Curslack. Curslack. Nicht genug junge Stimmen: Liedertafel löst sich auf – Hamburger Chorverband setzt auf Flexibilität.

Im Jahr 1874 haben Vierländer Gärtner und Gewerbetreibende die „Liedertafel Amicitia von 1874 Curslack“ gegründet. Nun, nach 144 Jahren, verabschiedet sich der Männerchor aus dem Sängerkreis 5 des Hamburger Chorverbandes und damit gleichzeitig von der Vierländer Sängerbühne.

Damit schrumpft die Zahl der Chöre im Landgebiet weiter. Erst im vergangenen Jahr hatte sich der Damensingkreis Loreley aufgelöst, der sich 1985 im Fährhaus Altengamme zusammengefunden hatte. So wie beim Männerchor haperte es auch hier an jungen Interessierten.

Viele um die 80 Jahre alt

14 Sänger zählte die Liedertafel zuletzt, viele um die 80 Jahre alt. Doch sie haben ihrer Amicitia bis zuletzt eisern die Treue gehalten. So war es immer: Die wechselvolle Geschichte der Liedertafel war nur durch die Weltkriege unterbrochen. „Die Liedertafel war ein in den Vier- und Marschlanden und darüber hinaus hochgeschätzter und beliebter Männergesangverein. Die noch verbliebenen Sänger können deshalb mit Stolz auf diese Vergangenheit zurück sehen“, resümiert Gotthard Kalkbrenner, zweiter Vorsitzender.

Bis auf eine Ausnahme war der reine Männergesangverein nur von männlichen Dirigenten musikalisch geleitet worden. „Nur einmal hatten wir für kurze Zeit mit Isabell Joost eine der jüngsten, aber sehr erfolgreiche Dirigentin“, sagt Gotthard Kalkbrenner. Als sie Mutter wurde, blieb das Amt in der Familie: Ihr Ehemann, der Kantor der Reinbeker Maria-Magdalenen-Kirche, Jörg Müller, übernahm das Dirigat der Liedertafel und führte sie weiter erfolgreich.

Neue Wege gehen

Vielleicht raffen sich die Chormitglieder, die noch Freude am Singen haben, auf, ihrem Chorleiter in eine andere Gruppe zu folgen. Ihnen stehen auch noch mehr als diese Türen offen: „Nicht nur Männerchöre, auch die gemischten Chöre brauchen Sänger“, sagt Marita Sannmann, Vorsitzende des Sängerkreises 5. Sie ist selbst seit Jahrzehnten begeisterte Chorsängerin, wirbt dafür, auch neue Wege zu gehen.

Flexibilität und Fusionen sind Stichwörter für die Zukunft. Neben traditionellem Liedgut hat auch mal ein Experiment Platz, neben eigenen Chorprojekten öffnet auch die Kooperation mehrerer Chöre neue Horizonte. Ein gelungenes Beispiel liefern die Chöre Harmonie Kirchwerder-Sande, Damenchor 2000 und Harmonia Ochsenwerder, die bei verschiedenen Gelegenheiten als Chorgemeinschaft Elbestrand auftreten. Richtung Hamburg gerichtet geht dieser Appell: Der Chorverband braucht mehr finanzielle Unterstützung, um wirklich etwas auf die Beine stellen zu können.

Viele Freunde gefunden

Umso größer ist die gegenseitige Wertschätzung von Publikum und Chören im Landgebiet. Gotthard Kalkbrenner spricht für alle Sänger, wenn er sagt: „Wir sagen allen, die uns kannten und die uns unterstützt haben und die gern zu unseren Konzerten und Feiern gekommen sind: Danke. Danke für eine schöne Zeit, die wir nicht vergessen werden und in der wir viele Freunde gefunden haben.“