Tatenberg. Tatenberg. Sammler treffen sich im Hofladen Stender, um realitätsgetreue Traktoren, Mähdrecher und Maschinen im Miniaturformat zu zeigen.
Der Hofladen Stender wurde am Sonnabend zum Mekka der Agrarmodellbauer. Am Tatenberger Deich kamen zum dritten Mal die Nordlichter zusammen. „Entwickelt hat sich dieses Treffen aus dem Stammtisch der Modellbauer, die sich über die Plattform www.agrarmodellbau.de kennengelernt haben“, erklärt Gastgeber Torsten Stender (42). 18 Aussteller aus dem Norden, von Rostock bis Bremen, Hamburg, Kiel und Ostholstein zeigten ihre Modelle, sogar aus dem Saarland war ein Modellbauer angereist.
Vorsichtig besprüht mit Lehm und Dreck
Spielzeuge sind die Traktoren und Maschinen aber keinesfalls – sondern maßstabsgetreu nachgebaute und teils verifizierte Modelle realer Agrargeräte wie Trecker und Mähdrescher, meist im Maßstab 1:32. Eine Gruppe hat sich sogar auf ferngesteuerte Modelle spezialisiert. Fast alle Modelle sind vorsichtig mit Lehm und Dreck bespritzt: „In der Realität sind sie ja auch nicht blitzblank und sauber“, sagt Torsten Stender.
Stenders Leidenschaft für den Modellbau aus der Agrarwirtschaft begann als Kind mit einem Trecker von Siku, den er in seinem Jugendzimmer in der Vitrine zeigte. „Langsam wurden es immer mehr, inzwischen ist einer meiner Söhne auch infiziert“, berichtet er schmunzelnd.
Treckerführerschein und mehr als 100 Modelle
Generationenübergreifend fachsimpeln die Modellbauer untereinander. Immer den Fotoapparat im Anschlag sucht Jonas Szymkowiak (17) nach guten Motiven auf der Ausstellung. Der Abiturient hat seine Leidenschaft für die Landwirtschaft schon früh entdeckt: „Ich habe meinen Treckerführerschein gemacht und inzwischen etwa 100 Modelle, allerdings sammelt mein Vater auch mit.“ Dass er von seinen Freunden wegen seines Hobbys belächelt wird, stört ihn nicht. „Mich fasziniert die Landwirtschaft im kleinen Maßstab“, berichtet er. Sein Berufswunsch nach dem Abitur: „Ich möchte Tiermedizin studieren und später im Bereich der Großtiere arbeiten.“
DDR-Modelle mit Seltenheitswert
Originale aus der DDR Anfang der 1970er- Jahre sammelt Christian Müller (38): „Die Modelle sind in Ungarn per Handarbeit hergestellt und funktionieren. Obgleich die Hänger in der Realität nicht so gut funktioniert haben.“ Er ist mit dieser Technik groß geworden, seine Mutter hat in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) gearbeitet, sein Vater bei einem Kreisbetrieb für Landtechnik (KFL). Müller frönt seiner Leidenschaft in Kritzkow bei Güstrow, bislang mit etwa 25 Modellen. Er bedauert jedoch: „Schade, dass kein anderer hier DDR-Modelle zeigt, dann könnten wir uns austauschen.“
Längst nicht alle Sammler kommen aus der Landwirtschaft
Torsten Stender betont jedoch die Vielfalt der Sammler und Modellbauer: „Wir sind nicht alle aus der Landwirtschaft, es gibt auch begeisterte Bankkaufleute und Sammler aus vollkommen artfremden Berufen, die fasziniert sind von der Technik der Geräte und dem Nachbau.“
Peter Jebe (28) und Nils Gohrke (32) sind Fans ferngesteuerter Modelle, ebenso wie Jörg Krahn (48) und Björn Schatzschneider (34). Auf einem großen Tisch zeigen sie ihre Maschinen, die zum Teil bis ins Detail dem Original gleichen. Gohrke, der bereits mit zehn Jahren Modelle gebaut hat, berichtet: „Wir bauen Landschaften und lassen unsere ferngesteuerten Modelle arbeiten. Da dient als Erde Kaffeesatz und für die Kartoffeln verwenden wir Pfefferkörner. Unsere Maschinen können die Pfefferkörner aus dem Kaffeesatz herausholen und aussortieren.“ Selbstverständlich lassen sich Lenkung, Licht, Hydraulik und Achsen einzeln steuern.
Treffen in 2019 schon angedacht
Große Geduld und Fingerspitzengefühl hat Andy Schultze (27) beim Umbau eines Treckers mit Gülle-Anhänger bewiesen: „Die Schläuche, aus denen sonst die Gülle fließt, sahen beim Modell zu billig aus. Da habe ich aus etwa 20 Meter Kabel den metallenen Kern entfernt und die Kabelhülle als Gülleschläuche angebaut. Nun sieht es gut aus.“ Die Bauzeit von einer ganzen Arbeitswoche hat sich gelohnt.
Und es soll weiter gebastelt werden: „Für den Jahresbeginn 2019 ist ein weiteres Treffen geplant, da wir dann immer unseren Hofladen geschlossen haben, bietet es sich an“, sagt Torsten Stender.