Altengamme. Altengamme. Tiere durften frei durch Naturschutzgebiet laufen – in Brut- und Setzzeit. Halterin wegen Jagdwilderei (49) angezeigt.
Tierdrama im Deichvorland: Hunde töteten ein Reh. Die 49-jährige Halterin aus Geesthacht hatte den Terrier-Mischling und den Border-Collie-Mischling bei einem Spaziergang am Montag von der Leine gelassen. Als die Hunde die hochtragende Ricke bemerkten, hetzten und bissen sie das Tier zu Tode.
Ein Spaziergänger hatte die Hetzjagd vom Deichfuß aus beobachtet. Er rief Polizeiposten Martin Langfeld an. Der 54-Jährige war „nach einer Minute“ am Deich. Doch „von dort aus konnte ich nicht zeitnah eingreifen“, denn die Tiere waren rund 200 Meter entfernt, hinter zwei Zäunen im Bereich des künstlichen Priels. Außerdem hätten sich die Hunde „im Blutrausch“ befunden, seien auch für Menschen gefährlich gewesen. „Ich konnte den Vorgang lediglich durch den Feldstecher beobachten“, sagt Langfeld, der Jagdpächter Peter Kaven „zur Verstärkung“ herbeirief.
Jagdpächter hätte die Hunde erschossen
Kaven war ebenfalls sehr schnell vor Ort. Doch da lag das Reh bereits am Boden. Die Hunde hatten dem trächtigen Tier in die Hinterbeine gebissen. „Vermutlich starb es an einem Schock“, sagt Langfeld. Wäre der Jagdpächter noch schneller am Deich gewesen, hätte er versucht, die wildernden Hunde zu erschießen. „Dazu bin ich gesetzlich verpflichtet“, sagt er.
Die Hundehalterin habe sich wenig einsichtig gezeigt, meint Kaven: „Sie meinte, dass Hunde ja auch mal kurz von der Leine gelassen werden müssten.“ Doch die Geesthachterin hat damit gleich dreifach gegen geltendes Recht verstoßen. In Hamburg herrscht Leinenzwang für Hunde. Außerdem befand sie sich mit ihren Hunden in einem Naturschutzgebiet. Schließlich hat sie die Tiere während der Brut- und Setzzeit von der Leine gelassen, also in der Zeit, in der Vögel und andere Tiere ihren Nachwuchs großziehen und besonderen Schutz benötigen. Die 49-Jährige muss sich laut Polizist Langfeld nun wegen des Verdachts der Jagdwilderei verantworten. Für diese Straftat sind Geld- und Freiheitsstrafen vorgesehen. „Die zuständigen Behörden prüfen auch, inwieweit sie als Halterin geeignet ist.“
„Schon mit vielen Haltern angelegt“
Jagdpächter Kaven ärgert sich über fehlende Kontrollen seitens der Umweltbehörde: „Dort wird nie kontrolliert.“ Dabei seien im Deichvorland, vor allem nahe an der Elbe, täglich freilaufende Hunde unterwegs. „Ich habe mich schon mit vielen Haltern angelegt – und sie dann einige Tage später erneut mit ihren unangeleinten Tieren angetroffen. Dabei gibt es in dem Naturschutzgebiet viele Rehe und Hasen, brüten dort Enten.“ Frank Köther, ebenfalls Jagdpächter in den Vierlanden, weiß, dass „Hunde häufiger Wildtiere verletzen“. Kaven freut sich deshalb umso mehr über die Hundehalter, „die Verständnis für die Gesetzesregelungen haben und ihre Hunde anleinen“.