Billwerder. Billwerder. Die kleinen Besucher kommen meist aus Krisenländern. Betreuer kommunizieren mit ihnen mithilfe von Bildkarten.

Im „Kinderhaus MiLa“ kommunizieren die Pädagogen mit den kleinen Besuchern mit Bildkarten, die etwa Hausschuhe und Spielzeug zeigen. So können sich die Mitarbeiter mit ihren Schützlingen verständigen. „Außerdem lernen die Kinder so die deutsche Sprache“, sagt Kübra Kültür“, Leiterin der Kindertagesstätte. Denn die 70 Besucher im Alter von ein bis sechs Jahren kommen aus Afghanistan, Irak, Iran, Eritrea, Somalia und Syrien. Obwohl in der Einrichtung Am Gleisdreieck 7 a bereits seit Oktober Kinder betreut werden, wurde das „Kinderhaus MiLa“ gestern, Freitag, eröffnet.

Kitas nicht „ausgebucht“

„Wir feiern die Eröffnung absichtlich so spät, weil die Kinder und ihre Familien erst einmal angekommen sein sollen“, sagt Kübra Kültür. Die Erzieherin und Mutter eines zweijährigen Jungen und ihr Team – neun Pädagogen und vier Hauswirtschafterinnen (alle in Teilzeit) – können noch 15 weitere Kinder aufnehmen. Auch die weiteren drei Kitas im Gleisdreieck, wo rund 2500 Menschen, darunter vor allem kinderreiche Familien, leben, dürften nicht „ausgebucht“ sein. „Viele der Menschen im Gleisdreieck kennen unser kostenloses Kita-Angebot in Hamburg nicht, aber das geht ja selbst Menschen aus Schleswig-Holstein so. In ihrer Heimat können sich nur bildungsnahe Familien so eine Kinderbetreuung leisten“, sagt Kübra Kültür.

Offenes Angebot für unschlüssige Eltern

Eine Kita-Kultur-Lotsin gestaltet immer mittwochs, 9.30 bis 11.30 Uhr, ein offenes Angebot für unschlüssige Eltern. So lernen Familien die Kita besser kennen, ohne ihr Kind fest anmelden zu müssen. Durchschnittlich sieben bis acht Familien nutzen das wöchentliche Angebot. Doch die Kitas in der Flüchtlingssiedlung dürfen von jedem Hamburger Kind besucht werden. „Bisher gibt es bei uns noch keine Kinder von außerhalb, aber bereits die ersten konkreten Anfragen“, sagt Kübra Kültür. Es gehe darum, „die Familien dafür zu gewinnen, ihre Kinder frühestmöglich an Bildung teilhaben zu lassen“, betont Ulrike Muß, geschäftsführender Vorstand der Rudolf-Ballin-Stiftung, Träger der Kita.

Die Pädagogen sind „Sprachvorbilder“

In der „MiLa“-Kita bekommen die Kinder Mittagessen, das von Hauswirtschafterinnen frisch gekocht wird. Das Fleisch stammt von Tieren, die nach islamischem Recht geschlachtet werden. Im Morgenkreis sprechen die Betreuer mit den Kleinen mithilfe der Bildkarten über fünf bis acht „Wörter der Woche“. Die Karten hängen auch an den Wänden, übersetzt in verschiedene Sprachen. „Die Kinder zeigen ihren Eltern dann stolz, welche Wörter sie gelernt haben“, sagt die Kita-Leiterin. Sie und ihre Kollegen betrachten sich als „Sprachvorbilder“. Deshalb sprechen Mitarbeiter mit jungen Besuchern auch nicht in deren Muttersprache, obwohl sie es könnten. „Wir sind für die Kinder die einzige Institution, um Deutsch zu lernen“, sagt Kübra Kültür.

Das Kinderhaus hat 258 Quadratmeter „pädagogische Fläche“ – vier Räume für jeweils zwei Krippen- und Elementargruppen, ein Kinderrestaurant, einen Bewegungsraum, einen Schlafraum für die Kleinen. Das Außengelände wartet mit Spielplatz und kleinem Wasserlauf auf.

Die Stiftung betreibt 18 Kitas in Hamburg, außerdem zwei Kinderkurheime und an neun Schulen die Nachmittagsbetreuung. Kübra Kültür sucht noch Fachkräfte. Sie ist per E-Mail erreichbar: kinder hausmila@rudolf-ballin-stif tung.de.