass der Fahrer nicht gewusst habe, wie er mit dem umgekippten Rollstuhl und der verletzten Patientin umgehen soll. Laut Axel Borowiak sei man bemüht, die Ursache des Vorfalls aufzuklären. Dazu soll auch Kontakt zur Patientin gesucht werden, um Informationen über ihren Gesundheitszustand zu erlangen.