Ochsenwerder. Ochsenwerder. Am Wochenende feiert die Ochsenwerder Schützengemeinschaft. Ihr scheidender König und sein Mann freuen sich auf Urlaub.
Die Proklamation des neuen Stammschützenkönigs 2017 wird man in Ochsenwerder so schnell nicht vergessen: Von Minute zu Minute weicht Christian Röbcke-Gronau mehr Farbe aus dem Gesicht. Er kann es nicht fassen, dass er noch immer oben auf der Bühne steht, während immer mehr Kandidaten aus dem Rennen scheiden. „Als die Entscheidung klar war, wurden die Beine weich“, erinnert sich der 37-Jährige. Den Schreck hat er längst überwunden und blickt auf ein abwechslungsreiches Königsjahr zurück, das am Wochenende zu Ende geht.
Gerade mal zwei Jahre gehörte der Mitarbeiter einer Firma für Unternehmenskommunikation der Ochsenwerder Schützengemeinschaft (OSG) an, als er König wurde. Dabei hatten weder er noch Ehemann Markus Gronau vorher groß etwas mit Schießen am Hut. Doch als das Paar vor sechs Jahren aus der Hafencity nach Ochsenwerder zog, war den Eheleuten klar, dass sie einem Verein beitreten wollten: „Zum einen, um sich im Dorf zu integrieren, aber auch, um die Traditionsvereine zu stärken“, sagt Röbcke-Gronau.
Eröffnungstanz mit dem Arm in der Schlinge
Dabei waren die beiden Männer spät dran, als die Proklamation anstand: Im Landhaus Voigt hatten sie nett zu Abend gegessen, als das Handy unablässig klingelte. Da ahnte Röbcke-Gronau schon, dass etwas im Busch sein musste, wenn die Vereinsmitglieder den beiden Männern so hinterher telefonieren. Doch er hatte keinesfalls damit gerechnet, dass er selbst zum Schützenkönig proklamiert werden würde. Vielmehr hatte er es Markus zugetraut. Und noch gescherzt: „Wenn du König wirst, lass ich mich scheiden.“
Dazu kam es zum Glück nicht, betont der 37-Jährige. Stattdessen eröffneten die beiden Männer den Schützenball traditionell mit einem gemeinsamen Tanz. „Dabei können wir gar nicht so gut zusammen tanzen, haben das nur bei unserer Hochzeit gemacht“, sagt Christian Röbcke-Gronau. Fast hätte der Schützenkönig den Ball ganz verpasst, war er doch kurz zuvor mit dem Fahrrad auf nassem Laub ausgerutscht. Eine Schultereckgelenkssprengung war die Folge.
König investierte rund 3000 Euro
Spaß hatte das Paar trotzdem – so wie auf einem halben Dutzend weiterer Schützenfeste, fünf Bällen oder dem Bergedorfer Oktoberfest. „Es war ein schönes Jahr“, sagt Röbcke-Gronau. Wenn auch kostspielig: Gut 3000 Euro werden wohl zu Buche stehen. Besonders die Besuche in den beiden Heimatstädten des Paares – Jesteburg und Worpswede – bleiben positiv in Erinnerung. Dumme Sprüche, dass plötzlich zwei Männer als Königspaar auftraten, habe es nie gegeben. „Es gab höchstens mal überraschte Blicke, wenn Markus sich als mein Mann entpuppte statt als Adjutant“, sagt der Schützenkönig.
Eine seiner letzten Amtshandlungen wird das Königsfrühstück sein, zu dem er 120 Gäste in seinem Garten an der Ochsenwerder Landstraße empfängt. Und danach freuen sich die beiden Männer wieder auf ein bisschen mehr Freizeit und nicht verplante Urlaubstage. Auch wenn Christian Röbcke-Gronau schon fast ein schlechtes Gewissen hat, dass er nicht mehr Termine wahrnehmen konnte: „Aber dafür bin ich einfach zu plötzlich König geworden. Viele Termine waren bereits verplant.“