Kirchwerder. Kirchwerder. Gräben in den Kirchwerder Wiesen werden monatelang an 14 Stellen kontrolliert. 100.000 Euro investiert die Umweltbehörde.
Die Pegelstände in den Gräben des Ent- und Bewässerungsverbandes Marsch- und Vierlande im und nahe dem Naturschutzgebiet (NSG) Kirchwerder Wiesen sind umstritten: Während sich die Umweltbehörde und Naturschutzverbände für kontinuierlich hohe Wasserstände einsetzen, damit sich Flora und Fauna ansiedeln, sorgt sich der Verband um die Grundstücke seiner Mitglieder. Sie sollen keine nassen Füße bekommen. Außerdem, so argumentieren die Verbandsvertreter, müssen die Gräben auch bei Starkregen genug Wasser aufnehmen können. Die Landwirte und Gärtner wiederum benötigen bei Trockenheit viel Wasser für ihre Felder, fürchten aber auch Überschwemmungen in regnerischen Zeiten. Seit Jahren wird also schon über die richtigen Wasserstände diskutiert – ohne genau zu wissen, wie hoch sie wann wo sind.
Das soll sich nun ändern. Rund 100.000 Euro investiert die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) in eine mehrmonatige Messung der Wasserstände. Dafür wurden insgesamt 14 Pegel gesetzt – neun bereits Ende 2017, fünf weitere jetzt. Allein die Pegel – mit Sonden ausgestattete Metallrohre, die im Boden stecken – kosten rund 35.000 Euro. Sie sollen über das aktuelle Projekt hinaus langfristig für Messungen eingesetzt werden.
Drei Meter tief im Erdreich
Die 14 Pegel stehen an den Hauptgräben, jeweils etwa zwei Meter von ihnen entfernt. Die zylinderförmigen Rohre mit der Hightech-Ausstattung stecken etwa drei Meter tief im Erdreich, durch Querrohre sind die Sonden mit dem Wasser verbunden. „Der Wasserstand, der sich durch Wehre, Pumpen und die Witterung ständig verändert, wird per Funk an die Computer der Kollegen vom Wasserschutz in unserer Behörde in Wilhelmsburg übertragen, gleichzeitig auch an den Ent- und Bewässerungsverband“, sagt Birgit Malzburg. Sie ist in der Umweltbehörde für den Vertragsnaturschutz in Bergedorf zuständig.
Datengrundlage schaffen
Knapp die Hälfte der 860 Hektar Kirchwerder Wiesen steht unter Vertragsnaturschutz, der Rest obliegt dem „einfachen Naturschutz“: Die Vertragsflächen werden fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. „Eine freiwillige Zusammenarbeit“, sagt Birgit Malzburg. Die Landwirte bewirtschaften diese Flächen extensiv, bekommen dafür Zuschüsse.
„Mit den Pegelmessungen wollen wir eine Datengrundlage schaffen“, sagt Birgit Malzburg. „Liegen einige Gräben wirklich dauernd trocken? Steigt das Wasser in anderen Gräben über die Ufer? Vieles läuft bei der Regulierung bisher rein gefühlsmäßig. Doch bald können wir die Diskussion versachlichen.“ Der BUE gehe es um eine naturschutzfachliche Optimierung, „vielleicht ist das ja möglich ohne Nachteile für die anderen Parteien“.
Gutachten versprochen
Als der Pflege- und Entwicklungsplan für die Kirchwerder Wiesen vor einigen Jahren erstellt wurde, habe die Umweltbehörde ein Gutachten zu den Wasserständen versprochen. Dieses soll mit Hilfe der Pegel nun erstellt werden. Insgesamt ein Jahr und neun Monate wird gemessen – mindestens. Mit den Messungen an neun Stellen wurde schließlich schon vor knapp einem Jahr begonnen, während die anderen Sonden erst seit wenigen Tagen Daten liefern. Ihre Aufstellung hatte der Ent- und Bewässerungsverband gefordert – an besonders umstrittenen Stellen nahe Wohnhäusern. Malzburg: „Nach neun Monaten werden wir eine Zwischenauswertung vornehmen – und dann weitersehen.“
Ausgewertet werden die Daten von dem unabhängigen Gutachter Thorsten Evertz, („Wasser und Plan“). Er wird weitere Erhebungen, Auswertungen und Berechnungen vornehmen, auch ein hydraulisches Modell erstellen.
Wasserstände optimieren
Darin sollen verschiedene Wasserstände im Geländemodell dargestellt und Hochwasser- und Starkregenereignisse sowie eine Zuwässerung bei anhaltender Trockenheit modelliert werden. „Von dem Gutachten erwarten wir schließlich Empfehlungen für eine optimierte Steuerung der Grabenwasserstände“, sagt Birgit Malzburg.