Bergedorf. Bergedorf. 2500 Radfahrer sollen zwischen Spadenland und Altengamme unterwegs sein. Anlieger zwischen Kritik an Sperrung und Vorfreude.
Wenn in den Vier- und Marschlanden der Ironman ausgetragen wird, sollen die Rennradfahrer auf dem Hauptdeich zwischen Spadenland und Altengamme und auf dem Kirchwerder Landweg auf die Strecke gehen. Sie müssen am Sonntag, 29. Juli, laut Reglement des sportlichen Wettkampfes nicht nur 3,86 Kilometer schwimmen und einen Marathon laufen, sondern auch 182 Kilometer auf ihren Rädern zurücklegen. Viele Anlieger stellt das vor ein Problem: Wegen der gesperrten Straßen kommen sie zwischen 6.30 und mindestens 15.30 Uhr mit ihren Autos nicht vom Hof. Die Busse der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) können nur auf langen Umwegen oder gar nicht unterwegs sein, teilt die Verkehrspolizei mit.
23 Gaststätten betroffen
Von der Sperrung wären neben zahlreichen Privathaushalten auch etliche Unternehmen betroffen, darunter 23 Gaststätten und Imbisse, drei Hotels, 15 Blumengärtnereien und zwei Reiterhöfe. Gärtnermeister Michael Bornhöft öffnet seinen Betrieb am Kirchwerder Landweg 194 auch sonntags. „Wir werden am 29. Juli nichts verkaufen können“, sagt er. Dabei komme an den Sonntagen besonders viel Kundschaft, „in der Spitze mehr als 100 Kunden“. Oliver Kahle, geschäftsführender Gesellschafter des Hotelrestaurants Zollenspieker Fährhaus, ist ebenfalls „nicht amüsiert“. Er habe noch keine Ahnung, wie die Gäste ihn am Tag des Mega-Triathlons erreichen sollen. Die Vorstellung, dass die Gäste das Hotel auch nicht verlassen können, findet Kahle „nicht so dramatisch“, wie er lachend hinzufügt. Der Fährhaus-Chef hat sich nun ans Bezirksamt gewendet: „Ich möchte wissen, wie das gehändelt wird. Ich hätte gern eine offizielle Ansage“, sagt er.
„Verkehrsberuhigter Sonntag“
Marc-René Pastel vom Norddeutschen Haus am Altengammer Elbdeich 42 ist da gelassener, hofft auf Fußgänger und Radfahrer, die das Spektakel von seiner Terrasse aus verfolgen möchten: „Falls keine Gäste kommen, setze ich mich selbst draußen hin und verfolge das Rennen.“ Schließlich sei so ein „verkehrsberuhigter Sonntag“ die große Ausnahme. „Ich freue mich auf das Surren der Räder und werde das Knattern der Harleys nicht vermissen.“
Nachdem unsere Zeitung über die Planung berichtete, wird der Veranstalter am Dienstag, 17. April, im Regionalausschuss (Schule Fünfhausen, Durchdeich 108, 18 Uhr) über das Vorhaben informieren. Zudem kündigt die Ironman Germany GmbH für den 24. April eine Pressekonferenz an.
Gern früher informiert worden
Doch Anlieger der Radrennstrecke wären gern schon früher offiziell informiert worden. „Man sollte die Betroffenen mit ins Boot nehmen“, sagt Dariusz Bednarkiewicz, Chef der Zollenspieker Fähre, der das Event „eigentlich ja gut“ findet. Er hofft, dass die Vollsperrung des Hauptdeichs gelegentlich aufgehoben wird, damit Autos auf und von seiner Fähre rollen können. „Ansonsten werden wir den Betrieb an dem Tag wohl einstellen müssen.“
Arne Meyer, Betreiber des neuen Restaurants Marschländer Elblounge am Spadenländer Elbdeich, sieht im Ironman eine Chance für sein Lokal: „Ich kann es mir gut als Treffpunkt für Spaziergänger und Radfahrer vorstellen, die das Rennen beobachten.“
Die Radfahrer anfeuern
Auch viele Anlieger sind entspannt: „Wir werden die Radfahrer anfeuern“, sagt Elke Busch vom Kraueler Hauptdeich. Sie und ihre Nachbarn kommen am 29. Juli mit dem Auto nicht vom Hof. „Wir lassen den Wagen einfach stehen“, sagt Rentner Hermann Peper. Seine Nachbarin Petra Wiese ist hingegen verärgert: „Ich arbeite in der Gastronomie, auch sonntags, und weiß nicht, wie ich dann von zu Hause wegkommen soll.“ Ehemann Jürgen ist herzkrank. „Ich muss jederzeit mit dem Auto vom Hof können“, sagt er. Auch Michael Nehlsen vom Zollenspieker Hauptdeich freut sich nicht auf den Triathlon vor der Haustür: „Wir sind den ganzen Tag ans Haus gefesselt.“ Er habe keine Lust, am Vortag das Auto am Kirchenheerweg zu parken – 15 Minuten Fußweg entfernt. Nachbarin Christa Koch will ihrem kranken Bruder sein Essen schon am Vortag mit dem Auto liefern: „Das muss er sich dann halt warm machen.“